Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Jefri umklammerte ihn fester und strich mit seinen langen ausgeprägten Pfoten über Stahls Fell. Abgesehen von dem Widerwillen, war es eine sehr seltsame Erfahrung. Normalerweise kam derart enger Kontakt mit einem anderen Wesen nur im Kampf oder beim Sex vor – und in beiden Fällen war nicht viel Platz für vernünftiges Denken. Aber bei diesem Menschen – gewiss, das Geschöpf reagierte mit offensichtlicher Intelligenz, aber es gab keine Spur von Denkgeräuschen. Man konnte zugleich denken und fühlen. Stahl biss sich auf eine Lippe, um sein Zittern zu unterdrücken. Es war…, es war wie Sex mit einem Leichnam.
    Schließlich trat Jefri zurück und hielt die Hand hoch. Er sagte etwas sehr schnell, und Amdi sagte: »O Fürst Stahl, Ihr seid verletzt. Seht das Blut.« Es war etwas Rotes an den Pfoten des Menschen; Stahl schaute sich selbst an. Gewiss, ein Rumpf hatte einen Kratzer abbekommen. Er hatte es bei all der Aufregung überhaupt nicht bemerkt. Stahl wich von dem Pfahlwesen zurück und sagte zu Amdi: »Es ist nichts. Sind Jefri und du unverletzt?«
    Es gab einen rasselnden Wortwechsel zwischen den Kindern, fast unverständlich für Stahl. »Uns geht es gut. Danke, dass Ihr uns beschützt habt.«
    Schnelles Denken gehörte zu den Dingen, die Flenser mit seinen Messern in Stahl eingegraben hatte: »Ja. Aber es hätte niemals geschehen dürfen. Die Holzschnitzer haben sich als Arbeiter verkleidet. Ich denke, sie sind seit Tagen dabei gewesen und haben auf eine Gelegenheit gewartet, euch anzugreifen. Als wir den Schwindel entdeckten, wäre es beinahe zu spät gewesen… Ihr hättet wirklich drin bleiben sollen, als ihr den Kampf hörtet.«
    Amdi ließ beschämt die Köpfe hängen und übersetzte für Jefri. »Es tut uns Leid. Wir waren aufgeregt, und d-dann dachten wir, Ihr könntet verletzt werden.«
    Stahl machte tröstende Laute. Gleichzeitig schauten sich zwei von ihm die Folgen des Gemetzels an. Wo war das Weißjack, das gleich zu Beginn seinen Posten auf der Treppe verlassen hatte? Dieses Rudel würde büßen… Sein Gedankenfluss kam abrupt zum Stehen, als er es bemerkte: Tyrathect. Das Flenser-Fragment beobachtete ihn vom Versammlungssaal aus. Jetzt, da er daran dachte – das Fragment hatte zugeschaut, kaum dass der Kampf begonnen hatte. Anderen mochte seine Haltung gleichgültig erscheinen, doch Stahl konnte die grimmige Belustigung darin erkennen. Er nickte dem anderen kurz zu, doch innerlich krampfte sich Stahl zusammen: Er war so nahe dran gewesen, alles zu verlieren – und der Flenser hatte es bemerkt.
    »Gut, lasst uns zusehen, dass ihr beide wieder zur Verborgenen Insel kommt.« Er gab den Betreuern ein Zeichen, die hinter dem Sternenschiff hervorgekommen waren.
    »Noch nicht, Fürst Stahl!«, sagte Amdi. »Wir sind eben erst angekommen. Von Ravna müsste sehr bald eine Antwort eintreffen.«
    Zähne knirschten, doch so, dass die Kinder es nicht sahen. »Ja, bleibt bitte. Aber wir werden jetzt alle vorsichtiger sein, ja?«
    »Ja, ja!« Amdi erklärte es dem Menschen. Stahl stand da, Vorderpfoten auf den Schultern, und tätschelte Jefri den Kopf.
    Stahl ließ Sreck die Kinder zurück in die Holzummantelung des Schiffes bringen. Bis sie außer Sicht waren, schauten ihnen alle seine Glieder mit dem Ausdruck von Stolz und Zuneigung nach. Dann wandte er sich um und ging über den rötlichen Schlamm. Wo war dieses dumme Weißjack?
     
    Der Versammlungssaal auf dem Schiffsberg war klein und provisorisch. Er war gut genug gewesen, um während des Winters die Kälte fernzuhalten, aber für eine Besprechung von mehr als drei Leuten war er das reinste Irrenhaus. Stahl schritt an dem Flenser-Fragment vorbei und sammelte sich auf der Empore, wo er den besten Blick auf die Bauarbeiten hatte. Nach einer kurzen Höflichkeitspause trat Tyrathect ein und stieg auf die gegenüberliegende Empore.
    Aber das ganze Zeremoniell war für das niedere Volk draußen bestimmt; nun zischte Flensers leises Lachen durch die Luft zu ihm herüber, gerade laut genug, dass er es hören konnte. »Lieber Stahl. Manchmal frage ich mich, ob du wirklich mein Schüler bist…, oder vielleicht ein Wechselbalg, der mir nach meiner Abreise untergeschoben worden ist. Versuchst du tatsächlich, uns zu erledigen?«
    Stahl starrte zurück. Er war sich sicher, dass seine Haltung keine Unbehaglichkeit erkennen ließ; das alles hielt er innen verborgen. »Unfälle kommen vor. Der Schuldige wird zerlegt.«
    »Gewiss. Aber das scheint deine Antwort

Weitere Kostenlose Bücher