Ein Feuer Auf Der Tiefe
heraufzubringen.
Amdiranifani verstummte plötzlich, jedes Glied von den übermittelten Tönen aufs Äußerste gespannt. »Aufhören!«, schrie er dann. Und der Korridor lag still wie ein Grab. »Herr Stahl! O Herr Stahl!« Alle von Amdi drängten sich an Jefri. »Er redet davon, dir weh zu tun, wenn Ravna nicht gehorcht. Er will die Besucher umbringen, wenn sie landen.« In seinen aufgerissenen Augen standen Tränen. »Ich verstehe es nicht.«
Jefri stieß mit einer Hand nach dem Vermummten. »Vielleicht spielt er auch das nur vor.«
»Ich weiß nicht. Ich könnte niemals zwei Rudel so gut nachahmen…« Die winzigen Körper zitterten an Jefri gepresst, und menschliches Weinen ertönte, der unheimlich vertraute Klang eines verlassenen kleinen Kindes… »Was sollen wir tun, Jefri?«
Doch Jefri schwieg, während er sich an die ersten paar Minuten erinnerte, nachdem Stahls Soldaten ihn gerettet – gefangen genommen – hatten, und sie nun endlich verstand. Erinnerungen, die von späterer Freundlichkeit unterdrückt worden waren, krochen aus den Winkeln seines Gedächtnisses hervor. Mutti, Vati, Johanna. Aber Johanna lebt noch, gleich hinter diesen Mauern …
»Jefri?«
»Ich weiß auch nicht? V-vielleicht verstecken?«
Einen Augenblick lang starrten sie einander an. Schließlich sprach das Fragment. »Ihr könnt Besseres tun, als euch zu verstecken. Ihr wisst schon, dass durch diese Mauern Gänge führen. Wenn man die Eingänge kennt – und ich kenne sie –, kann man fast überall hingehen. Man kann sogar nach draußen gelangen.«
Johanna.
Amdi hörte auf zu weinen. Drei von ihm betrachteten Tyrathect von vorn, hinten und der Seite. Der Rest drängte sich noch an Jefri. »Wir trauen dir immer noch nicht, Tyrathect«, sagte Jefri.
»Gut, gut. Ich bin ein Rudel von verschiedenen Teilen. Vielleicht nicht völlig vertrauenswürdig.«
»Zeig uns alle Löcher.« Lass uns entscheiden.
»Dazu reicht die Zeit nicht…«
»Gut, aber fang damit an. Und während du das tust, übermittle weiter, was Herr Stahl gerade sagt.«
Das Solo ließ den Kopf wippen, und wieder erklang der mehrfache Redefluss der Rudelsprache. Das Vermummte kam unter Schmerzen auf die Füße und führte die beiden Kinder einen Nebentunnel hinab, wo die Öllampen fast leergebrannt waren. Das lauteste Geräusch hier unten war das leise Tropfen von Wasser. Der Ort war kein Jahr alt, dennoch – abgesehen von den rauen Kanten des behauenen Steins – wirkte er uralt.
Welpen weinte wieder. Jefri streichelte den Rücken des einen, das an seiner Schulter hing. »Bitte, Amdi, übersetze für mich.«
Nach kurzer Zeit drang Amdis Stimme zögernd an sein Ohr. »Herr Stahl fragt wieder, wo wir sind. Tyrathect sagt, dass wir von einer herabgestürzten Decke im inneren Flügel eingeschlossen sind.« In der Tat hatten sie vor ein paar Minuten gehört, dass sich das Mauerwerk verschob, doch es hatte weit weg geklungen. »Herr Stahl hat gerade die übrigen von Tyrathect losgeschickt, um Herrn Sreck zu holen und uns auszugraben. Herr Stahl klingt so… anders.«
»Vielleicht ist er es nicht wirklich«, flüsterte Jefri zurück.
Langes Schweigen. »Nein. Er ist es. Er wirkt nur so wütend, und er verwendet seltsame Wörter.«
»Große Worte?«
»Nein. Schlimme. Von Schneiden und Töten… Ravna und dich und mich. Er… er mag uns nicht, Jefri.«
Das Solo blieb stehen. Sie hatten die letzte Wandlampe passiert, und es war zu dunkel, als dass man irgendetwas außer schemenhaften Umrissen sehen konnte. Er zeigte auf eine kleine Stelle an der Wand. Amdi langte nach vorn und drückte gegen den Stein. Die ganze Zeit über sprach Herr Tyrathect weiter und berichtete von den Vorgängen draußen.
»In Ordnung«, sagte Amdi, »es geht auf. Und es ist groß genug für dich, Jefri. Ich denke…«
Tyrathects Menschenstimme sagte: »Die Raumleute sind wieder da. Ich sehe ihr kleines Boot… Ich bin gerade noch rechtzeitig weggekommen. Stahl wird allmählich misstrauisch. Noch ein paar Sekunden, und er wird überall suchen lassen.«
Amdi schaute in die dunkle Öffnung. »Ich meine, wir gehen«, sagte er leise und traurig.
»Hm-ja.« Jefri langte hinab, um eine von Amdis Schultern zu berühren. Das Glied führte ihn zu einem in scharfkantigen Stein geschnittenen Loch. Wenn er die Schultern einzog, war Platz genug, um hineinzukriechen. Einer von Amdi ging vor ihm hinein. Die anderen würden folgen. »Ich hoffe, es wird nicht noch enger.«
Tyrathect: »Das dürfte es
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