Ein Feuer Auf Der Tiefe
verschwinden.«
»Hm. Deine Logik ist etwas schwach. Wenn der ALTE mich direkt steuern würde, könnte er den Blödian ebenso leicht spielen« – er reckte den Kopf vor – »wie den Mann deiner Träume.«
Ravna bleckte die Zähne. »Mag sein, aber ich habe ein bisschen Unterstützung von meinem Chef. Er hat mir die Genehmigung verschafft, die Nutzung der Transceiver zu überwachen.« Sie schaute auf ihr Datio. »Momentan bekommt der ALTE weniger als zehn Kilobit pro Sekunde vom ganzen Relais…, was bedeutet, mein Freund, dass du gerade nicht ferngesteuert bist. Alle groben Manieren, die ich heute erlebe, gehen auf das Konto des echten Pham Nuwen.«
Der Rotschopf kicherte und konnte eine leichte Verlegenheit nicht verhehlen. »Du hast mich ertappt. Ich bin schon die ganze Zeit, seit die Org den ALTEN zum Rückzug überredet hat, im Außendienst. Aber du sollst wissen, dass diese ganzen zehn Kb/s dieser bezaubernden Unterhaltung gewidmet sind.« Er hielt inne, als horche er, und winkte dann. »Der ALTE sagt ›Hallo‹.«
Wider Willen musste Ravna lachen; es lag etwas Absurdes in der Geste und der Annahme, dass sich eine MACHT zu so trivialem Humor herablassen könnte. »In Ordnung. Ich bin froh, dass er… äh… dabeisein kann. Wie du siehst, Pham, verlangen wir nach transzendenten Maßstäben nicht viel, und es könnte für ganze Zivilisationen die Rettung bedeuten. Gebt uns ein paar tausend Schiffe; Robotschiffe zum einmaligen Gebrauch wären gut.«
»Der ALTE könnte so viele herstellen, aber sie wären nicht viel besser, als was hier unten gebaut wird. Die Zonen auszutricksen« – er hielt inne und wirkte erstaunt über seine eigene Wortwahl –, »die Zonen auszutricksen ist eine heikle Sache.«
»Na schön. Qualität oder Menge. Wir akzeptieren alles, was der ALTE für angebracht hält…«
»Nein.«
»Pham! Wir reden über ein paar Tage Arbeit für den ALTEN. Er hat für das Studium der PEST schon mehr bezahlt.« Ihre einzige wilde Nacht hatte vielleicht ebenso viel gekostet – doch das sagte sie nicht.
»Ja, und Vrinimi hat das meiste davon ausgegeben.«
»Um die Kunden zu entschädigen, denen ihr auf die Zehen getreten seid!… Pham, kannst du uns nicht wenigstens sagen, warum nicht?«
Das träge Lächeln wich von seinem Gesicht. Sie warf einen raschen Blick auf ihr Datio. Nein, Pham Nuwen war nicht besessen. Sie erinnerte sich an seinen Gesichtsausdruck, als er die Post von Jefri Olsndot las; hinter all der Arroganz verbarg sich ein anständiger Mensch. »Ich will es versuchen. Beachte, dass ich zwar ein Teil des ALTEN bin, bei meinen Erinnerungen und Erklärungen aber menschlichen Beschränkungen unterliege.
Du hast Recht, die PERVERSION schluckt immer mehr von der Obergrenze des Jenseits. Vielleicht werden fünfzig Zivilisationen umkommen, ehe diese MACHT die Lust verliert – und ein paar tausend Jahre danach wird es ›Echos‹ der Katastrophe geben, vergiftete Sternensysteme, künstliche Rassen mit hirnverbrannten Ideen. Aber – tut mir Leid, es so zu sagen – na und? Der ALTE hat über das Problem nachgedacht, seit mehr als hundert Tagen. Das ist eine lange Zeit für eine MACHT, vor allem für den ALTEN. Er existiert jetzt seit über zehn Jahren, seine Persönlichkeiten treiben schnell auf… Veränderungen… zu, die ihn über jede Kommunikation hinaus entrücken werden. Warum sollte er sich um all das kümmern?«
Es war ein Standardthema in der Schule, doch Ravna konnte nicht an sich halten. »Aber die Geschichte ist voll von Fällen, wo MÄCHTE Rassen des Jenseits, manchmal sogar Individuen geholfen haben.« Sie hatte bereits herausgefunden, welche Rasse den ALTEN geschaffen hatte. Sie waren Gasbeutel-Geschöpfe. Ihre Netzpost war selbst nach Ravnas bester Deutung größtenteils Kauderwelsch. Anscheinend hatten sie keinen besonderen Einfluss auf den ALTEN. Ihr blieb wohl nur der direkte Appell. »Sieh doch. Nimm es von der anderen Seite: Selbst gewöhnliche Menschen brauchen keine besonderen Erklärungen, um Tieren in Not zu helfen.«
Phams Lächeln kehrte allmählich zurück. »Du bist so stark in Analogien. Vergiss nicht, dass jeder Vergleich hinkt, und je komplexer der Automatismus, um so komplexer sind seine möglichen Beweggründe. Aber… gut, wie wäre es mit dieser Analogie: Der ALTE ist ein im Grunde anständiger Bursche mit einem hübschen Haus in einer guten Gegend der Stadt. Eines Tages bemerkt er, dass er einen neuen Nachbarn hat, einen verlotterten Kerl, dessen
Weitere Kostenlose Bücher