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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Kommission könnte Ihr Freund wohl mit, na ja, ungefähr zwanzigtausend rechnen.«
    »Ts ts ts«, machte Baltasar. »So viel für ein bißchen Metall und grünliches Glas?«
    »Sie sind ein Banause, Mann! Das hat wahrscheinlich ein venezianischer oder florentinischer Goldschmied gemacht; ich kenne jemanden, der das notfalls sogar auf zwei oder drei Namen einengen könnte. Das Metall, Sie dummes Stück, ist Gold, und was Sie grünliches Glas zu nennen belieben, ist ein Smaragd. Wahrscheinlich kolumbianisch.«

8. Kapitel
    Dann will ich gern eine Beute für Hunde sein und den Vögeln, die ringsherum nisten, ein Fraß; denn der Tod schenkt Freiheit vom tränenerregenden Schmerz. Komme der Untergang, packe mich vor dem Beischlaf der Hochzeitsnacht!
    A ISCHYLOS
    Um sechs schloß Matzbach den Laden; kurz vor sieben fand er einen Parkplatz in der Nähe des Bonner Rheinufers. Ariane traf wenige Minuten später ein.
    Das Abendessen bestand aus vielen kleinen Schweinereien kulinarischer und verbaler Art und war angenehm entspannt. Matzbach fand es – überrascht – nicht überraschend, daß man schnell zu einem beinahe altvertrauten, spöttischen Tonfall fand. Dabei begann alles mit einer eher peinlichen Beinahe-Doppelung. Ariane sagte: »Und wie ist es dir so ergangen, oder was man jetzt so sagen sollte?«, und gleichzeitig sagte er: »Und wie hat das Leben dich betreten, falls es das getan hat?«
    Während des Essens tauschten sie nicht besonders informative Informationen aus, die im wesentlichen daraus bestanden, daß Matzbach sich weigerte, über sein Innenleben zu reden (»du weißt doch, ich habe keins«), während Ariane andeutete, daß sie länger mit einem zusammengewesen sei, dessen Herz vor zwei Jahren den Dienst aufgegeben habe.
    »Wenn er großherzig war, könnte es einfach an Überdehnung gelegen haben.«
    »Klingt wie Matzbach«, sagte sie.
    »Was? Das Herz?«
    »Der Kommentar. Kommt mir irgendwie immer noch bekannt vor.«
    Nach kurzer Pause, in der er sich eine Grimasse verkniff, sagte er: »In der Schüssel der Beziehung scheint nach Verdunsten der Amouren ein Bodensatz Freundschaftlichkeit zurückgeblieben zu sein; oder so; oder wie? Nachhut, gewissermaßen; könnte man das jetzt ein Nachhutgefecht unter Zurückgebliebenen nennen?«
    Ariane lachte und kräuselte die Nase. »Früher hättest du wahrscheinlich noch was von geistig Zurückgebliebenen gesagt oder retardierende Amnesie erwähnt. Kann es sein, daß du ohne weitergehende Änderungen einfach sanftmütig geworden bist?«
    »Das kann nicht sein.«
    »Weil nicht sein kann, was nicht sein darf? Oder was nicht zugegeben sein darf?«
    »Gibt’s zwischen diesen beiden Varianten einen wichtigen Unterschied?«
    »Den gleichen, möglicherweise«, sagte Ariane betont beiläufig, »wie zwischen etwas noch tun und etwas wieder tun.« Sie legte die Linke auf Baltasars Rechte.
    Matzbach schwieg einen Moment. Dabei betrachtete er zunächst die Hand, die schlanken schmucklosen Finger mit den dezent lackierten Nägeln; dann hob er den Blick und sondierte Arianes Gesicht. Eine Hälfte seiner Gedanken erwog angenehme An- und Aussichten und verhedderte sich in Metaphern: antike Glut unter Asche, der passende Blasebalg zum Entfernen dieser und Anfachen jener, dazu die Rückfälligkeit von Verbrechern angesichts ersprießlicher Schauplätze, außerdem Kitsch, der auf Stelzen über einen Gemeinplatz wandert. Die andere Hälfte sortierte Bemerkungen darüber, daß er nicht viel davon halte, seinerzeit einfach so lediglich darum abgeschafft worden zu sein, um sich nun bei Bedarf wieder anknipsen zu lassen, und beschloß dann, diese ungesagt zu verschlucken.
    »Du hast da eben etwas ganz richtig gesehen, wiewohl falsch«, sagte er statt all dessen.
    »Erleuchte mich, o Baltasar.«
    »Von wegen sanftmütig geworden; nein, bin ich nicht, aber wahrscheinlich hast du andere Auswirkungen der galoppierenden Vergreisung gesehen und daraus auf mögliche Sanftheit geschlossen.«
    »Vergreisung?« Ariane kicherte. »Das muß ziemlich – ja, wie sein? Einfach ziemlich wie, oder?«
    »Weder sowohl noch als auch. Aber mit der Jahre Anzahl, nunmehr dreiundsechzig, läßt meine mangelhafte Verwendbarkeit als Kuschelbär oder Nachtgespiele nicht einmal mehr zu wünschen übrig, allenfalls noch zu erinnern. Das Verfallsdatum ist überschritten, liebe Ariane. Die Nähe schöner Frauen ist für alte Männer bestenfalls bestürzend.«
    Langsam zog sie die Hand zurück. »Das heißt nein, im

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