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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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wenig glücklicher gemacht.«
    Yü nahm seine Reisetasche, hängte sie über die Schulter und blickte zwischen Matzbach und der Eingangstür hin und her. »Glücklicher? Ob sie nicht vielleicht eher bangt?«
    »Ei, warum sollte sie das?« Matzbach schloß den Wagen ab; dann schloß er ihn wieder auf und steckte den Schlüssel ein.
    »Warum schließt du zu und wieder auf?«
    »Der Reihe nach, bitte. Ich bin zuerst dran; ich habe zuerst gefragt.«
    Yü stöhnte. »Korinthenkacker. Vielleicht ist sie besorgt, daß du wegen des heftigen Trinkgelds auf irgendwelche nächtlichen Sonderdienste spekulierst. Das Mädchen ist höchstens Mitte zwanzig und sieht ein bißchen zerbrechlich aus. Dich betrachtend, wenn ich sie wäre, überkämen mich da Besorgnisse.«
    »Blödsinn.« Matzbach packte seinen abgewetzten Lederkoffer. »Sie hat, wie jeder in der Gastronomie, zweifellos ein Auge für Gäste; deshalb weiß sie, daß ich für so etwas viel zu alt bin.«
    »Seit wann?«
    »Das ist eine andere Frage, die wir bei Gelegenheit nicht erörtern werden. Was nun den Wagen angeht – erstens habe ich nicht vor, diesen schönen warmen Nachmittag im Lokal oder gar in dem opulenten Zimmer zu verbringen; zweitens sieht das hier nicht so aus, als ob man Autos abschließen müßte.«
    »Ich vergaß; hier klaut man nur Säuglinge.«

10. Kapitel
    Wer vorgeht und sich mengt in fremden Hader, der ist wie einer, der den Hund bei den Ohren zwackt.
    S PRÜCHE S ALOMONIS
    Als sie die Schlüssel am Tresen abgeben wollten, der auch als Rezeption diente, stand dort ein etwa vierzig Jahre alter Mann und polierte Gläser.
    »Sie müssen die Gäste sein«, sagte er mit einem eher verhaltenen Lächeln. »Gudrun hat mir schon gesagt, daß jemand hier übernachten will. Bleiben Sie länger?«
    »Keine Ahnung.« Matzbach legte seinen Schlüssel neben den von Yü. »Vier, fünf Tage vielleicht; mal sehen. Wir wollen uns ein bißchen die Gegend ansehen und malen.«
    »Malen? Ach, wie interessant. Ich hoffe, Sie …«
    Dann unterbrach er sich, denn es kamen drei Männer in die Gaststube: ein Riese mit schwarzem Bart, ein kugelförmiges Geschöpf, das dem anderen kaum bis zum Kinn reichte, und ein Mann mittleren Alters, an dem nichts besonders auffällig war, außer der Tatsache, daß er einen Fuß eingegipst hatte und Krücken benutzte.
    »Tach, Pater«, sagte der Kugelförmige mit dröhnender Baßstimme. »Drei Pils, bitte, damit wir den Nachmittag besser überstehen.«
    Der mit »Pater« angeredete Wirt langte nach Pilsgläsern; dabei sagte er:
    »Ich weiß nicht, wie die Herren heißen …«
    »Matzbach«, sagte Yü; er deutete auf Baltasar.
    »Yü«, sagte Matzbach; er deutete auf den Chinesen.
    Der Wirt grinste. »Sieht aus, als ob Sie das geübt hätten. Also, die Herren Yü und Matzbach, beide Kunstmaler. Sie werden ein paar Tage hier wohnen. Ah, wollen Sie heute abend hier essen?«
    »Bitte gern, ja wohl doch«, sagte Baltasar. »Ab wann ungefähr, und wer sind die edlen Gentlemen?«
    »Ab sieben. Der Lange ist unser Apotheker, Herr Fischer. Der Dicke da mit der Riesenstimme ist Herr Lemberger, Sargtischler und Bestatter. Der Hinkefuß ist Herr Lauritzen, der hat hier keine Funktion, er ist irgendwas beim Funk in Köln und lebt hier nur so.«
    »Parasitär, gewissermaßen?« sagte Matzbach. Er deutete eine Verbeugung an. »Ich bin entzückt.«
    »Trinken Sie was?« sagte Lauritzen; er stützte sich auf eine Krücke und holte Zigaretten aus der Brusttasche. Der Riese neben ihm lächelte und nickte nur.
    »Heute abend gern – wenn wir die erste Runde übernehmen dürfen. Jetzt wollten wir uns noch ein bißchen die Gegend ansehen. Besser ohne Fahne, oder?«
    »Ich weiß nicht, wo der Sheriff steckt, aber sicher ist sicher. Na denn, bis später.«
    »Ein Wirt, den sie ›Pater‹ nennen«, sagte Matzbach, als sie im Wagen saßen. »Ein stummer Riese. Ein gipsfüßiger Mann, wahrscheinlich vom WDR, oder? Und ein Sargtischler und Bestatter namens Lemberger … Um den solltest du dich kümmern, demnächst.«
    »Erfahrungen austauschen, sargmäßig?« Yü nickte. »Ist eine Weile her, aber ich krieg bestimmt noch ein paar plausible Erinnerungen hin.«
    Ohne die ins Hotel gebrachten Gepäckstücke rappelten die Maler-Utensilien im Kofferraum; Matzbach weigerte sich jedoch, anzuhalten und die artistische Fracht neu zu trimmen.
    Yü hielt das Meßtischblatt auf den Knien und wollte versuchen, befahrbare Wege zu möglichst vielen der verzeichneten alten

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