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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Mann.«
    »Kennt sich nicht nur aus«, sagte Frau Bergedorf. »Er hat außerdem Gandalf gezähmt.«
    Recht blickte interessiert in Matzbachs Gesicht, dann zum Hund. »Echt? Wie das?«
    »Kommt doch erst mal alle rein.« Sie ging ins Haus.
    Hinter der Tür lag eine hektisch möblierte Wohnküche. Ein angloschwedischer Aga als Herd und Heizquell war so etwas wie Zentrum und optischer Ruhepol; der Rest bestand aus Formen und Farben: ein lila gestrichener Nierentisch mit Plastikstühlen – fünf; sie waren rot, himmelblau, türkis, preußischblau und ocker-metallic – und einer beißend gelben, beinahe Sförmigen Sitztruhe; ein Stahlschrank (veilchenblau) als Anrichte; ein eher normaler Geschirrschrank, hinter dessen Glasflächen Teller, Tassen und Schüsseln von unsagbaren Formen und Farben schmachteten. Einige schienen aus einem unvollendeten Gemälde von Salvador Dalí zu stammen und waren wohl ursprünglich für die Aufbewahrung schlaffer Fließuhren vorgesehen. Andere Objekte wirkten eher so, als solle man aus ihnen bei Bronchitis und gebrochener Nase inhalieren oder als seien sie zur Aufnahme unförmigen Hustens geeignet.
    »Wo ist der Hund?« sagte Matzbach; er sah, daß Yü Einrichtung und Ausstattung mit hungrigen Augen verschlang und sich zumindest andeutungsweise auf die Zunge biß, um weder zu lachen noch unpassende Kommentare abzugeben.
    »Gandalf? Der bleibt draußen.« Frau Bergedorf löffelte eben Kaffee in eine Emaillekanne und sprach über die Schulter.
    »Ich dachte, er müßte spülen.«
    Knecht Recht giggelte leise.
    »Wieso spülen?« Nun verdrehte die Herrin von Haus, Hof und Hund den Oberkörper, um Matzbach anzusehen.
    »Ach, nur so – die Form des Geschirrs legt diese Mutmaßung nahe.«
    Der gelbgrün kreuzschraffierte Wasserkessel begann auf dem Aga zu summen.
    »Finden Sie? Und was meinen Sie dazu?« Sie ging zum Geschirrschrank und nahm ein paar Nutzbarkeiten heraus, die sie auf den lila Nierentisch stellte.
    Es handelte sich theoretisch um Becher. Einer war lila, aber eine Nuance heller als der Tisch, und hatte gegenüber vom Henkel einen nach außen gewölbten, abfallenden Rand. Der zweite, rotzgrün, war quadratisch, mit einer stilisierten Schlange als Henkel. Der dritte, tulpenförmig und fleischfarben, hatte in der Mitte eine Art Blütenstempel ohne jede Funktion. Der vierte, den sie Matzbach hinstellte, paßte zu dessen preußischblauem Stuhl: ein Humpen mit abnehmbarer Pickelhaube als Deckel.
    »Tja«, sagte Matzbach.
    »Nur tja?«
    »Ich erwog gerade die Frage, ob Sie schon lange farbenblind sind, sagte mir dann aber, gerade noch rechtzeitig, daß es unhöflich wäre, die Frage zu stellen, und vor allem, daß auch intensive Farbenblindheit die Formen nicht erklärt.« Er deutete auf den Becher mit Wölbrand. »Der da, zum Beispiel, mit seiner Habsburgerlippe, könnte einem von Gandalf gezeugten Ork-Embryo als Ersatz-Uterus mit Ausschlupf dienen.«
    Der Knecht zielte mit dem Zeigefinger auf ihn, wie mit einem Pistolenlauf. »Und Sie haben den Hund überstanden? Hätte ich gern gesehen. Haben Sie den plattgeredet? Wie war das, Wayne?«
    »Gandalf ist auf ihn losgegangen, er ist ihm mit Gebrüll entgegengerannt. Darauf hat Gandalf eine Schlitterbremsung gemacht, und Herr Matzdings hat ihn in seiner Achselhöhle rumschnüffeln lassen.«
    »Nicht schlecht, echt.« Knecht Recht nickte, ohne eine Miene zu verziehen. »Dann gibt’s ja sozusagen ein Herrchen für Hundchen, was?«
    »Der Himmel sei davor!« Baltasar hob die Hände, mit gespreizten Fingern. »Ich will keine Tiere, außer gesotten oder gebraten.«
    Frau Bergedorf kam mit der Kanne zum Tisch, setzte sich und rührte mit einem langstieligen Löffel im Kaffee herum. Dabei blickte sie zwischen Yü und Matzbach hin und her.
    »Netter Besuch«, sagte sie. »Kommen Sie mal wieder vorbei.«
    »Heißt das, wir haben jetzt aufzustehen, ehe der Kaffee sich setzt?«
    »Ach was. Ich meine grundsätzlich.« Sie schloß einen Moment die Augen. »Sagen wir mal so: Wenn Sie demnächst gegangen sein werden, könnten Sie sich gelegentlich an die Einladung zu einer Wiederkehr erinnern.« Sie öffnete die Augen wieder. »Alles klar?«
    Matzbach hob die Linke an die Lippen, schmatzte in die Handfläche und schnippte das verhallte Produkt der Gastgeberin hin. »Empfindsamen Dank.«
    »Darf ich eine Vermutung äußern?« sagte Yü.
    »Ich bitte darum.«
    »Esoteriker«, sagte Yü langsam, »und jede Menge Medienleute in Klitterbach und Umgebung.

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