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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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wartete; erst als Baltasar länger geschwiegen hatte, sagte er: »Zum Beispiel welche?«
    »Gewisse Taktlosigkeiten. Zum Beispiel, ob man etwas von hiesigen Antisemiten weiß oder von einem Detektiv, den diese haben verschwinden lassen. Hätten verschwunden haben lassen können.«
    Yü nickte. »Wäre aber ein bißchen voreilig, oder? Vielleicht sollte man erst mehr über die Dame und den Knecht wissen.«
    »Über Damen weiß man nie genug, über Knechte fast immer zuviel. Und ein paar andere Fragen habe ich auch nicht gestellt. Taktlose, vor allem.«
    »Du machst mich neugierig.«
    Matzbach kicherte. »Ah, vielleicht kannst du mir eine beantworten. Dein Kollege Vogelsang, zum Beispiel.«
    »Prothesen-Benno? Was ist mit ihm?«
    »Ob er nicht doch wieder in seine Heimat blicken möchte, wenn er erfährt, was hier so alles los ist? Außerdem hätte ich ihn beinahe gefragt, ob seine Warze ein Nagel ist, mit dem er die Tonsur am Abrutschen hindert.«
    Yü schien zu stutzen. »Warze? Tonsur? Beschreib ihn mir doch mal.«
    »Anfang fünfzig«, sagte Matzbach. »Hager, hohlwangig, eins siebzig oder so, Glatze mit grauem Haarkranz, Warze oben mitten drauf. Wieso?«
    Yü schüttelte den Kopf. »Benno Vogelsang, mein Lieber, ist ungefähr fünfzig, das kann hinkommen. Aber er ist kaum kleiner als du, sagen wir eins fünfundachtzig, stämmig, und als ich ihn vor, na ja, vier Wochen gesehen habe, hatte er noch volles dunkelbraunes Haupthaar.«

12. Kapitel
    Essen hält, sagt man, Leib und Seele zusammen. Bei manchen Kommensalen, die mir die Tiden widerwärtigen Geschicks an die Tafel spülen, zöge ich eine gütliche Trennung der genannten Teile vor.
    B ALTASAR M ATZBACH
    Bis Baltasar und Yü Klitterbach wieder erreichten, war es kurz nach sieben. Vor der
Tränke
stand der Wirt, die Hände über der Lederschürze gefaltet, und unterhielt sich mit einem Mann. Es war jener, der nachmittags am Haus des Arztes eine Heckenschere getragen hatte.
    »Ja, gut, Doktor«, sagte der Wirt; »also fünf Plätze gegen halb neun. Irgendwelche Sonderwünsche?«
    »Haben Sie was Besonderes?«
    »Nee.« Der Wirt lachte.
    »Warum fragen Sie denn dann?« Fleißner klang ein wenig genervt.
    »Der schwache Versuch eines Scherzes.«
    »Sehr schwach, Pater. Ich hoffe, Ihre Frau kocht besser, als Sie blödeln.« Fleißner wandte sich ab, streifte Yü und Matzbach mit einem desinteressierten Blick und ging zur Hauptstraße.
    »An Ihrer Stelle würde ich jetzt Gewissenserforschung betreiben«, sagte Baltasar. »Ob Sie etwas getan haben, um mürrische Kunden zu verdienen.«
    Der Wirt bemühte sich um ein Lächeln. »Nachsicht mit den Mühseligen und Beladenen; gehört zur Nächstenliebe.«
    »Eine Bürde ist nicht zu sehen.« Matzbach blickte Fleißner hinterher, der um die Ecke bog und verschwand. »Und Mühsal ist kein Argument gegen Höflichkeit.«
    »Im Prinzip haben Sie recht, aber … Ich weiß nicht, ob Sie die Berichterstattung verfolgt haben. Das ist nämlich der Mann, dessen Neugeborener vor kurzem gekidnappt worden ist.«
    »Ach!« Matzbach schüttelte den Kopf. »Ich habe davon gelesen. Schlimme Sache.«
    Yü räusperte sich. »Der Schmerz des Vaters über den Verlust des Sohnes ist wie ungenießbares Salz, in schwärende Wunden gerieben. Er ist ein bedauernswertes Stück Mensch.«
    »Ich hätte es nicht besser formulieren können.« Der Wirt grinste ein wenig. »Nur ganz anders.«
    »Hören Sie, warum nennt man Sie Pater?« sagte Matzbach.
    »In einem früheren Leben war ich Jesuit. In diesem Dasein sollte ich mich vielleicht wieder um meine Gäste kümmern.« Er wandte sich zum Eingang. »Im Moment sind noch einige Tische frei; oder wollen Sie sich erst frisch machen?«
    »Das wäre bei mir völlig wirkungslos«, sagte Matzbach. »An heißen Tagen erfrischt nichts so sehr wie eine Pfütze Rotwein und ein Napf Essen.«
    Yü legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Die Frische ist immer in der Nase des Zeugen, wie die Schönheit der Musik im Auge dessen, der die Partitur durchblättert. Ich dagegen bin selbstreinigend.«
    Mit einem unterdrückten Glucksen sagte der Wirt: »Kommen Sie, Euer Merkwürden – alle beide.«
    »Warum stellen Sie bei dem schönen Wetter nicht ein paar Tische auf den Platz?« sagte Matzbach.
    »Bei dem schönen Wetter sind die meisten den ganzen Tag draußen und suchen abends Zuflucht.«
    »O wie gut ich das verstehe! Alkohol und Tabak schmecken in geschlossenen Räumen viel besser. Außerdem weiß man dann am nächsten

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