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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Kaffee. Dabei dachte er nach.
    »Hah«, sagte er schließlich. »Ich hab’s. Der Autor Fridolin und das Buch Risibisi, ja?«
    »Genau, oder jedenfalls ungefähr.«
    Matzbach ging zu einem der Regale; von Danielas kundiger Hand gefertigt, prangte dort der Hinweis
DeuLit 20. Jh
. Er fischte einen geschmeidigen Pappband heraus, brachte ihn nach vorn und hielt ihn vor die Brust des Kunden.
    »Grundton Dunkelgelb mit viel Schwarz«, sagte er dabei. »Paßt nicht zu Ihrem Schlips.«
    »Ach, ich kann mich ja umziehen. Sind Sie denn sicher, daß es das ist?«
    Baltasar nickte. »Nicht Fridolin, aber Vigoleis; ziemlich ähnlich, oder? Albert Vigoleis Thelen, berühmter niederrheinischer Unheld. Und nicht Risibisi, aber beinahe –
Glis-Glis

    »Ja ja ja, das war’s.« Der Kunde strahlte; bei dem wiederholten »ja« riß er den Mund so weit auf, daß Matzbach die mit hübschen ornamentalen Schmelzflächen versehenen Backenzähne kunden konnte. »Genau. Und was ist das für ein Tier?« Er deutete auf das Umschlagbild.
    »Ein Bilch, vulgo Siebenschläfer. Ziemlich verpennt; Sie haben ein bemerkenswertes Assoziationsvermögen.«
    »Siebenschläfer?«
    Es klang irgendwie enttäuscht; auch das Gesicht des Kunden, fand Matzbach, sah eher so aus, als stünde er vor einem tränentriefenden Abgrund, nicht vor Gipfeln des Jauchzens.
    »Siebenschläfer, ja. Eine zoognostische Parabel.«
    Der Mann tupfte sich mit dem unteren Ende der Krawatte die Augen. »Also – nein, aber dann doch nicht …«
    »Darf ich mich erdreisten, nach dem Grund zu fragen?«
    »Siebenschläfer, das ist … die sind eigentlich zu klein.«
    »Das kommt drauf an, wozu man sie verwenden will. Hatten Sie bestimmte Absichten?«
    Der Schlips entglitt nun fast kraftlosen Händen. »Tja, wenn Sie es nicht weitersagen …«
    Matzbach verformte seinen Mund zu einer Schippe. »Ich fürchte, es würde mir ohnehin keiner glauben.«
    Der Mann blickte fast erleichtert drein. »Ja, da haben Sie wohl recht. Also, ich hatte auf, hm, erotische Anregungen gehofft. Wie soll ich sagen – so in der Größenordnung von Maus und Elefant, wissen Sie, aus der
Sendung mit der Maus

    Baltasar bemühte sich um ein ausdrucksloses Gesicht. »Interessant; so erotisch habe ich die Sendung noch nie betrachtet.« Dabei betrachtete er den kleinwüchsigen Mann mit dem teuren Anzug und dem scheußlichen Schlips und überlegte, ob er ihn sich eher als Maus oder als Elefanten vorstellen solle, in einer wie auch immer gearteten erotischen Verstrickung. Wenn er Elefant war, wie mochte die Maus aussehen, und wenn er Maus war … ›Nicht denken‹, sagte er sich, ›sonst prustest du gleich los.‹
    »Tja, trotzdem vielen Dank«, sagte der Mausefant.
    »Eh, sagen Sie mir doch bitte noch, woher Sie den Tip mit diesem Buch hatten.«
    »Aus einer Kneipe, hier um die Ecke.«
    »Eine Südstadtkneipe, in der man Vigoleis empfiehlt? Merkwürdige Lokale gibt es hier.«
    »Ja, aber gedacht war das eher so, wie soll ich sagen, ratatoskmäßig. Guten Tag.«
    Matzbach schaute hinter dem Kunden her; als die Tür wieder ins Schloß gefallen war, sagte er leise: »Ratatosk, wie? Das göttliche Eichhörnchen mit dem Schrappzahn. Für orale Lustbarkeiten? Ei. Und wie wär’s ersatzweise mit Güllinborsti, anal vielleicht?«
    Er stellte
Glis-Glis
zurück ins Regal; dann setzte er sich hinter die Kasse, trank den ersten Becher Kaffee und rauchte die Panetela. Dabei dachte er über Siebenschläfer nach; vor allem darüber, daß es sich dank BSE, Maul- und Klauenseuche sowie des allgemeinen Hangs zur Luxusfresserei lohnen mochte, Siebenschläfer zu mästen und an ausgewählte Restaurants zu liefern.
    Dann erwog er, langsam, gründlich und mit vielerlei irren Varianten, ob der Besucher mit dem augenätzenden Schlips vielleicht Loki persönlich gewesen sei, oder Coyote, oder die Reinkarnation der Großen Bilchmaus; ob er das Siebenschläfer-Buch etwa deshalb abgelehnt hatte, weil er nicht mit seiner eigenen früheren Inkarnation Unzucht betreiben wollte?
    Da er zu keiner überzeugenden Antwort auf diese üppige Frage vordringen konnte, sann er ein Weilchen über Benno Vogelsang und die verschwundene sechszehige Marion nach. Und über die Frage, ob er, Yüs freundlicher Aufforderung gehorchend, sein Mobiltelefon anmachen sollte. Letzteres erschien ihm jedoch übertrieben, und zu den Zehen fiel ihm nur ein, daß die Babylonier vielleicht ursprünglich sechs Finger an jeder Hand besessen haben mochten und durch simples

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