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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Ruprecht auftreibe, will er vielleicht wissen, ob die Anlässe beseitigt sind, ehe er sich bei Ihnen meldet. Oder zustimmt, daß ich Ihnen sage, wo ich ihn gefunden habe.«
    Tugendhaft beugte sich vor; er sprach nicht ganz, aber beinahe durch die Zähne. »Der Auftrag käme doch von mir, oder? Also wären Sie ihm gegenüber völlig frei. Und der Grund für die Meinungsverschiedenheiten geht Sie nichts an.«
    »Ganz recht.« Matzbach nickte, lächelte freundlich und schob dem Besucher das Foto hin. »Ich will Ihnen was sagen. Sie sehen weder so aus, als ob Sie bald den Löffel abgeben müßten, noch auch nur im entferntesten so, als läge Ihnen etwas daran, sich mit wem auch immer auszusöhnen. Wenn ich das Unglück gehabt hätte, Ihr Sohn zu sein, würde ich mich weigern, je gefunden zu werden. Apropos finden – ich finde, Sie haben mich jetzt ausreichend behelligt. Der restliche Tag ist zwar nicht mehr lang, aber ich wäre nicht betrübt, wenn er für Sie unangenehm verliefe. Leben Sie unwohl.«
    Tugendhaft starrte ihn einen Moment lang an. Dann steckte er das Foto ein, stand auf und verließ ohne ein Wort den Laden.

5. Kapitel
    Die Frau des Schreiners und Uhrmachers Jungbluth aufm Platz zu Paffrath war eben mit einem Söhnlein niedergekommen, als die Schreckensnachricht ins Dorf drang: die Franzosen seien vom Lager her im Anrücken. Da liefen Alle hinweg, Gatte und Nachbarweiber, und überließen die Aermste ihrem Geschicke. Doch die raffte sich auf, nahm den Säugling auf den Arm und sprang, während die Franzosen in’s Haus drangen, an der Hofseite zum Söllerfenster hinaus und kam glücklich davon in den Wald. Die Mutter verließ ihren Säugling nicht, wie sie von ihren Angehörigen verlassen wurde, und der ist seitdem recht groß gewachsen, hat viele Jahre der Gemeinde als Schöffe gedient und lebt noch als geachteter Mann.
    M ONTANUS
    Donnerstag«, murmelte Baltasar. Diese erhellende Eigenauskunft half ihm, den Zeitpunkt der letzten Meldung des abgängigen Detektivs Goldstein zu notieren. Mißtrauisch verzeichnete er jedoch auch die umliegenden Daten. »Heute vor drei Wochen« konnte, seiner Erfahrung nach, für das mitteleuropäische Zeitgefühl auch gestern oder morgen vor drei Wochen bedeuten, dazu jeden beliebigen Tag zwischen vorigen Mittwoch und letztes Jahr Pfingsten. Abhängig, sagte er sich, von des unerfreulichen Herrn Tugendhaft Lebensgefühl. Für den seit römischen Zeiten mediterranen Rheinländer existierte zweifellos ein retrogrades
mañana
, das Punkte in der Vergangenheit ähnlich genau festlegte, wie »demnächst« oder das niederrheinische »mal kucken« dies für Planungssicherheit in der Zukunft taten. Aber Tugendhaft war vermutlich kein Rheinländer – allein der Name sprach dagegen, da er eine exotische Haltung behauptete; diese mochte phantastische Mutmaßung sein oder unwirsche Erinnerung an einen Katechismus, kam aber allenfalls in fortgeschrittenem Alter real zum Ausbruch, und zwar bei frommen Jungfrauen jedweden Geschlechts: der Not gehorchend, eben nicht dem eigenen Triebe.
    »Welches den sämtlichen liebenden Jungfrauen jedwedes Geschlächtes zur abschreckenden Beherzigung dienen möchte, oder so«, knurrte er. »Qualtinger? Möchte sein von ihm.«
    Einen Moment lang musterte er die Notizen. Dabei erwog er mit einem Teil seines Geistes, des seinem fortgeschrittenen Alter angemessenen Jungfrauenstandes gewahr sein zu sollen oder lieber nicht; mit der anderen Hirnhälfte erörterte er Möglichkeiten oder Anlässe eines Sohnes, mit Vater Tugendhaft in Zwist und Zwietracht zu geraten. Es war ein netter Katalog. Nach etwa drei Dutzend Varianten grinste er, faltete den Zettel zusammen und steckte ihn zu gründlichem Vergessen in die Brusttasche.
    Natürlich hatte er keineswegs die Absicht, etwas für den Kerl zu unternehmen, der wortlos das Antiquariat verlassen hatte – auch noch ohne Buch, was erschwerend hinzukam. Aber früher oder später mochte jede Information über Klitterbach, und sei sie noch so abwegig, Nutzen bringen.
    »Informationen«, sagte er, zur Kasse gewandt. »Amüsantes Stichwort.« Aus der Tasche seiner leichten, quittengelben Windjacke holte er das Mobiltelefon, das er dem telegrafischen Anschiß von Yü zufolge nie hätte ausschalten dürfen. Den Anzeigen entnahm er, daß es sowohl Wortmeldungen als auch SMS gab. Er beschloß, diese sinnvoll zu behandeln, indem er sie ignorierte, und führte mehrere Gespräche.
    Zuerst rief er einen Hacker an, brach den

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