Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
weiblich-weichem Äußeren verbarg sich ein starker Kern. Vollkommen zufrieden mit Rogers Wahl kehrte Clarice in den Ballsaal zurück, um ihn davon zu unterrichten, dass die Zügel für seine Zukunft wieder in seinen Händen lagen.
Alton und Roger mitzuteilen, was Moira getan hatte, war nicht gerade eine leichte Aufgabe, aber Clarice erfüllte sie, ohne mit der Wimper zu zucken. Wie erwartet musste sie die nächsten zehn Minuten damit verbringen, den Zorn ihrer Brüder zu besänftigen.
»Wir wollen nicht, dass Moira davon erfährt, dass ihr euer Leben selbst wieder in die Hand nehmt – erst wenn ihr alles wieder unter Kontrolle habt.« Sie betrachtete Alton und Roger streng. »Wir haben nichts davon, wenn ihr sie wegen dieser Sache zur Rede stellt, so unverzeihlich es auch ist. Und nun«, sie wandte sich an Roger, »habe ich meinen Teil der Abmachung erfüllt. Jetzt liegt alles bei dir. Wenn du auch nur einen Funken Verstand hast, wirst du die arme Alice beruhigen und ihr sagen, du verstündest ihre Reaktion nur zu gut, und dann könnt ihr beide zusammen Moiras Werk vernichten. Und du machst ihr sobald wie möglich einen Antrag. Dann klärst du die Sache mit Moira. Versuche unter keinen Umständen, sie zu schonen. Wenn du das tust, wird sie nur die Gelegenheit nutzen und erneut versuchen, dein Glück zu zerstören. Halte jede formale Ankündigung zurück, bis auch Nigel und Alton ihre Liebsten überzeugt haben.«
Leicht benommen nickte Roger. Sein Blick glitt durch den Saal zu der Stelle, an der Alice stand und ihn nervös beobachtete, auf ihn wartete.
Clarice gab einen leicht ungeduldigen Laut von sich und fasste Roger bei den Schultern, drehte ihn um, sodass er Alice anschaute, und gab ihm einen Schubs. »Geh schon!«
Mit hoffnungsvoll leuchtenden Augen folgte Roger ihrem Befehl.
Clarice atmete tief durch und drehte sich zu Alton um. »Gut. Und was jetzt? Die Hendersons?«
Sie trennten sich, und Alton ging zum nächsten Ball auf ihrer Liste, zu Lady Hartford, um dort mit seiner Sarah zu sprechen. Clarice und Jack würden später zu ihm stoßen, nachdem sie im Ballsaal der Hendersons einen Walzer getanzt und Nigel und seine Emily getroffen hatten.
Nigel freute sich über Clarice’ Erfolg. Ermutigt machte er sie mit Emily bekannt, die sich als nette junge Dame herausstellte, ohne dabei zu nachgiebig zu sein. Sie schaute Clarice forschend ins Gesicht, schüttelte ihr die Hand und sagte halblaut:
»Ich habe mir schon gedacht, dass die abfälligen Bemerkungen Ihrer Halbschwester unmöglich der Wahrheit entsprechen können.«
Aufgrund des Lächelns, das diese Worte begleitete, musste Clarice ebenfalls lächeln. Trotz des Altersunterschiedes und der unterschiedlichen Lebenserfahrung fanden sie ein gemeinsames Gesprächsthema und redeten über Nigel und seine vielfältigen Schwächen.
»He!«, protestierte der. »Ich dachte, du wolltest mir helfen, Ems Hand zu gewinnen, ihr nicht alle meine Fehler aufzählen.«
Clarice verdrehte die Augen.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass Emily sie mittlerweile gut kennt. Wir haben uns nur auf nette Weise die Zeit vertrieben.«
Jack verkniff sich ein Lachen angesichts von Nigels Gesichtsausdruck.
Aber Altons Einschätzung erwies sich als zutreffend, und Nigels Fall war der unproblematischste und am wenigsten dringend. Nachdem sie ihrer Billigung Ausdruck verliehen hatte, verabschiedeten sie und Jack sich, der sie durch den lang gestreckten Ballsaal geleitete. Ihm entging das Aufsehen nicht, das sie beide erregten, die raschen Blicke, das Flüstern, als sie vorübergingen.
Musik klang von einer Empore, die Melodie eines Walzers. Er blieb stehen und schaute Clarice an.
»Wir sind doch angeblich hier, um den Ball zu genießen. Sollten wir da nicht tanzen?«
Er schaute sie fragend an, während sie eine Augenbraue hochzog und über seinen Vorschlag nachdachte. Wenn sie nacheinander drei verschiedene Bälle besuchten und sich nicht einmal den Anschein gaben, sich zu amüsieren, würde das auf jeden Fall Gerede und Mutmaßungen nach sich ziehen, warum sie wohl gekommen waren, und die Aufmerksamkeit darauf lenken, mit wem sie gesprochen hatten.
Clarice lächelte.
»Ja, lass es uns versuchen.« Als er auf die Tanzfläche trat und sie in seine Arme zog, sagte sie halblaut: »Ich muss dich aber warnen – es ist Jahre her, seit ich das letzte Mal Walzer getanzt habe.«
»Entspann dich.« Er strich ihr übers Rückgrat und ließ seine Hand auf ihrem Rücken liegen.
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