Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
Clarice zu ignorieren. Wieder war Jack dankbar dafür, dass sie die Aufmerksamkeit aufgrund ihrer starken Persönlichkeit auf sich zog; es geschah nur selten, dass die Leute, die er befragte, in ihm den nachgiebigeren Part sahen. Humphries unterzog ihn einer eindringlichen Musterung.
»Soweit ich verstehe, sind Sie ein langjähriger Bekannter von Reverend Altwood.«
Jack neigte den Kopf. Ehe er auf die implizite Unterstellung antworten konnte, schaltete sich Clarice ein.
»Wenn Whitehall, obwohl Warnefleets Bekanntschaft mit James kein Geheimnis ist, es für sicher hält, die Interessen der Regierung seinen Händen anzuvertrauen, dann denke ich eher nicht, dass seine Loyalität von wem auch immer infrage gestellt werden kann.« Ihr Tonfall machte klar, dass dieser Punkt damit abgeschlossen war.
Humphries’ Lippen wurden schmal. Ohne sie anzusehen, neigte er den Kopf in ihre Richtung. Zu Jack sagte er:
»Die Geschichte, die die Zeugen erzählen, ist schlüssig. Sie ergänzen sich, sodass sie ein überzeugendes Bild von Altwoods Treffen mit dem Kurier ergeben.«
Jack überlegte, wie viel er preisgeben sollte; aus Fairness fühlte er sich verpflichtet zu erwidern:
»Ich habe bereits Hinweise erhalten, dass eine Reihe Ihrer Zeugen unzuverlässig sind. Es gibt andere, wesentlich glaubwürdigere, die bereit sind, zu beschwören, dass James Altwood niemals einen Fuß in diese Schenken gesetzt hat. Letztendlich scheint es wahrscheinlich, dass wir unanfechtbare Beweise dafür finden werden, dass James Altwood an den besagten Tagen und zu den genannten Zeiten an einem anderen Ort war.«
Humphries’ Lippen verzogen sich; seine Miene sagte klar und deutlich, dass er diese Einschätzung nicht teilte.
Unbeeindruckt fuhr Jack fort: »Davon einmal abgesehen, müssen die Anschuldigungen unabhängig von einem Beweis für die Treffen hieb- und stichfest sein – die Treffen wären bestenfalls Indizien –, und zudem müssen Sie beweisen, dass tatsächlich Geheimnisse weitergegeben wurden. Meine Frage an Sie, im Namen von Whitehall, lautet somit: Welche Beweise haben Sie?« Jack blickte auf das Bündel Papiere, das Olsen auf den Tisch gelegt hatte. »Bis jetzt haben Sie es versäumt, Beweise vorzulegen, und sich darauf beschränkt, uns zu versichern, dass sie existieren.«
Humphries gefiel es nicht, so unter Druck gesetzt zu werden. Sein spitzes Kinn hob sich; die Hände, die er vor sich auf dem Schreibtisch gelegt hatte, verschränkte er fester.
»Dass tatsächlich Geheimnisse verraten wurden, stammt von der einzigen verlässlichen Quelle, die es dafür geben kann: der Person, an die Altwood die Geheimnisse weitergegeben hat.«
»Und wer ist diese Person?«
Humphries presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. »Ich bin nicht bereit, vor der Anhörung die Identität dieser Person preiszugeben. Wie auch immer, da Whitehall weitere Einzelheiten fordert, sollen Sie erfahren, dass unter anderem Informationen über die Stellung und Stärke unserer Truppen vor der Belagerung von Badajoz weitergegeben wurden, das Gleiche gilt für die verheerende Niederlage bei Corunna sowie, vor noch nicht so langer Zeit, für die Truppenentsendung nach Belgien ein paar Wochen vor Waterloo.«
Jack behielt eine ausdruckslose Miene bei und blickte Clarice kurz warnend an, damit sie nichts sagte. Obwohl zwei der genannten Schlachten letztendlich gewonnen worden waren, hatten alle drei Gefechte zu schweren Verlusten geführt. Als Militärforscher wusste Humphries darüber besser Bescheid als manch anderer.
»Die drei letzten Treffen, die Sie angegeben haben – was wurde da verraten?« Sie hatten angeblich in den ersten Monaten 1815 stattgefunden.
Humphries zögerte, dann antwortete er:
»Bei diesen Zusammenkünften mit dem Kurier hat Altwood Details über die Demobilisierung, die Stärke der verbleibenden Truppen sowie unsere Fähigkeit zur erneuten Mobilmachung und die dazugehörigen Anweisungen preisgegeben. Solche Informationen müssen von entscheidender Bedeutung für Napoleons Pläne für seine Rückkehr gewesen sein.«
Jack neigte zustimmend den Kopf.
»Haben Sie persönlich Beweise gesehen – Listen in Altwoods Handschrift, Karten oder Ähnliches, die er dem Kurier ausgehändigt hat?«
Humphries schürzte die Lippen.
»Ich habe sie nicht persönlich gesehen, aber man hat mir versichert, dass sie existieren. Der Kurier hat Kopien.«
»Kopien«, sagte Jack ruhig. »Nicht die Originale?«
»Die Originale musste
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