Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
zurückkehren. Dann können wir zwei Lakaien herschicken, damit sie dem Viscount in seine Kutsche helfen.«
Clarice blickte auf Emsworth hinab. Er bot einen erbärmlichen Anblick, konnte immer noch nicht richtig atmen. Vollauf
zufrieden gestattete sie Jack, sie zum Ballsaal zu führen. »Ich wollte das schon immer tun, um zu sehen, ob es wirklich funktioniert.«
Jack sah sie an.
»Es funktioniert. Und da du so groß bist, sogar noch besser.«
»Hm.«
Den Abtransport von Emsworth – er wurde von zwei Lakaien um das Haus getragen und direkt in seine Kutsche verfrachtet – zu organisieren überließ Clarice bereitwillig Jack. Seine wohltemperierte Geschichte, dass Emsworth plötzlich erkrankt sei, wurde zwar nach außen hin geschluckt, aber viele hatten mit angesehen, wie Emsworth vorher mit ihr getanzt und sie im Anschluss auf die Terrasse geführt hatte und wie sie entspannt an Jacks Arm zurück in den Saal gekommen war. Viele hatten darauf gewartet, dass Emsworth ebenfalls zurückkehrte, aber als er das nicht tat, begannen die wildesten Spekulationen die Runde zu machen.
Dabei, die gute Gesellschaft von den Vorwürfen gegen James abzulenken, war sie zusammen mit Jack bewundernswert erfolgreich.
Sie blieben noch eine halbe Stunde, mischten sich unter die interessierten Gäste und gingen, ließen all die neugierigen Fragen unbeantwortet.
Als sie auf der Sitzbank in der Kutsche Platz nahm, lächelte Clarice. Sie hatte nie zuvor zugelassen, dass jemand ihr dabei half, mit einem Problem wie Emsworth fertig zu werden, aber sich diese Aufgabe mit Jack zu teilen, fühlte sich seltsam richtig an.
Und etwas anderes hatte sich verändert.
Sie sah ihn an, wie er neben ihr saß, entspannt und zuversichtlich, und sie fragte sich, woher er von Emsworth wusste. Er musste jemanden gefragt haben, denn er war nicht in London
gewesen, war in den vergangenen dreizehn Jahren kein Teil der Gesellschaft gewesen.
Sie runzelte die Stirn. Sie war sicher, dass sie Emsworth nicht erwähnt hatte. Also wie …?
James? Sie kannte James’ Meinung über Emsworth und diese Episode in ihrem Leben. Wenn Jack gefragt hatte, hätte James es ihm erzählt.
Was bedeutete, dass Jack gefragt hatte. Und er war nicht nur so interessiert gewesen, dass er sich erkundigt hatte, es war ihm auch so wichtig gewesen, dass er mehr herausfinden wollte.
Während sie durch die Straßen fuhren, studierte sie sein Profil. Dann lächelte sie, wandte den Kopf wieder nach vorn und dachte an das, was vor ihnen lag. Wie sie den Rest der Nacht in ihrer Suite im Benedict’s verbringen würden.
»Ich bin mir ganz sicher, dass meine Informationen der Wahrheit entsprechen.« Diakon Humphries starrte Jack beinahe feindselig über den schmalen Tisch hinweg an.
Jack musterte den Diakon. Die Beschreibung der Alten aus der Kneipe war zutreffend; sein Mund wirkte weiblich, und wenn er die Lippen schürzte, wie er es gerne tat, sah er in der Tat wie eine schmollende Frau aus.
Es war Mittag. Humphries hatte es so lange wie möglich hinausgeschoben, mit ihnen zu sprechen. Aber letztendlich hatte er sich der Entscheidung des Bischofs fügen müssen und sich mit Jack, Clarice und Olsen in einem kleinen, zellenähnlichen Raum tief im Inneren des Palastes getroffen.
»Wir verstehen, Diakon Humphries, dass Sie glauben, dass Ihre Informationen der Wahrheit entsprechen, aber das zu behaupten ist noch kein stichhaltiger Beweis.« An ihrem Platz am Fenster wirbelte Clarice herum und sprach Humphries direkt an. Anfangs hatten sie alle um den Tisch herum Platz genommen,
sie neben Jack, aber dann war sie aufgestanden, da sie wohl nicht länger still sitzen konnte, und hatte begonnen, auf und ab zu gehen.
Was Humphries nicht gefallen hatte. Als er sie jetzt anblickte, war seine selbstgefällige Abneigung, von einer Frau belehrt zu werden, deutlich zu erkennen.
»Ich werde meine Beweise zu gegebener Zeit dem Bischof vorlegen.«
Ehe Clarice eine vernichtende Antwort darauf geben konnte, die ihr schon auf der Zunge lag, schaltete Jack sich ein.
»Wie Sie ja bereits gehört haben, hat der Bischof persönlich, um möglichst schnell zu einem gerechten Urteil zu kommen, den Wunsch geäußert, dass Sie uns die Einzelheiten Ihres Falles erläutern. Besonders Whitehall möchte wissen, welche Beweise Sie neben den Zeugenaussagen haben, die unwiderlegbar belegen, dass James Altwood Geheimnisse an den Feind verraten hat.«
Humphries richtete seinen Blick auf Jack, entschlossen,
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