Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
Einwände erhob. Sie verstand seine Frage vollkommen. James blickte ratlos vom einen zum anderen; sie beachteten ihn nicht weiter.
Ihren Blick erwidernd sah Jack, dass sie sich entschieden hatte, erkannte den Augenblick, als sich die Waagschale zu seinen Gunsten neigte und ihre Neugier über ihre Verachtung Oberhand gewann.
»Es wird gewiss kein Problem sein …« Sie machte eine Pause, und als sie weitersprach, hörte ihre Stimme sich wieder gewohnt entschlossen an. »Da Mrs. Connimore mit der Pflege des jungen Mannes beschäftigt ist, hat sie genug zu tun, besonders da sie keine Ahnung hatte, dass Sie heute kommen würden.«
Die letzte Bemerkung äußerte sie wie erwartet mit einer gewissen Bissigkeit. Jack verkniff sich die Erwiderung, dass er schon seit Jahren aus den Kinderschuhen herausgewachsen war.
Während James einen erfreuten Macimber anwies, den Tisch für drei Personen zu decken, überlegte Jack, wie er am besten den Vorteil ausnutzen konnte, den ihm Boudicca mit ihrer ungerechtfertigen Missbilligung verschafft hatte.
Wenn man es mit Königinnen im Kriegszustand zu tun hatte, durfte man keinen Vorteil ungenutzt lassen.
Ein Punkt, der ihm keine Ruhe ließ, war ihr Alter. Doch als Erstes wollte er herausfinden, warum die Tochter eines Marquis sich auf dem Land vergraben hatte. Ein Skandal war die einzige Erklärung, die ihm in den Sinn kam. Aber Lady Clarice schien ihm keine von den Frauen zu sein, die sich schon beim geringsten Anzeichen von Gegenwind in die Flucht schlagen ließen. Ein weniger unerschütterliches, weniger flatterhaftes weibliches Wesen konnte er sich nur schwer vorstellen.
»So!« James lehnte sich zurück und musterte Jack mit erwartungsvoller Vorfreude. »Fang einfach bei den jüngsten Ereignissen an. Was denkst du über London, nachdem du es … wie lange nicht gesehen hast? Dreizehn Jahre?«
Jack schnitt eine Grimasse.
»Ehrlich gesagt hat sich nicht so viel verändert. Die Namen sind die gleichen, nur die Gesichter sind älter.«
»Und dich hat es immer noch nicht sonderlich beeindruckt, was?« James grinste. »Ich habe deinem Vater immer gesagt, dass er sich nie Sorgen machen müsse, dass du den Verlockungen der Großstadt erliegst.«
»Genau«, pflichtete Jack ihm in trockenem Ton bei. Er gab sich Mühe, nicht zu Clarice zu blicken, um herauszufinden, wie sie James’ zutreffende Einschätzung von ihm aufnahm. Es juckte ihn in den Fingern, aber wenn er sie anschaute, wüsste sie …
»Griggs hat mir erzählt, dass Ellicot, er heißt doch Ellicot, nicht wahr, der Anwalt deiner Großtante?«
Jack nickte.
»Anwalt, Mittelsmann und Testamentsvollstrecker in einem. Er hat selbst den Posten erst einen Monat geerbt, bevor Großtante Sophia beschloss, die Mühsal alles Irdischen hinter sich zu lassen. Daher war er nahezu so unerfahren wie ich bezüglich ihrer Angelegenheiten.«
»Schwierig.« James nickte verständnisvoll. »Wie ich schon
sagte, Griggs hat mir berichtet, dass Ellicot beinahe panisch war, daher hat es mich nicht überrascht, dass du in der Stadt geblieben bist.«
»Es hat Monate gedauert.« Jack lehnte sich zurück und sah auf einmal grimmig drein. Er würde Boudicca am leichtesten davon überzeugen, dass sie ihn und sein Tun falsch einschätzte, wenn er einfach er selbst war. »Ellicot hatte die Stellung gehalten, so gut er konnte, aber ehrlich gesagt hätten auch ohne mein Wissen oder meine Zustimmung ein paar Entscheidungen getroffen, ein paar Schritte unternommen werden sollen. Allerdings, soweit ich es verstehe, hat er sich auf einem schmalen Grat bewegt, besonders weil er mich ja nie kennengelernt hat.«
»Allerdings. Das war sicher keine leichte Aufgabe, Besitzungen im Namen eines unbekannten Klienten zu verwalten.«
Jack stimmte dem zu und beschrieb einige der vielfältigen Schwierigkeiten, die ihn bei seiner Rückkehr nach England dank seines Erbes erwartet hatten. Die meisten drehten sich um die Gutsverwaltung. Obwohl sie eine Frau war, konnte Boudicca der Unterhaltung folgen, die Themen beinhaltete, die sogar für weniger mit der Materie vertrauten Personen schwer verständlich gewesen wären. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie die Falte zwischen ihren fein gezeichneten Brauen immer tiefer wurde.
Nach etwa einer halben Stunde hatte er das Wichtigste der letzten Zeit erzählt, nur seine erfolglosen Bemühungen, eine passende Ehefrau zu finden, hatte er ausgelassen. Das wollte er lieber für sich behalten. Boudicca verfolgte, wie er und
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