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Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)

Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)

Titel: Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Überheblichkeit eines Prinzen im Keim erstickt hätte, schwebte Clarice vorwärts, wie sie es besprochen hatten, und kam um den Schreibtisch herum. Sie blieb neben seinem Stuhl stehen, legte eine schlanke Hand auf die geschnitzte Rückenlehne, während sie den unglücklichen Jones betrachtete.
    Jack konnte nicht länger ihr Gesicht sehen, ihre Gegenwart jedoch spüren. Er spürte eisige Kälte so deutlich, dass er richtiggehend dankbar war, dass sie nicht auf ihn gerichtet war. Er hatte sie nie zuvor so erlebt, in voller Kriegsbemalung sozusagen. Obwohl er mit einigen der mächtigsten Grandes Dames persönlich bekannt war, konnte keine von ihnen Boudicca das Wasser reichen.
    Es war eine alte Macht, die sie benutzte; eine eindeutig weibliche Macht, die in ihr aufzuwallen und durch sie zu fließen schien. Es war keine Macht, die irgendein Mann, der seine fünf Sinne beieinanderhatte, leichtfertig herausforderte.
    »Ich nehme an, Mr. Jones«, Clarice kam um seinen Stuhl herum, ihr Ton kalt war und wenig ermutigend, »dass Sie mit Ihrem gewohnten Vorschlag gekommen sind?«
    Jones schluckte heldenhaft, und es gelang ihm zu sagen:
    »Einen Schilling über dem Marktpreis dieses Jahr.«
    Clarice’ Brauen hoben sich.
    »Einen Schilling?« Sie ließ sich anmutig zu Jacks linker Seite in den Stuhl sinken, sodass sie Jones gegenübersaß.
    Jede Bewegung, jede Geste seit ihrem Eintreten waren sorgsam geplant und zielten darauf ab, bei Jones den Eindruck zu erwecken, dass sie und Jack sich nahestanden.
    »Meine Liebe.« Jack beugte sich vor, ganz der lässig-charmante
Gentleman. Clarice richtete ihre dunklen Augen auf ihn. Er lächelte entspannt, beinahe zu vertraulich. »Mr. Jones’ Angebot ist wirklich sehr gut, ich denke, ich und die anderen Bauern wären gut beraten, ernsthaft darüber nachzudenken.«
    Clarice ließ ihren Blick über sein Gesicht wandern, dann drehte sie den Kopf und musterte Jones.
    »Nachdenken, vielleicht, aber es ist nun einmal Tradition, dass die Avening-Ernte nach Gloucester geht.«
    »Vielleicht, meine Liebe«, erwiderte Jack, »aber es sind neue Zeiten angebrochen, und Traditionen können sich nicht auf ewig halten.«
    »Allerdings, Mylady.« Jones lehnte sich vor und schaute sie an. »Es ist so, wie Seine Lordschaft sagt. Wir müssen nach vorn schauen, neue Wagnisse eingehen, neue Geschäftsabschlüsse tätigen. Das ist nun einmal der Weg in die Zukunft.«
    Die nächsten zehn Minuten saß Clarice da und hörte ihnen zu, wie sie sie bearbeiteten und umzustimmen versuchten. Jones wurde immer verzweifelter, und genau das wollten sie erreichen. Was Jack anging, seine Rolle müheloser Freundlichkeit war genau berechnet und geriet nie ins Wanken. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie wie Jones geglaubt, dass er zwar nicht direkt schwach, aber leicht zu lenken war.
    Während sie ihr ein Argument nach dem anderen vortrugen, gestattete sie sich eine langsam entstehende Falte zwischen den Brauen.
    »Es ist nur so, als ob wir, wenn wir uns von den Händlern aus Gloucester abwenden, fast so etwas wie eine Sünde begehen, sie verraten, als ob …«
    Ihr Tonfall verriet, dass sie allmählich nachgab und sich am Ende doch überreden ließ, wenn es ihnen gelänge, ihre Zweifel zu zerstreuen. Jones beugte sich so weit vor, dass er fast aus seinem Stuhl gefallen wäre.
    »Aber, aber, Mylady  – es ist doch ein Geschäft, verstehen
Sie? Man sollte beim Geschäftemachen niemals zulassen, dass das Herz den Verstand regiert.«
    Sie schaute ihn mit zusammengezogenen Brauen an.
    »Vielleicht«, Jack warf Jones einen auffordernden Blick zu, »wenn es irgendeine Form von Ausgleich gäbe, um den Bauern zu helfen, ihre Skrupel zu überwinden …« Er wirkte, als fühlte er sich ein wenig unbehaglich. »Um ganz offen zu sprechen, man müsste einen Anreiz schaffen, damit sie den Händlern aus Gloucester den Rücken kehren und mit Ihnen den Vertrag schließen.«
    »Anreiz? Aber…« Jones’ Augen weiteten sich, und er lehnte sich zurück. »Was ist mit dem Schilling extra für jeden Scheffel?«
    Clarice schaute ihn unbewegt an.
    »Aber das ist der Preis, den Sie anbieten. Das ist kein zusätzlicher Anreiz. Nichts, um die Schwierigkeit dessen zu würdigen, was Sie von den Leuten hier verlangen. Nichts, um ihr moralisches Dilemma zu lösen.«
    Jones’ Miene verriet deutlich, dass ihm noch nie zuvor ein moralisches Dilemma untergekommen war, wenigstens nicht beim Geschäftemachen.
    »Ah …« Er öffnete und

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