Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
Clarice immer noch in ihrem Stuhl neben dem Schreibtisch thronend. Er schloss die Tür und durchquerte das Zimmer. Er blieb vor ihr stehen und streckte ihr die Hände hin.
Sie schaute auf, legte beide Hände in seine und ließ sich von ihm auf die Füße ziehen. Sie standen dicht voreinander. Ihre Blicke trafen sich, verfingen sich.
»Der Sieg ist unser.« Das Lächeln, das seine Lippen kräuselte, hatte nichts mit Charme zu tun, aber das war Absicht.
Ihre Lippen verzogen sich, ihr typisches schwer fassbares aufreizend-zaghaftes Lächeln.
Er ließ ihre Finger los und fuhr mit den Händen ihre Unterarme hoch, griff nach ihr …
Sie hörten beide die hastig nahenden Schritte vor der Tür, eine Sekunde, bevor es klopfte.
Jack verkniff sich einen Fluch und stellte sich rasch ans andere Ende des Schreibtischs, während Clarice sich gegen ihren Stuhl lehnte.
»Herein!«
Eines der Zimmermädchen für das obere Stockwerk steckte den Kopf durch die Tür.
»Mrs. Connimore hat mich geschickt, Mylord. Sie sagt, ich soll Ihnen und Lady Clarice ausrichten, dass der junge Herr
sich rührt. Sie dachte, Sie wollten vielleicht dabei sein, falls er wieder zu sich kommt.«
»Ja, natürlich.« Clarice stieß sich von dem Stuhl ab und ging zur Tür.
Sich ein frustriertes und enttäuschtes Seufzen verkneifend, fluchte Jack leise und folgte ihr.
Griggs schaute aus dem Verwalterbüro heraus, um ihm eine Frage zu stellen. Jack holte Clarice ein, als sie das Krankenzimmer betrat und zum Fußende des Bettes ging. Der junge Mann lag genauso reglos da wie in den vergangenen Tagen. Seine Augen waren geschlossen; sein Gesicht ließ jegliche Lebendigkeit vermissen.
Mrs. Connimore seufzte tief.
»Er war rastlos, begann sich zu rühren – einen Moment lang dachte ich, er könnte mich hören, dann aber war er gleich darauf wieder weg.«
Jack schaute zu Clarice. Sie betrachtete das bleiche Gesicht des jungen Mannes mit gerunzelter Stirn. Er schaute wieder zu Mrs. Connimore.
»Wenigstens zeigt das, dass er nicht die ganze Zeit tief bewusstlos ist. Bei manchen Verletzungen entscheidet der Körper, was er braucht, zum Beispiel Schlaf, und gestattet nichts anderes. Seine Bewusstlosigkeit mag zum Besten für ihn sein – wenigstens können so seine Knochen in Ruhe heilen.«
Mrs. Connimore nahm seine Worte mit einem Nicken zur Kenntnis. Clarice schien sie kaum zu hören.
Jack beugte sich vor, um ihr Gesicht besser sehen zu können, sie schaute auf und sah ihm in die Augen.
»Was ist? Haben Sie ihn wiedererkannt?«, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf, und sie sahen wieder zu dem jungen Mann. Clarice deutete auf ihn.
»Je mehr er an Gewicht verliert, je hagerer sein Gesicht wird,
desto sicherer bin ich mir, dass ich wissen sollte, aus welcher Familie er stammt. Aber ich komme einfach nicht darauf.«
Sie starrten beide den jungen Mann wieder an, dann berührte Jack sie am Arm.
»Hier zu stehen und Ihr Gedächtnis zu etwas zu zwingen, wird nichts bringen. Kommen Sie, ich bringe Sie zurück zum Pfarrhaus.«
Sie seufzte und wandte sich ab. Er geleitete sie die Treppe hinab, wartete, während sie ihren Hut von dem Tischchen in der Eingangshalle nahm und ihn sich ohne große Umstände aufsetzte. Dann öffnete er ihr die Haustür und folgte ihr.
Zusammen traten sie auf den kiesbestreuten Vorhof. Statt die Auffahrt hinabzugehen, fasste Jack sie am Arm und zeigte zu den üppig grünen Rasenflächen, die zum Fluss hin abfielen. »Lassen Sie uns dort entlanggehen.« Er blickte zum Himmel, ein strahlendes Blau, ungestört von Wolken; wenigstens das Wetter spielte mit. »Der Weg ist netter, besonders an einem Tag wie heute.«
Clarice erklärte sich mit einem Nicken einverstanden. Sie schien abgelenkt, dachte wahrscheinlich immer noch über den bewusstlosen jungen Mann nach.
Die Hände in seinen Taschen schlenderte er neben ihr her, als sie über den Rasen zu dem Weg entlang des Flussufers gingen. Jack wollte ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. »Vor mehr als dreizehn Jahren war ich das letzte Mal länger zu Hause.« Er schaute sie an. »Ist es immer noch gesellschaftlich eher ruhig hier oder hat die Ankunft der Tochter eines Marquis in diesem verschlafenen Kaff zu hektischer Betriebsamkeit und Bällen und Abendgesellschaften geführt?«
Sie hob den Blick, schaute nach vorn, wo der Bach zwischen grünen Ufern gurgelte und plätscherte; ihre Lippen waren zu einem selbstironischen Lächeln verzogen.
»Anfangs. Aber«, sie
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