Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
vielleicht ein wenig ungeduldiger.
Wieder zu James schauend fuhr Jack fort:
»Wir können nicht einfach die Hände in den Schoß legen, James. Das kannst du nicht ernsthaft von uns erwarten.«
James wurde nachdenklich. Dann schnitt er eine Grimasse und zeigte mit der Schreibfeder das Blatt Papier vor sich. »Clarice hat gesagt, ihr bräuchtet so viele Einzelheiten wie möglich, alles, woran ich mich erinnern kann.«
Clarice griff um James herum und zog ein frisches Blatt Papier hervor.
»Ich denke, es wäre am besten, wenn Jack alles aufschreibt, was er braucht.« Sie legte das Blatt auf den Schreibtisch und fischte eine Feder aus der Schale. »Dann kannst du dich besser auf deine Erinnerung konzentrieren.«
Unter ihrem beredten Blick zog sich Jack einen Stuhl heran und setzte sich vor das leere Blatt. Er nahm die Feder und prüfte die Spitze.
»Das kann eine Weile dauern.«
Über den Federkiel hinweg fing er Clarice’ Blick auf. Sie war niemand, der Ruhe ausstrahlte. Als sei sie zum Angriff auf einen bislang noch nicht gesichteten Feind bereit, war die Energie, die sie versprühte, beinahe mit Händen zu greifen. Zwar war das in gewisser Weise beruhigend, andererseits lenkte es aber auch ab. Mit James hatte er Mitleid; er selbst würde keinen klaren Gedanken fassen können, wenn sie in ihrer derzeitigen Verfassung im Zimmer blieb.
Wenn sie im Zimmer blieb.
Sie schaute ihn an und fragte:
»Wie geht es Anthony?«
»Es geht ihm gut, und sein Zustand verbessert sich stetig.« Jack tunkte die Spitze des Federkiels in das Tintenfass und sah sie wieder an. »Er wird rastlos, weil er ans Bett gefesselt ist.«
»Hm.« Sie ließ die Arme sinken und ging um den Schreibtisch herum. »Ich werde ihn heute Nachmittag besuchen.«
»Das ist sicher klug.« Jack beugte sich über das Blatt. »Ich werde heute Nachmittag unterwegs sein und nehme Percy mit. Anthony würde sich sicherlich über die Gesellschaft freuen.«
James schaute auf.
»Ich komme ebenfalls mit. Ich muss alles tun, was ich kann, wegen mir ist er schließlich hergefahren.«
»Am besten kannst du ihm seine Tapferkeit und alles vergelten, was er durchlitten hat, um dir Teddys Nachricht zu überbringen, indem du Jack die notwendigen Informationen gibst.«
Clarice hatte ihre Stimme nicht erhoben, aber es schwang ein Ton darin mit, der keinen Widerspruch duldete. Jack biss sich auf die Zunge, um dem Drang zu widerstehen, ihre Äußerung abzumildern. Natürlich hatte sie völlig recht. Zudem kannte er James gut genug, um zu wissen, dass er jede Gelegenheit nutzen würde, die Sache aufzuschieben.
Es gab verschiedene Formen von Sturheit: Bei James war sie eher schwach ausgeprägt, im Gegensatz zu Clarice’ kampferprobter Härte, die in diesem Fall nötig war.
James seufzte. Mit einem Anflug von Grimmigkeit um den Mund nickte er.
»Nun gut.« Er schaute den Schreibtisch an. »Was braucht ihr?«
Jack sagte es ihm. Sobald James begonnen hatte, eine Liste seiner Reisen in den vergangenen zehn Jahren anzufertigen,
machte Jack sich daran, die anderen Fragen zu James’ Arbeit aufzuschreiben.
Clarice ging langsam hinter ihm auf und ab, während sie beide beobachtete. Ab und zu trat sie näher und blickte über seine Schulter.
Als Macimber seinen Kopf durch die Tür steckte und Clarice bat mitzukommen, damit sie sich um eine Haushaltsangelegenheit kümmerte, wartete James, bis die Tür sich geschlossen. Dann legte er seine Schreibfeder hin und blickte Jack bittend an.
»Mein Junge, du musst mir helfen. Ich möchte wirklich nicht, dass Clarice meinetwegen nach London geht.«
Warum? Das war das Erste, was Jack durch den Sinn ging, aber er zögerte. Stattdessen fühlte er sich genötigt, James zu der Einsicht zu bringen, dass er etwas übersah.
»So einfach ist das nicht, James. Erst einmal ist Clarice keinem Mann verpflichtet. Wenn sie beschließt, nach London zu gehen, können weder du noch ich sie davon abhalten, – ich bezweifle sogar, dass Tod und Teufel da etwas ausrichten könnten.«
James verzog das Gesicht.
»Ich nehme an, sie zu überreden ist die einzige Möglichkeit.«
Jack erwiderte seinen Blick.
»Meine Überredungskünste sind sicher nicht schlecht, aber in dem Fall werden sie nicht ausreichen.«
James runzelte die Stirn.
Jack machte eine Pause, wählte seine Worte mit Sorgfalt. »Ich glaube, in diesem Fall liegt sie richtig. Solange du hier festsitzt, muss jemand von deiner Familie die anderen Mitglieder über die Vorfälle in
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