Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
bewegte die Finger, während sie den Ring kritisch betrachtete, der nun wie ein Ehering aussah. »Das müsste gehen.«
Sie schloss das Schmuckkästchen wieder und legte es in die Reisetruhe zurück. Dann stand sie auf und schaute ihn an. »Wenn man eine Scharade überzeugend spielen möchte, muss man auch an solche Kleinigkeiten denken.«
Er hob eine Augenbraue, dann bot er ihr den Arm an und geleitete sie zur Tür. Er öffnete sie und murmelte, als sie an ihm vorbeiging:
»Ich werde mich das nächste Mal daran erinnern, wenn wir Mann und Frau spielen.«
Das Dinner nahmen sie entspannt und in angenehmer Atmosphäre ein, das Essen war ausgezeichnet, der Wein mehr als passabel. Gemütlich und sicher in dem kleinen Privatsalon lenkte Clarice das Gespräch, entschlossen, Jack nicht noch einmal eine Gelegenheit zu geben, sie durcheinanderzubringen. Das nächste Mal, wenn sie Mann und Frau spielten. Was bildete er sich eigentlich ein?
Sie verbrachten die meiste Zeit damit, die verschiedenen Punkte zu besprechen, die ihnen aufgefallen waren, als sie die Blätter mit James’ Informationen durchgesehen hatten. Sie hatten den Hauptteil der Reise damit verbracht, die Listen miteinander zu vergleichen und Verbindungen zwischen den Zeitpunkten, den Orten und Menschen herzustellen, mit denen James gesprochen hatte. Es war verlockend zu spekulieren, auf welchen Fakten die Vorwürfe gegen James eigentlich fußten.
»Ich habe keine Ahnung, nicht bevor wir die Fakten in allen Einzelheiten dem Bischof präsentiert haben.«
Sie zog die Nase kraus, musste aber zugeben, dass Jack recht hatte. Dennoch, es war schwer, abwarten zu müssen und nicht planen zu können.
»Du wirst dich wohl einfach in Geduld fassen müssen.«
Sie blickte über den Tisch, erwiderte seinen belustigten, aber verständnisvollen Blick und schnaubte abfällig.
Das Zimmermädchen kam herein, um den Tisch abzuräumen; ihr folgte der Wirt mit einer Flasche Portwein. Clarice nutzte die Gelegenheit zum strategischen Rückzug. Sie schob ihren Stuhl zurück, nickte dem Wirt zu und erklärte:
»Bitte richten Sie Ihrer Frau aus, es hat uns vorzüglich geschmeckt.« Damit stand sie auf und blickte zu Jack, der es ihr nachtun wollte, sich dann aber wieder daran erinnerte, dass sie ja angeblich verheiratet waren. Sie lächelte. »Ich überlasse dich deinem Portwein.«
Zu ihrer Überraschung änderte er seine Meinung und erhob sich. Er winkte sie zur Tür.
»Ich nehme mein Glas im Schankraum.«
Der Wirt lächelte begeistert und eilte geschäftig davon. Sie ging zur Tür, Jack folgte ihr.
Er blieb davor stehen, blickte sich kurz in der Halle um und dann zur Treppe. »Ich komme gleich nach.« Er sah sie an. »Schließ nicht ab.«
Eines der kleinen Dinge, an die man denken musste. Sie las die Botschaft in seinem Blick. Sie hob die Nase und wandte sich zur Treppe, dann entfernte sie sich, eines der wenigen Male in ihrem Leben, ohne eine scharfe Schlussbemerkung zu machen.
Manchmal war Diskretion der klügere Weg.
Besonders wenn man bedachte, dass er in der Halle stand und sie beobachtete, bis sie seinen Blicken entschwunden war. Obwohl sie ihn nicht länger sehen konnte, hätte sie ihre Perlen darauf verwettet, dass er noch dastand und lauschte, bis sie die Tür zu ihrem Zimmer geschlossen hatte. Dann und wirklich dann erst würde er sich von der Stelle rühren und zum Schankraum gehen.
Sie nahm an, er versuchte herauszufinden, wer sonst noch
seinen Abend in dem Wirtshaus hier verbrachte, ob es vielleicht jemand war, dem sie besser nicht begegneten, wenn sie morgen früh aufbrachen.
Wenigstens hätte sie das an seiner Stelle getan. Als sie vor dem Frisiertisch stand und ihr langes Haar löste, musste sie daran denken, dass sie ihm so sehr wie sich selbst vertraute.
Das war sehr merkwürdig. Das war ihr noch nie zuvor mit jemandem passiert.
Seltsam, das bestärkte sie nur in dem Wunsch, ausgezogen im Bett zu liegen, bevor er nach oben kam. Es war unsinnig, mit einem Mal schüchtern zu werden, nach all dem, was zwischen ihnen schon geschehen war, in der Laube und in seiner Bibliothek, aber es war irgendwie etwas völlig anderes, sich vor ihm in einem hell erleuchteten Schlafzimmer auszuziehen.
Unlogisch, natürlich. Sie dachte darüber nach, während sie sich rasch das Haar bürstete. Sie war nur selten unlogisch. Warum jetzt?
Die Antwort kam ihr, als sie ihr Kleid ordentlich über ihre Reisetruhe legte und nach dem Saum ihres Hemdes griff. Es war die damit
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