Ein feuriger Gentleman: Roman (German Edition)
bemerkte es, und seine Belustigung schwächte sich ab, bis er nur noch schmunzelte. Grinsend erklärte er:
»Keine bekommen werden, nicht keine haben können.« Unter der Decke stieß er sie an. »Ich hätte gedacht, dass dieser feine Unterschied dir inzwischen auch aufgefallen wäre.«
»Ich würde sagen, dem wäre auch so, wenn ich über die Sache weiter nachgedacht hätte.« Trotz ihres hochnäsigen Tonfalles war das die Wahrheit. Er war so unverhohlen männlich und kraftstrotzend, dass sie völlig vergessen hatte, dass er angeblich eine Verletzung hatte.
»Wie geht es dir? Was genau ist es? Tut es sehr weh?«
Er schnitt eine Grimasse. Sie erkannte in seinen Zügen, dass es die übliche Reaktion eines Mannes auf die besorgte Nachfrage einer Frau war.
»Es tut manchmal weh, aber in letzter Zeit nicht mehr sehr. Ich habe einen üblen Schlag auf den Kopf abgekriegt.«
Einen Schlag auf den Kopf, der Wochen später noch schmerzte? »Was, um alles in der Welt, hast du getan, um so einen Hieb abzubekommen?«
Er blickte ihr in die Augen, dann zog er sie wieder an sich und erzählte es ihr zu ihrer nicht geringen Überraschung. Sie hörte zu, abwechselnd fasziniert, entsetzt und erstaunt. Sie machte keine Bemerkung, als er ihr beschrieb, wie er von dem französischen Spion hereingelegt und übertölpelt worden war, den in Schach zu halten eigentlich seine Aufgabe gewesen war. Obwohl er diesen Vorfall unverkennbar als Versagen betrachtete, das ihn immer noch ärgerte, hatte er sich damit abgefunden und quälte sich nicht länger deswegen. Weder grübelte er über seinen Fehler, noch versuchte er, Entschuldigungen dafür zu finden. Sie hatte genug Erfahrung mit den Unwägbarkeiten des Lebens, um die Reife in dieser Haltung zu würdigen.
Als er schließlich schwieg, runzelte sie die Stirn.
»Also hast du dich aus dem Dienst zurückgezogen, stehst der Regierung aber nach wie vor zur Verfügung?«
Er schüttelte den Kopf.
»Nein, wir sind eher einer wichtigen Sache verpflichtet. Diejenigen von uns, die in unserem Spezialgebiet eingesetzt waren, sind besser geeignet, besser dafür ausgebildet, auf gewisse Situationen zu reagieren. Und in diesem jüngsten Fall haben wir einem Freund geholfen, sozusagen einem ehemaligen Kameraden im Dienst fürs Vaterland.«
»Also gehe ich recht in der Annahme, dass die Kontakte, mit denen du in London reden willst, ebendiese ehemaligen Kameraden und dein ehemaliger Vorgesetzter sind?«
»Genau.« Er unterdrückte ein Gähnen, sank tiefer ins Bett. »Ich werde mit denen aus der Truppe reden, die noch in der Stadt sind.« Seine Stimme klang schläfrig. »Und ja, sie werden uns helfen.«
Seine Müdigkeit war ansteckend; ihre Lider fühlten sich immer schwerer an. Sie schmiegte sich an ihn, er strich ihr über den Kopf und ließ seine Finger zärtlich durch ihr Haar gleiten.
Frieden hüllte sie ein, warm, ruhig und anspruchslos. Sie hatte noch nie zuvor ein Bett geteilt, aber ihm so nah zu sein fühlte sich richtig an. Sie fühlte sich unerwartet sicher und geborgen.
Seine sichere Überzeugung, dass seine Freunde ihnen helfen würden, sich für James zusammentun würden, beruhigte sie. Tief im Innern war sie immer noch schockiert, dass James des Hochverrats angeklagt werden könnte. Aber noch faszinierender fand sie, dass sie durch seine Geschichte eine neue Seite von ihm kennengelernt hatte – wie seine Freunde ihn sahen, dass er ein Mitglied einer solchen Gruppe war, loyale Verteidiger selbst in Friedenszeiten, die diejenigen, die mit der Aufgabe der Landesverteidigung betraut waren, nicht zögerten, zu Hilfe zu rufen.
Ihre ursprüngliche Einschätzung von ihm als einem liederlichen
Tunichtgut fiel ihr wieder ein. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Wie sehr sie sich geirrt hatte.
Je mehr sie über ihn erfuhr, desto stärker wuchs ihre Anerkennung für ihn. Mein Gott, sie war auf bestem Wege, für ihn Bewunderung zu empfinden. Es gab nur wenige andere Männer, denen sie das zubilligte. Genau genommen, überlegte sie, während ihr Verstand von Schlaf umnebelt wurde, fiel ihr niemand ein.
Sie spürte, wie die Reste der Wachsamkeit sie verließen, als sie langsam in den Schlaf glitt. Sie lauschte seinem ruhigen, gleichmäßigen Atem. Sein Herz schlug unter ihrer Wange, ein gedämpftes verlässliches Klopfen, regelmäßig und fest. Seine Arme hielten sie sicher, aber engten sie nicht ein. Sie spendeten Trost, boten Schutz, aber beschnitten ihre Freiheit nicht.
Schlaf
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