Ein feuriger Verehrer
Lebensstandard, fügte er hinzu und hob mit einer Kraft, die man seinem schmalen Körper nicht ansah, eins der Bretter an. Einen Lebensstandard, der total anders als sein eigener war.
Während er das Brett, um es zu zersägen, in den Schraubstock klemmte, wurden die Stimmen lauter. Lauter und so deutlich, dass er ein paar Worte verstand.
»Blöde Ziege. Geh mir aus dem Weg.«
»B.D., bitte. Hör mir zu.«
»Wozu? Ich bin dein ewiges Gejammere leid. Du machst mich einfach krank.«
»Ich will doch nur -«
Zeke hörte ein dumpfes Krachen, das ihn zusammenfahren ließ, und dann Clarissas Stimme, die unglücklich flehte: »Nein, nicht, nicht.«
»Vergiss nicht, du jämmerliche Fotze, wer von uns beiden hier das Sagen hat.«
Ein nochmaliges Krachen, eine Tür, die zufiel, und dann das herzzerreißende Schluchzen einer Frau.
Er hatte nicht das Recht, mahnte sich Zeke, die Gespräche zwischen Eheleuten zu belauschen. Hatte nicht das Recht, hinaufgehen zu wollen, um die Frau zu trösten.
Aber, Himmel, wie konnte ein Mensch derart grob und grausam mit seinem Partner umgehen? Sie hatte es verdient, dass jemand sie umsorgte, sie war eine wunderbare Frau.
Zeke verachtete sich für den Wunsch, zu ihr zu laufen und sie an seine Brust zu ziehen. Entschieden setzte er die Ohrenschützer auf und gab ihr dadurch die Ungestörtheit zurück, auf die sie einen Anspruch hatte.
»Ich weiß es zu schätzen, dass Sie Ihren Terminplan geändert haben und zu mir gekommen sind.« Eve nahm ihre Jacke von dem schäbigen Schreibtischsessel und versuchte sich keine Gedanken darüber zu machen, dass ihr winziges, unaufgeräumtes Büro das genaue Gegenteil von Dr. Miras elegantem Arbeitszimmer war.
»Ich weiß, das Ganze ist ein Wettlauf mit der Zeit.« Mira sah sich um. Seltsam, dachte sie, dass sie niemals vorher in Eves Büro gewesen war. Sicher war sich Eve der Tatsache gar nicht bewusst, wie wunderbar das voll gestopfte kleine Zimmer zu ihr passte. Nirgends gab es irgendwelchen Nippes, nirgends irgendwelchen Schnickschnack und nur ein Minimum an Komfort.
Sie nahm den ihr von Eve angebotenen Stuhl, legte ihre schlanken Beine übereinander, und sah Eve, die stehen blieb, mit hochgezogenen Brauen an.
»Ich hätte zu Ihnen kommen sollen. Ich habe hier nicht mal den Tee, den Sie so gerne trinken.«
Mira lächelte erheitert. »Ein Kaffee wäre ebenfalls nicht übel.«
»Den kann ich Ihnen bieten.« Eve trat vor den AutoChef, der bedrohlich zischte, und schlug mit der flachen Hand dagegen. »Verdammte Budgetkürzungen. Eines Tages schmeiße ich sämtliche Geräte, die in diesem Zimmer stehen, aus dem Fenster. Und ich hoffe inständig, dass in der Minute sämtliche Idioten von der Instandhaltung darunter versammelt sind.«
Lächelnd blickte Mira zu dem schmalen, hoffnungslos verdreckten Stückchen Glas. »Es dürfte etwas schwierig werden, irgendetwas durch die Öffnung da hindurch zu kriegen.«
»Oh, irgendwie wird mir das gelingen. Der Kaffee kommt«, erklärte sie, als der AutoChef nach kurzem Husten in ein leises Summen überging. »Der Rest des Teams geht weiteren Spuren nach. Wir treffen uns in einer Stunde, und ich wäre froh, wenn ich nicht mit leeren Händen vor ihnen stehen müsste.«
»Ich wünschte, ich könnte Ihnen mehr geben.« Mira lehnte sich zurück und nahm die ihr von Eve gebotene Kaffeetasse an. Es war kaum sieben Uhr, doch die Psychologin wirkte elegant und frisch poliert wie feinstes Glas. Ihre sandfarbenen Haare lagen leicht gewellt um ihr gelassenes Gesicht. Sie trug eins ihrer streng geschnittenen Kostüme, dieses Mal in einem ruhigen Salbeigrün, und hatte als einziges Schmuckstück eine einreihige Perlenkette umgelegt.
In ihrer ausgeblichenen Jeans und ihrem schlabberigen Pullover kam sich Eve zerzaust, unausgeschlafen und unordentlich vor.
Sie nahm Mira gegenüber Platz und dachte, dass sie in den frühen Morgenstunden von Roarke fast mit den gleichen Worten verabschiedet worden war. Er hatte die Suche fortgesetzt. Doch er kämpfte gegen Geräte und Gehirne, die ebenso komplex und clever waren wie die Dinge, die ihm selber zur Verfügung standen. Es könnte Stunden oder sogar Tage dauern, bis er alle Schutzwälle durchbrochen hätte und zu Cassandra vorgestoßen wäre, hatte er erklärt.
»Geben Sie mir, was Sie haben«, bat sie Mira knapp. »Das ist auf alle Fälle mehr, als mir bisher zur Verfügung steht.«
»Diese Organisation macht ihrem Namen alle Ehre«, begann die Psychologin. »Sie ist bestens
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