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Ein feuriger Verehrer

Ein feuriger Verehrer

Titel: Ein feuriger Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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tretet zurück oder erzittert, ihr großen, fetten Männer und Frauen der Politik.«
    »Wie gesagt, er stammte aus einer wohlhabenden Familie«, warf Roarke ein. »Und oft hat für diese Menschen Geld keinen sonderlichen Reiz.«
    »Möglich.« Sie ging Rowans persönliche Akte noch mal von vorne durch. »Er hat zweimal für das Bürgermeisteramt von Boston kandidiert und zweimal verloren. Dann hat er sich um den Gouverneursposten beworben und schied auch in diesem Rennen aus. Wenn du mich fragst, war er also schlichtweg sauer. Sauer und verrückt. Was häufig eine todbringende Mischung ist.«
    »Ist sein Motiv an dieser Stelle wichtig?«
    »Ohne das Motiv kann man sich kein umfassendes Bild von diesem Typen machen. Wer auch immer die Knöpfe bei Cassandra drückt, hat oder hatte in irgendeiner Form mit ihm zu tun. Allerdings glaube ich nicht, dass dieser Jemand wegen irgendetwas sauer ist.«
    »Dann also lediglich verrückt?«
    »Nein, nicht nur. Auch wenn ich noch nicht sagen kann, welchen anderen Beweggrund dieser neue Täter hat.«
    Sie ließ die Schultern kreisen, richtete sich auf und machte sich daran, die Namensliste durchzugehen, die von Roarke an ihren Computer gesendet worden war.
    Es war ein mühsamer Prozess, der stärker vom Computer abhing als von der Benutzerin, und so schweiften Eves Gedanken, während sie zahllose Namen, Gesichter und Daten über den Bildschirm flimmern sah, häufig ab.
    Ihr war gar nicht bewusst, dass sie eingenickt war. Sie hatte keine Ahnung, dass sie träumte, wusste nur, sie watete mit einem Mal durch einen Fluss aus Blut.
    Kinder weinten. Der Boden war mit Leichen übersät, und diejenigen von ihnen, die noch Gesichter hatten, flehten sie um Hilfe an. Rauch brannte ihr im Hals und in den Augen, als sie über die Verletzten stolperte. Zu viele, dachte sie verzweifelt. So viele konnte sie nicht retten.
    Hände, die zum Teil nur noch aus Knochen zu bestehen schienen, tasteten nach ihren Knöcheln, bis sie schließlich stürzte und in einen tiefen, dunklen, mit weiteren Leichen gefüllten Krater fiel. Sie waren sorgfältig wie Feuerholz gestapelt und sahen, blutig und zerfetzt, wie kaputte Puppen aus. Etwas zog sie unbarmherzig tiefer, bis sie in dem Totenmeer versank.
    Nach Luft ringend und wimmernd versuchte sie, an der glatten Wand des Kraters hinaufzukriechen bis zum Rand, bis ihre Finger bluteten und sie die Kraft verließ.
    Dann war sie erneut umgeben von Rauch, kroch vorwärts, holte mühsam Luft und versuchte, die Panik zu verdrängen, um irgendwas zu tun. Um zu tun, was nötig war.
    Jemand weinte. Leise und unterdrückt. Eve stolperte weiter durch den stinkenden, blind machenden Nebel, bis sie das kleine Kind erreichte, das zusammengekauert schluchzend auf dem Boden saß.
    »Es wird alles gut.« Sie hustete wegen des Rauchs, ging vor der Kleinen in die Hocke und zog sie sanft an ihre Brust. »Ich bringe dich hier raus.«
    »Wir können nirgendwo mehr hin«, wisperte das kleine Mädchen ihr ins Ohr. »Wir sind bereits da.«
    »Ich bringe dich hier raus.« Sie mussten raus aus dieser Hölle, war alles, was Eve denken konnte, während sich nicht nur die Eiseskälte des Entsetzens auf ihrer Haut verteilte, sondern gleichzeitig das Grauen wie mit Stahlhaken an ihren Eingeweiden riss. Sie hob das Kind vom Boden auf und trug es durch den Rauch.
    Ihrer beider Herzen trommelten im selben angsterfüllten Rhythmus, und das kleine Mädchen legte seine Finger wie dünne Drähte um Eves Hände, als das harsche Flüstern krächzend rauer Stimmen durch den Nebel drang.
    »Ich brauche einen einzigen gottverdammten Schuss. Warum zum Teufel ist mal wieder keine Kohle dafür da?«
    »Halt, verflucht noch mal, die Klappe.«
    Eve erstarrte. Anders als die dünne Frauenstimme hatte sie die Männerstimme gleich beim ersten Ton erkannt. Es war eine Stimme, die in ihren Träumen und in ihren Ängsten lebte und wahrscheinlich weiterleben würde bis zu ihrem Tod.
    Die Stimme ihres Vaters.
    »Halt, verflucht noch mal, die Klappe. Wenn du dir kein Kind von mir hättest machen lassen, dann säße ich jetzt nicht mit dir und diesem widerlichen Balg in diesem Loch hier fest.«
    Das steife Kind wie eine Puppe in den Armen, kroch Eve flach atmend weiter, bis sie durch den Rauch die undeutlichen Umrisse zweier Menschen sah. Und ihn wiederum sofort erkannte. Die gedrungene Statur, die hochgezogenen Schultern, den schräg gelegten Kopf.
    Ich habe dich getötet , war alles, was sie denken konnte. Du Hurensohn,

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