Ein Frauenheld entdeckt die Liebe
Wangen. „Oh …“, wiederholte sie.
Nicholas umschloss ihre Hand mit der seinen und zeigte Serena, was sie tun sollte. Er brannte vor Verlangen und konnte seine Ungeduld kaum zügeln. Doch er wusste, wie wichtig es war, Serena jetzt nicht zu erschrecken. Mit beinahe übermenschlicher Anstrengung gelang es ihm, sich langsam und bedächtig zu bewegen, bis er spürte, wie sie an Sicherheit gewann. Er stöhnte auf und vergaß alles, um sich herum. Schneller und schneller wurde der Rhythmus – bis ein lautes Klopfen ihn abrupt unterbrach.
Nein, nicht jetzt! Verflucht, nein!
Irgendwer rüttelte heftig am Tor der Scheune.
„Mister Lytton! Mister Lytton, sind Sie das in der Scheune?“
Jeffries!
Nicholas stieß einen Fluch aus, drückte Serena einen kleinen tröstenden Kuss auf die Stirn und sprang auf. Hastig zog er das Hemd zurecht und schloss die Hose. „Bleiben Sie hier“, flüsterte er Serena zu. Dann rannte er zum Tor, um dieses einen Spaltbreit zu öffnen und den besorgten Farmer zu beruhigen.
„Das is doch Titus, hab ich gedacht“, sagte der. „Un noch ’n Pferd aus Mr. Lyttons Stall. Was machen die hier? Ob dem Herrn was zugestoßen is? Wo er doch vorhin erst nach ’nem Wilderer gesucht hat.“
„Wir haben hier Schutz vor dem Regen gesucht“, erklärte Nicholas, der dem Farmer mit seinem Körper die Sicht ins Innere der Scheune versperrte.
Jeffries sah aus, als wollte er etwas fragen. Doch zu Nicholas’ Erleichterung meinte er nur: „Gut. Ich werd weiter nach dem Wilderer Ausschau halten. ’nen schönen Tag noch, Mr. Lytton.“
„Auf Wiedersehen, Jeffries.“ Er schloss das Tor und kehrte zu Serena zurück. Sie hockte im Heu und mühte sich mit den kleinen Knöpfen ihrer Jacke ab. Ihre Wangen waren gerötet, die Lippen geschwollen, der Blick war noch immer verhangen.
„Sie sehen hinreißend aus! Darf ich Ihnen helfen?“ Er entfernte etwas Heu aus ihrem Haar.
Sie senkte den Blick. „Wir sollten zum Haus zurückkehren.“
„Hm …“ Er beobachtete, wie sie den Kragen ihrer Bluse zurechtzupfte, ihr Haar mit ein paar Haarnadeln hochsteckte und das Hütchen aufsetzte. Die Federn, die nass geworden waren, hingen schlaff zur Seite. Serena wirkte bedrückt. Schämte sie sich? Vor wenigen Augenblicken noch hatte sie bebend vor Lust und Begierde in seinen Armen gelegen. Sie hatte, genau wie er, vergessen, wo sie sich befand. Doch nun wurde ihm klar, dass eine zugige Scheune nicht die richtige Umgebung war, um diese Frau zu verführen. Er konnte unmöglich da weitermachen, wo er aufgehört hatte.
Was, um Himmels willen, habe ich mir nur dabei gedacht?
Verärgert über seine Rücksichtslosigkeit und Dummheit bückte er sich nach der Reitgerte. „Sie haben recht“, stimmte er Serena zu. „Wir wollen zum Haus zurückkehren. Und morgen, wenn wir vor Störungen sicher sein können, werden wir …“
„Ja, morgen“, unterbrach sie ihn. Doch das Lächeln, mit dem sie ihn anschaute, wirkte verloren.
Als er sie so sah, durchfuhr ihn ein seltsamer Schmerz. „Was halten Sie davon, wenn wir direkt zum Gasthof reiten?“, fragte er, während sie zum Tor gingen. „Ich kann Belle am Zügel nach Hause führen.“
Sie zuckte nur die Schultern.
Draußen half er ihr in den Sattel, und schweigend legten sie den Weg zum Dorf zurück. Der Regen hatte nachgelassen, doch die Wolken hingen tief, und die Atmosphäre war bedrückend.
„Auf Wiedersehen“, war alles, was Serena erwiderte, als er sich vor dem Knightswood Inn von ihr verabschiedete. Sie reichte ihm Belles Zügel. In diesem Moment öffnete der Himmel erneut seine Schleusen.
Serena fand den kleinen Privatsalon verlassen vor. Kein Feuer brannte im Kamin. Auf dem Tisch lag ein Briefchen von Madame LeClerc. Die Schneiderin schrieb, dass sie das Angebot des Sohnes der Wirtsleute angenommen habe und mit ihm nach London gefahren sei.
Wütend warf Serena das Papier in die kalte Feuerstelle. Dann fluchte sie eine Zeit lang auf Französisch. Schließlich ließ sie sich erschöpft auf einen Stuhl sinken. Sie würde also allein nach London reisen müssen. Es sei denn, Nicholas würde seine Ankündigung, sie zu begleiten, wahr machen. Doch das bezweifelte sie sehr. Ihm würde nicht gefallen, was sie ihm am nächsten Tag sagen wollte.
Aufgewühlt von den Ereignissen des Tages lag Serena den größten Teil der Nacht wach. Die Empfindungen, die Nicholas’ Liebkosungen in ihr geweckt hatten, waren so heftig, so überwältigend gewesen, dass sie nicht
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