Ein Frauenheld entdeckt die Liebe
Ihre Regeln zu halten habe. Von Anfang an wollten Sie mir klarmachen, dass nicht mehr als eine kurze Affäre zwischen uns möglich sei. Sie wollten sich nicht binden. Gut! Das bedeutet aber auch, dass Sie mich im hohen Bogen hinausgeworfen hätten, wenn Sie auch nur geahnt hätten, dass ich zu jenen Frauen gehöre, die über einen makellosen Ruf verfügen und die man daher kompromittieren kann.“
„Verstehe ich Sie richtig? Sie haben mich angelogen, weil Sie kompromittiert werden wollten? Verflucht, Serena, wenn Ihnen auch nur im Geringsten daran liegen würde, Ihren Ruf zu schützen, dann hätten Sie mich in der Scheune stoppen müssen. Die Gelegenheit dazu habe ich Ihnen gegeben.“
„Ja.“ Sie senkte den Blick. „Ja, das haben Sie. Leider habe ich nicht einmal versucht, Sie zurückzuweisen. Ich hätte es tun müssen, doch es gelang mir nicht. Ich habe versucht, mir einzureden, ich könnte das Spiel nach Ihren Regeln spielen. Inzwischen habe ich eingesehen, dass mir das nicht möglich ist. Sie nehmen Ihre Affären leicht. Doch ich bin anders. Wenn ich …“ Ein Schauer überlief sie. „Ich weiß, dass ich Ihnen nichts bedeute. Ich aber hätte nach einem solchen Erlebnis nicht einfach zu meinem alten Leben zurückkehren können.“
Bitter lachte er auf. „Das fällt Ihnen reichlich spät ein.“
Nervös öffnete und schloss sie ihre Hände. „Ich habe diesen Vorwurf vermutlich verdient. Ja, mir ist klar, wie mein Benehmen auf Sie gewirkt haben muss. Trotzdem bin ich nicht leichtfertig. Auch war es nie meine Absicht, Sie zu etwas zu verleiten, das …“ Sie schluckte. „Ich möchte nicht lügen. An jenem Tag wollte ich, dass es passiert. Später allerdings wurde mir bewusst, wie dumm ich mich verhalten hatte. Ich war im Begriff gewesen, jede Chance auf ein zukünftiges Glück zu verspielen. Denn Sie hätten mir nie gegeben, was ich mir wünsche.“
„Ihr Wunsch ist es natürlich, zu heiraten.“ Einen Moment lang betrachtete er sie mit echter Abneigung. „Bei Jupiter, ich muss blind gewesen sein! Ich habe tatsächlich geglaubt, Sie seien anders als die meisten Frauen. Nun, Lady Serena, Sie sind noch einmal davongekommen. Nichts ist geschehen. Und wenn Sie erst die Ihnen zustehende gesellschaftliche Stellung eingenommen haben, können Sie sich einen Gatten auswählen, der in allem Ihren Vorstellungen entspricht.“
Sie hob den Kopf und funkelte Nicholas an. Mit seinen letzten Worten hatte er sie so verletzt, dass der Wunsch, sich zu rächen, in ihr erwacht war. „O ja“, stellte sie stolz fest. „Als Tochter eines Earls und als reiche Erbin habe ich tatsächlich die freie Auswahl.“
Charles hatte recht gehabt – und das, obwohl er doch nichts über Serenas Hintergrund wusste. Sie wäre die perfekte Ehefrau für einen Mann wie ihn gewesen. Für einen Mann, dem sogar sein Anwalt riet, baldmöglichst zu heiraten.
Die Erinnerung an Frances Eldons Brief entfachte seinen Zorn aufs Neue. „Ich hoffe nur“, stieß er hervor, „dass Sie dem armen Kerl, den Sie sich erwählen, mit mehr Ehrlichkeit begegnen als mir. Werden Sie ihm vor der Hochzeitnacht verraten, dass er das Bett mit einer Lügnerin, einer Spielerin und einer Verführerin teilen soll? Werden Sie ihn darüber aufklären, dass er nicht der Erste ist, der Sie küsst, der sie liebkost und der Ihnen Schreie der Lust entlockt? Oder werden Sie so tun, als seien Sie eine unerfahrene Jungfrau? Dann müssen Sie sich allerdings etwas mehr Mühe geben als bei mir. Wenn Sie auf seine Zärtlichkeiten so reagieren wie auf die meinen, dann wird er ebenso wenig an Ihre Unschuld glauben wie ich.“
Bei seinen Vorwürfen war Serena zusammengezuckt. „Das meinen Sie nicht ernst, Nicholas!“, rief sie jetzt. „Sie wissen, dass ich Ihnen kein Theater vorgespielt habe.“
„Ich weiß, dass ich Sie in der Scheune glücklich gemacht habe. Sie waren befriedigt, während ich selbst mit meinem quälenden Verlangen zurückblieb.“ Er stieß einen Fluch aus, der gewiss nicht für die Ohren einer Dame gedacht war. „Tag und Nacht habe ich an Sie gedacht, Serena. Immer nur an Sie! Und seit jenem Nachmittag werde ich das Bild, wie Sie mit offenem Haar im Heu liegen, nicht mehr los. Es verfolgt mich bis in den Schlaf. Wahrscheinlich wird es mich mein Leben lang verfolgen.“ Er trat auf sie zu und umfasste mit beiden Händen ihre Schultern. „Sehen Sie denn nicht, was Sie getan haben? Da ich Sie nie besitzen werde, werde ich mir immer und immer wieder
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