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Ein Frauenheld entdeckt die Liebe

Ein Frauenheld entdeckt die Liebe

Titel: Ein Frauenheld entdeckt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye
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irgendjemand die ungeputzten Fenster geöffnet hatte. Im Raum roch es nach ungewaschenen Körpern, nach verschüttetem Ale und nach Gin. Das Feuer im offenen Kamin qualmte heftig, denn wie so oft hatte man feuchtes Holz hineingeworfen. Thomas Cribb, den berühmten Boxer und jetzigen Besitzer des Gasthofes, schien das nicht zu stören.
    Jasper Lytton hingegen blieb zögernd im Eingang stehen und hob sein Lorgnon. Er wusste, dass die Kneipe sich seit einiger Zeit großer Beliebtheit bei jenen Mitgliedern der guten Gesellschaft erfreute, die sich gern auf etwas anrüchige Abenteuer einließen. Dennoch fühlte er sich in dieser Umgebung nicht wirklich wohl. Dann bemerkte er den schmalen Mann, der an einem Tisch in der Nähe des Fensters saß und grüßend die Hand hob. Mit gerunzelter Stirn und verächtlich herabgezogenen Mundwinkeln durchquerte Jasper den Raum und setzte sich zu seinem Bekannten.
    „Ich dachte sch… dachte schon, Sie würden nicht kommen“, meinte der leicht stotternd zur Begrüßung. „Ich w…warte schon seit einer halben Ewigkeit.“
    Der Schmale war elegant gekleidet und zweifellos um einige Jahre jünger als Jasper. Das ausschweifende Leben hatte allerdings bereits Spuren auf seinem Gesicht hinterlassen. Die hellen Augen waren blutunterlaufen, die Haut wirkte ungesund grau. Auch sein Haar begann sich zu lichten. Seine Hand zitterte ein wenig, als er nach der Flasche mit Gin griff, um Jasper etwas einzugießen, ehe er sein eigenes Glas auffüllte.
    „Bei Jupiter, Langton“, stellte Nicholas’ Cousin fest, „Sie sehen scheußlich aus.“ Dabei betrachtete er seinen Freund mit heimlicher Befriedigung. Er selbst war mindestens fünf Jahre älter, er trank mehr, spielte um größere Einsätze und hatte bestimmt schon mehr Frauen besessen. Trotzdem hätte niemand geglaubt, dass Langton jünger war als er.
    „Das w…würden Sie auch, wenn Sie in meiner Lage w…wären. Also, haben Sie es?“
    Jasper rutschte auf der harten Holzbank unruhig hin und her. „Noch nicht“, gestand er, wobei er es vermied, seinem Freund in die Augen zu schauen.
    „Sie haben es versch… es versprochen! Ich brauche es und zwar dringend! Sofort! Verflucht, Sie w…wissen doch, wie diese Leute sind.“
    „Allerdings. Schließlich habe ich Sie mit ihnen bekannt gemacht.“ Fasziniert beobachtete er, wie Langton sein Glas in einem Zug leerte. Einen Moment lang verspürte er sogar so etwas wie Gewissensbisse. Die fünftausend, die er seinem Freund schuldete, waren keine immens große Summe, aber es handelte sich um eine Ehrenschuld, die beglichen werden musste. Also griff er in seine Rocktasche und zog mehrere zusammengerollte Geldscheine heraus. „Zweihundert“, erklärte er, „mehr habe ich im Moment wirklich nicht. Aber Sie bekommen den Rest in allernächster Zeit. Ja, sobald ich eine Glückssträhne habe oder …“
    „… oder sobald Ihr Cousin Ihnen unter die Arme greift“, vollendete Langton hoffnungsvoll den Satz.
    Jasper schüttelte den Kopf. „Damit ist wohl nicht zu rechnen. Leider. Nicholas hat mir mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass er nicht mehr für meine Schulden aufkommt.“ Die Erinnerung an das einige Wochen zurückliegende Gespräch mit seinem Cousin machte ihn noch immer wütend. Warum, zum Teufel, begriff dieser Dummkopf nicht, dass das Geld sowieso bald den Besitzer wechseln würde?
    Ich habe doch nur einen kleinen Vorschuss auf mein Erbe verlangt, dachte Jasper ärgerlich.
    „Aber es dauert nicht mehr lange, bis er dreißig w… dreißig wird“, stellte Langton fest.
    „In knapp drei Monaten ist es so weit.“ Bis dahin würden sich hoffentlich auch seine eigenen Gläubiger gedulden. Seit ein paar Tagen wagte Jasper sich nicht mehr in seinen Club, vermied die Spielhöllen, in denen er sich im Allgemeinen aufhielt, und ließ sich auch sonst nirgends mehr blicken, wo man mit seinem Erscheinen rechnete. Denn überall warteten Geldeintreiber auf ihn. Ja, er hatte seinem Diener befehlen müssen, die Wohnungstür nicht mehr zu öffnen, wenn es klopfte.
    Langton füllte die Gläser noch einmal. Und diesmal zitterte seine Hand nicht. Der Gin schien seine Wirkung zu tun. „In drei Monaten sind Sie also ein reicher Mann. Es sei denn, Ihr Cousin heiratet vorher.“
    „Das wird er nicht tun“, stellte Jasper fest und gab dem Mann hinter der Theke ein Zeichen.
    „Gin?“, rief dieser.
    „Brandy.“
    Gleich darauf stand eine schmierige Karaffe vor den Freunden. Langton betrachtete sie

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