Ein Frauenheld entdeckt die Liebe
willen, sie war doch noch nicht einmal fünfundzwanzig!
Georgiana beobachtete alles voller Interesse. Ihren scharfen Augen entging kaum etwas. Es faszinierte sie, wie viel Aufmerksamkeit Nicholas der Besucherin schenkte. Sicher, Serena war eine Schönheit. Aber sie gehörte zur guten Gesellschaft, und das warf ein seltsames Licht auf die Beziehung der beiden. Trotz ihrer Jugend wusste Georgie sehr wohl, dass ihr Bruder nicht die Absicht hegte, sich zu verehelichen.
Allerdings hatte er sich auch noch nie auf eine Affäre mit irgendeiner jungen Dame im heiratsfähigen Alter eingelassen.
Nun, es konnte jedenfalls kein Zweifel daran bestehen, dass es zwischen den beiden knisterte. Immer wieder warfen sie einander kurze Blicke zu. Und offensichtlich amüsierten sie sich über die gleichen Dinge. Trotzdem wirkte keiner der beiden glücklich. Ob irgendetwas ihrer Liebe im Wege stand? Sogleich beschloss Georgie, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um ein glückliches Ende herbeizuführen.
Serena verabschiedete sich, sobald der Teetisch abgeräumt war. Mit Nicholas und seiner Schwester hatte sie kaum ein Wort gewechselt, da Melissa sie die ganze Zeit über mit Beschlag belegt hatte. Der Witwe hatte Serenas Aufmerksamkeit so gut gefallen, dass sie sie bat, sie am nächsten Tag zu einer kleinen Abendgesellschaft zu begleiten. „Es werden nicht viele Gäste erwartet. Es soll auch nicht getanzt werden. Aber Sie können sich am Kartentisch vergnügen. Auf jeden Fall werden Sie nette Menschen kennenlernen.“
Nicholas, der sich erhoben hatte, um Serena zur Tür zu begleiten, meinte, während seine Augen schalkhaft blitzten: „Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, Lady Serena? Bleiben Sie dem Kartentisch fern. Es wäre mir sehr unangenehm zu hören, dass Sie Melissa und ihre Freundinnen ausgenommen haben.“
„Ausgenommen?“, wiederholte Serena mit leichtem Spott. „Ach, machen Sie sich deshalb keine Sorgen. Ihre Stiefmutter wird wahrscheinlich gar nicht die Energie aufbringen, Karten zu spielen. Wenn ihre Freundinnen ihr gleichen, wird es gewiss ein sehr … ruhiger Abend.“
Georgie, die ihnen unbemerkt in den Flur gefolgt war, fragte: „Warum soll Lady Serena nicht spielen? Du hältst sie doch hoffentlich nicht für jemanden, der mogelt, Nicholas!“
„Wie kannst du nur so etwas sagen!“, tadelte er seine Schwester. „Du beleidigst unseren Gast.“
„Oh!“ Sichtlich geknickt wandte Georgie sich Serena zu. „Bitte, verzeihen Sie mir. Meine Zunge war offenbar schneller als mein Verstand. Ich hoffe nur, dass ich Sie nicht wirklich gekränkt habe!“ Ihre Augen leuchteten auf. „Zum Glück haben Sie Humor! Es ist mir aufgefallen, dass Sie sich gemeinsam mit Nicholas über Mama amüsiert haben.“
„Du meine Güte, dann muss ich mich wohl bei Ihnen entschuldigen, Miss Lytton.“
Die kicherte schulmädchenhaft. „Unsinn! Und nennen Sie mich doch bitte Georgie. Ich hoffe, dass wir bald Freundinnen werden.“
„Gern, Georgie. Ich freue mich darauf, Sie morgen Abend zu sehen.“ Sie wandte sich Nicholas zu. „Werden Sie auch dort sein?“
Er schüttelte den Kopf. Und nachdem er sich vergewissert hatte, dass seine Schwester in den Salon zurückgekehrt war, zog er Serena in einen kleinen Raum, der wie ein Lesezimmer eingerichtet war. „Ich muss mit Ihnen reden!“
„Warum? Habe ich irgendeinen Fehler gemacht?“
„Noch nicht. Aber wir sollten nicht zusammen gesehen werden.“
„Ach?“
„Ich fürchte, wir haben irgendetwas an uns, das uns sogleich verrät. Georgie hat sofort gemerkt, dass wir mehr als gute Bekannte sind. Und anderen Leuten wird es ähnlich ergehen. Schon bald wären die schlimmsten Gerüchte über uns im Umlauf.“
„Ich verstehe“, gab sie kalt zurück. „Natürlich können Sie nicht riskieren, dass man denkt, Sie würden mit mir flirten. Schließlich ist Ihre Abneigung gegen die Ehe bekannt.“
„Begreifen Sie den nicht?“, fuhr er auf. „Anscheinend braucht man uns nur ein wenig zu beobachten, um sogleich zu ahnen, dass wir …, dass uns mehr verbindet als eine flüchtige Zuneigung. Georgie jedenfalls hat es trotz ihrer Unerfahrenheit gemerkt. Und Charles erging es nicht anders.“
Seine Worte erzürnten sie. Sie hätte ihm gern widersprochen, wusste jedoch, dass er recht hatte. „Sie wollen, dass ich bald heirate, damit Sie Ruhe vor mir haben“, warf sie Nicholas vor. „Und Ihre Schwester soll mich mit passenden Ehekandidaten bekannt machen.“
„Nein!“,
Weitere Kostenlose Bücher