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Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Titel: Ein fremder Feind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Isringhaus
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Kopf, Straubinger. Deshalb sind Sie hier. Sie sollen mir helfen.«
    Straubinger blickte ihn skeptisch an. Er saß vielleicht drei Meter von Hansen entfernt. Dessen Gedächtnis gab ein Bild frei. Fast wäre ihm ein Triumphschrei entfahren. Er wusste plötzlich, wo er Straubinger gesehen hatte. Damals war er einige Meter weiter von ihm entfernt gewesen als jetzt, und er hatte am Steuer eines Autos gesessen. In Neuhaus. Nach dem Überfall auf Burg Veldenstein. Straubinger war der Fahrer des Wagens gewesen, in den sich Krauss und Oda gerettet hatten. Das Unbehagen ihm gegenüber hatte also einen Grund. Straubinger war der Verräter. Hansen hatte es geahnt. Aber er wollte es aus Straubingers Mund hören.
    »Ich wüsste nicht, wie ich das anstellen sollte. Sie werden hoffentlich nicht von mir erwarten, dass ich meine Kameraden ausspioniere.«
    Hansen löste sich vom Fenster und schlenderte an Straubinger vorbei in dessen Rücken.
    »Keine Sorge. Sie sollen nur eine persönliche Einschätzung der Männer an der Spitze abgeben.« Hansen sah sich suchend um. »Ob Ihnen in letzter Zeit etwas aufgefallen ist, Unregelmäßigkeiten, ungewöhnliches Verhalten, so etwas.« Auf dem Sekretär an der Tür zum Vorzimmer lagen die Post und ein Brieföffner. Das würde genügen, um Straubinger zu täuschen. Hansen schnappte sich die spitze, aber stumpfe Klinge, trathinter Straubinger, hielt dessen Kopf fest und ritzte ihn damit oberflächlich am Hals. Die Wunde blutete sofort. Straubinger schrie erschrocken und sprang auf.
    »Was haben Sie getan?«
    Er packte sich an die Wunde und sah vom Blut an seiner Hand zu Hansen, der ihn böse anfunkelte. Straubinger rang nach Worten. Eine plötzliche Erkenntnis schien ihm den Atem zu rauben.
    »Sie, Sie haben mich vergiftet«, keuchte er.
    Hansen grinste zufrieden.
    »Elendes Schwein«, schrie Straubinger.
    Hansen stieß ihn auf den Stuhl und hielt ihm den Brieföffner an die Kehle.
    »Du bist der Verräter«, sagte er. »Niemand sonst hier weiß, dass ich Gift benutze. Du weißt es, weil du Krauss und Oda versteckt hast. Wahrscheinlich hat er dir auch erzählt, was heute Nacht passiert ist. Du bist der Mann, den ich suche. Und du erzählst mir jetzt, was ich wissen will.«
    Straubinger begriff allmählich, dass er überrumpelt worden war.
    »Dann werde ich nicht sterben?«
    »Nein«, sagte Hansen abfällig. »Noch nicht.«
    Hansen wartete mit zwanzig Mann vor dem Haus der Weinbergs. Auch hinter dem Gebäude waren Leute postiert. Er wollte nichts riskieren. Krauss zu unterschätzen, wäre ein grober Fehler gewesen. Den Faktor Oda konnte Hansen schwer kalkulieren. Dass sie noch lebte, hatte Straubinger ausgeplaudert. Kaum zu glauben. Offensichtlich hatte ihnen Schulz-Kampfhenkel mit seiner Amazonas-Apotheke geholfen. Schon komisch, dass ihm ausgerechnet dieser Klugscheißer dazwischenfunkte und seinen Gift-Cocktail neutralisierte. Aber über die Wirksamkeit seines Giftes musste Hansen sichkeine Gedanken mehr machen. Das Feuer hatte seinen Vorrat restlos vernichtet.
    Straubinger begleitete das SS-Kommando, in Handschellen natürlich. Falls sie Krauss nicht antrafen, wollte Hansen die Weinbergs mit ihrem Komplizen konfrontieren. Hansen würde nichts mehr dem Zufall überlassen. Er hatte das Gefühl, dass er am Wendepunkt seiner Karriere stand. Das Ziel war zum Greifen nah, ein Fehler konnte alles zerstören. Lieferte er Himmler den Verräter und Göring erst Krauss und später den Jungen, hatte er vorerst nichts zu befürchten. Dann würde man ihn respektieren, selbst ohne Rasse-Stammbuch. Hansen hatte nur eine einzige Sorge – seine mangelnde Selbstkontrolle. Wenn es ihm nicht gelang, seine Impulse zu unterdrücken, war seine SS-Laufbahn zu Ende, bevor sie überhaupt angefangen hatte.
    Er signalisierte den Männern, die Tür aufzubrechen. Hansen hoffte auf den Überraschungseffekt. Wenn es jemanden zu überraschen gab. Wobei er von Seiten der Weinbergs nicht mit Widerstand rechnete. Der Mann war ein jüdischer Krankenbehandler, der nicht mehr praktizierte. Straubinger hatte gestanden, ihn protegiert zu haben. Weinberg war es gewesen, der Krauss zusammengeflickt hatte. Allein dafür würden sie den Juden an die Wand stellen. Die Tür krachte auf. Zwei Soldaten stürmten mit vorgehaltenen Maschinenpistolen in die Wohnung. Hansen hielt sich kurz hinter ihnen, eine Mauser in der Hand. Die Männer verteilten sich in den Räumen, riefen sich Kommandos zu. Aber Hansen brauchte keine Bestätigung mehr für

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