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Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Titel: Ein fremder Feind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Isringhaus
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schüttelte den Kopf.
    Hinter etlichen Fenstern war Licht angegangen, gegenüber öffnete sich eine Haustür. Krauss meinte, aufgeregte Stimmen zu hören. Gleich war hier alles auf den Beinen. Es war sinnlos weiterzusuchen. Hansen hatte mehr Glück als Verstand. Oder der Teufel hielt seine schützende Hand über ihn. Es war ihm nicht beizukommen. Krauss bezweifelte, dass er so bald eine weitere Gelegenheit erhalten würde. Ohne ein Wort zu sagen, trabte er los, zurück zur Werkstatt. Zumindest eine Sache musste er vollenden.
    »He«, rief der Mann hinter ihm her. »Wo wollen Sie denn hin? Sie sind verletzt!«
    Krauss packte sich im Laufen an die Stirn. Er blutete. Eine Platzwunde, nichts Ernstes. Nichts, was ihn aufhalten würde. Er schaute nicht zurück, hoffte darauf, dass die Winternacht ihn verschluckte. Um dem Dreirad-Fahrer nicht zu begegnen, wählte er die Straße, die zum vorn gelegenen Eingang der Werkstatt führte. Mittlerweile waren deutlich mehr Menschen unterwegs. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Am Tor angekommen, wartete er einen Moment, bis sich sein Atem beruhigt hatte, und sondierte die Lage. Niemand war zu sehen.Er öffnete das Tor und ging zur Werkstatt. Es war überflüssig, jetzt noch Vorsicht walten zu lassen. Er schlug eine Scheibe ein, öffnete die Tür, knipste das Licht an. Vom Büro führte eine Tür in die Garage. Krauss fand schnell, was er suchte. Mehrere Kanister, die nebeneinander an der Wand standen. Er öffnete die Schraubverschlüsse, überprüfte den Inhalt, indem er kurz am Ausguss schnüffelte. Mit einem halbvollen Kanister verließ Krauss die Werkstatt und stieg über die Metalltreppe nach oben. Ohne zu zögern, betrat er Hansens Wohnung. Neben dem Tisch lag der Fahrer, der den neuen Chef der »Söhne Odins« in aller Herrgottsfrühe abholen sollte. Krauss ging ins Schlafzimmer. Mortimer lehnte genauso an der Wand, wie er ihn verlassen hatte, den Kopf auf der Brust. Das Gift musste ihn innerhalb von Sekunden getötet haben. Hansen hatte damit das gesamte SOE-Kommando liquidiert. Das würde man beim MI5 nicht gerne hören. Krauss betrachtete die Leiche. Er hatte den Briten nicht gut genug gekannt, um ihn beurteilen zu können. Aber er hielt ihn für keinen schlechten Menschen. Weil Mortimer auf der richtigen Seite stand, trotz der überflüssigen Exekution von Harbacher. Es war schade, dass seine Familie, wenn er eine hatte, niemals an einem Grab um ihn trauern könnte. Aber es ließ sich nicht ändern.
    Krauss schraubte den Kanister auf und verteilte das Benzin im Zimmer, kippte einen Schwall über das Bett, den Boden, Mortimers Körper, ging in den Wohnraum und schüttete dort den Rest aus. Er hatte keine Zeit, Hansens Giftküche zu suchen. Irgendwo musste der sein tödliches Sammelsurium versteckt haben. Das Feuer würde es finden. Krauss entzündete ein Streichholz und warf es von der Tür aus ins Zimmer. Sofort loderten die Flammen hoch und verteilten sich in Windeseile über die Wohnung. Hastig stürmte Krauss die Metalltreppe hinunter. In wenigen Sekunden würde hier alles lichterlohbrennen. Er lief über das Gelände, ging durch das Tor, blickte zum Haus. Die Flammen schlugen bereits aus den Fenstern im ersten Stock, züngelten zum Dach. Hoffentlich löste sich das Giftarsenal in Rauch auf. Eine Schande, dass Hansen nicht mit verbrannte. Zumindest würde er so schnell keine ruhige Minute mehr finden. Er wusste jetzt, dass Krauss nach ihm suchte. Von überall her strömten Menschen herbei, gestikulierten wild, riefen nach der Feuerwehr, während die Flammen sich unaufhaltsam ausbreiteten.
    Krauss nutzte das Getümmel, um unbemerkt zu verschwinden. Er wählte ein normales Tempo, fiel nicht auf unter denjenigen, die auf dem Weg zur Arbeit waren. Hansen sollte nicht zu laut triumphieren. Krauss schwor, ihn zu töten, früher oder später. Ein paar Straßen weiter drehte er sich noch einmal um. Am allmählich heller werdenden Himmel zogen blutrote Wolken, angestrahlt vom Feuer, und flackerten wie ein Herz, dessen Schläge gezählt waren.

27.
B ERLIN
    16. Januar 1940
Reichssicherheitshauptamt
    Unaufhaltsam war die Kälte in Hansen hineingekrochen und hatte sich dort festgesetzt. Sein Inneres fühlte sich an, als hätte er einen Eisberg verschluckt. Äußerlich war er wieder in warme Sachen gehüllt; hilfreiche Geister hatten ihm Kleidung besorgt. Aber er bekam diese verfluchte Kälte nicht aus dem Körper. Erst langsam dämmerte es ihm. Er hatte Angst. Hansen schnaufte

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