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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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seinen Presseausweis heraus und hielt ihn einem jungen Beamten mit kurz geschnittenen Haaren und flackerndem Blick hin.
    »Ich muss Sie bitten zu gehen, es hat einen Unfall gegeben«, sagte der Polizist ohne wirkliche Autorität in der Stimme.
    Meijtens hielt ihm seinen Presseausweis etwas deutlicher hin und stellte sich vor. Der Polizist studierte zunächst den Ausweis und anschließend Meijtens, als hätte er noch nie in seinem Leben einen Presseausweis oder Journalisten gesehen.
    »Was ist passiert?«, erkundigte sich Meijtens.
    »Es hat einen Unfall gegeben, ich muss Sie alle bitten zu gehen.« Der Polizist schaute beim Sprechen verstohlen auf den Presseausweis.
    Jemand berührte Meijtens’ Arm. »Ich habe ihn gefunden. Ich war als Erster hier.« Als Meijtens sich umdrehte, entdeckte er einen kleinen Mann mit einem angeleinten Yorkshireterrier.
    »Er ist vom Balkon gefallen. Ich hatte ihn gewarnt! Ich habe ihn gefunden.« Seine Augen leuchteten vor Entsetzen und Begeisterung.
    »Wovor hatten Sie ihn gewarnt?«
    »Ich habe ihm gesagt, dass er nicht immer so auf seinem Balkon herumturnen soll. Wir sind seit mindestens zwanzig Jahren Nachbarn gewesen.«
    »Wie heißt Ihr Nachbar?« Meijtens befürchtete, dass er die Antwort bereits kannte.
    »Salling«, zischte der Mann, und ein Tropfen Speichel glitt über sein Kinn. »Olof Salling. Er hat im Völkerkundemuseum gearbeitet. Ein gebildeter Bursche, aber er hat gerne mal einen über den Durst getrunken.«
    Meijtens wandte sich erneut an den Polizeibeamten.
    »Steht einwandfrei fest, dass es Salling war? Ich meine, bei einem Sturz aus der Höhe …«
    Der Polizist breitete die Arme aus und trat einen Schritt vor.
    »Ich muss Sie jetzt wirklich bitten zu gehen, hier gibt es nichts zu sehen.« Ein weiterer Blick auf den Presseausweis in Meijtens’ Hand. »Und nichts zu berichten.«
    »Haben Sie bei ihm geklingelt?«, beharrte Meijtens. »Festgestellt, ob er zu Hause ist? Vielleicht hält sich noch jemand in der Wohnung auf?«
    »Wir werden alles der Reihe nach untersuchen, aber jetzt muss ich Sie bitten …«
    Meijtens spürte erneut die Hand des kleinen Mannes auf seinem Arm. »Wenn Sie wollen, können Sie mich interviewen. Ich war bei den Polizisten, als sie bei Salling angeklopft haben. Ich habe ihnen gezeigt, wo er gewohnt hat. Ich habe sie hochgeführt.«
    Meijtens drehte sich um. »Sie waren dabei, als die Polizei angeklopft hat?«
    »Ich wohne gegenüber, ich kenne ihn. Kannte ihn. Er war natürlich nicht da, denn er lag ja tot auf der Straße. Sie können mich interviewen.«
    »War jemand in Sallings Wohnung?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, es hat keiner aufgemacht. Er hatte so gut wie nie Besuch.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Das ist gerade eben erst gewesen.«
    Meijtens bedankte sich und ging auf die Haustür zu. Ihm war eine Idee gekommen.
    Der kleine Terrier des Mannes begann zu kläffen, vermutlich, weil der Nachbar zu Meijtens lief und dabei den angeleinten Hund mitschleifte.
    »Sie dürfen auch Fotos machen, ich kann Ihnen erzählen, wie ich ihn gefunden habe. Ich kenne ihn.«
    Meijtens bedankte sich erneut, ging jedoch weiter auf den Hauseingang zu. Als er schon das Haus betreten wollte, hörte er etwas in dem Redeschwall. Etwas Interessantes.
    »Was haben Sie gerade gesagt?«
    »Es waren die Tomaten, er muss gefallen sein, als er mit ihnen zugange war. Ich habe ihm immer gesagt, dass er vorsichtig sein soll.«
    Meijtens wartete regungslos, und die Stimme des Mannes stieg fast ins Falsett. »Er muss eine davon in der Hand gehalten haben, als er fiel, denn neben ihm lag eine aufgeplatzte Tomate, mitten in dem Blut. Er muss sich zu weit vorgestreckt haben.«
    Meijtens hätte sich am liebsten übergeben. Er ließ einige Sekunden verstreichen, um sicher sein zu können, dass er seine Stimme im Griff hatte.
    »Warten Sie hier, ich interviewe Sie, wenn ich zurück bin.«
    Er ließ den Mann stehen, der eifrig nickte. Meijtens dachte an die aufgeplatzte Tomate. Die habe ich mir für einen ganz besonderen Besucher aufgehoben.
    Meijtens eilte mit großen Sätzen die Treppen der sieben Stockwerke hinauf und horchte aufmerksam auf den Fahrstuhl, aber es herrschte absolute Stille. War Salling bei dem Unfall allein gewesen, oder hatte jemand nachgeholfen und ihm einen Stoß versetzt, als sich der freundliche Museumsangestellte gerade nach der Tomate streckte? Er meinte, er wolle erst selbst mit der betroffenen Person sprechen.
    Als er sich dem siebten

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