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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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Zusammenhänge interessant.«
    Aber Natalie war irgendwie nicht sie selbst. Sie nahm ihm die Teetasse ab und hielt sie in beiden Händen. Dann schüttelte sie langsam den Kopf.
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll.«
    Meijtens setzte sich auf den Fußboden. »Wie meinst du das?«
    »Ich habe die Artikel in der Schwedenrundschau gefunden, die Stiernspetz ins Visier nahmen«, sagte Natalie. »Die Andeutungen tauchten zum ersten Mal in der Kolumne eines Journalisten mit dem Pseudonym Wilhelm Tell auf. Ich habe mich bei meinen Kontakten in der alten Pressewelt umgehört. Hinter dem Pseudonym verbarg sich damals ein Journalist namens Jan Sonnerby. Er ist vor gut zehn Jahren gestorben, hat sich offenbar totgesoffen.«
    Sie trank einen Schluck Tee.
    »Aber ich habe noch mehr herausbekommen«, fuhr sie fort. »Sonnerby gab gerne damit an, dass er viel zu faul war, seine Glossen selbst zu schreiben, weshalb er den Job häufig ein paar alten Kollegen überließ. Einer von ihnen saß lange als Presseattaché in London und nutzte Sonnerbys Spalte, um als Heckenschütze gegen Konkurrenten und Andersdenkende zu schießen. Ein anderer alter Kollege war ein Freund aus Sonnerbys Zeit bei der Stockholmzeitung .«
    Meijtens hob die Augenbrauen, und sie nickte langsam.
    »Genau. Carl Wijkman war eine regelmäßige Quelle für die Wilhelm-Tell-Kolumne. Ich bin eine Reihe von Ausgaben durchgegangen, und man ahnt schon, hinter welchen Wijkman steckt. Boshafte Kommentare über Politiker und Industrielle, die ihm vermutlich in die Quere gekommen waren. Aber das sind nur meine persönlichen Spekulationen.«
    »Woher willst du wissen, dass er ausgerechnet für die Glosse verantwortlich war, in der Stiernspetz an den Pranger gestellt wurde?«
    »Das kann ich natürlich nicht wissen, aber es scheint alles zusammenzuhängen. Erst mobbt er Stiernspetz aus den Vorbereitungen zur Sicherheitskonferenz und schleust stattdessen seine Marionette Laurén ein.«
    »Das wissen wir doch auch nicht.«
    »Aber nehmen wir es mal an. Danach bekommt er als Dankeschön für seine Hilfe selbst einen Platz im Vorbereitungskomitee. Dort dürfte er hervorragende Einblicke gewonnen haben. Er kann sehr wohl gewusst haben, dass es ein Gerücht über einen Spion gab, vielleicht war er sogar selbst vernommen worden und hatte das Gefühl, dass ihm der Staatsschutz auf den Fersen war.«
    »Genau wie Terselius«, schob Meijtens ein.
    Natalie schien ihn gar nicht zu hören. »Aber vor allem verfügte er über eine Quelle, die ihn mit Klatsch und Tratsch darüber versorgte, was sich in den Internaten des Landes abspielte.«
    Es dauerte einige Sekunden, bis ihm aufging, worauf sie anspielte. »Du meinst diesen Trefinerorden, Wijkmans Studentenklub in Uppsala? Ist das nicht ein bisschen weit hergeholt?«
    »Warum? So abwegig finde ich das nicht«, entgegnete Natalie. »Stiernspetz war zwar fast eine Generation älter, aber eine so deftige Geschichte könnte sich in Wijkmans Kreisen gehalten haben, und als sich das Netz um ihn zuzog, sah er seine Chance gekommen, jemanden in den Schmutz zu ziehen, der sich ausrechnen konnte, wer Tristan war. Verwirrung zu stiften oder sogar Stiernspetz selbst als Spion abzustempeln.«
    »Aber er kann doch unmöglich gewusst haben, dass Stiernspetz sich das Leben nehmen würde«, wandte Meijtens ein.
    »Das mag sein, aber ihm muss bewusst gewesen sein, dass sein Gerücht Stiernspetz’ Glaubwürdigkeit untergraben und ihn zum Schweigen bringen würde. Ich finde, das erinnert sehr daran, wie Tristan mit Erik Lindman umgegangen ist.«
    Meijtens lehnte den Kopf an die Wand. »Das ist dünn.«
    Sie knallte ihre Teetasse auf den Tisch.
    »Ich weiß , dass es dünn ist. Glaubst du etwa, mir wäre das nicht klar? Deine kleinen Zusammenhänge sind übrigens auch nicht so überzeugend. Eine alte Frau wird von jemandem angerufen, den sie nicht kennt, und du willst die Frau Oberlandesgerichtsrätin als KGB-Agentin entlarven.«
    Natürlich hatte sie recht. Sie schwiegen, während die Kirchturmuhr neun schlug.
    »Keine Fernsehnachrichten. Bitte nicht.« Ihre Stimme klang flehend.
    Er sah sie erstaunt an.
    »Ich kenne die Hauptnachricht schon«, erklärte sie.
    Die Arme über dem Kopf ausgestreckt, ließ Natalie sich rücklings aufs Bett sinken. »Die Baufirma Modulk wird von allen Vorwürfen freigesprochen und verklagt das Schwedische Fernsehen auf Schadenersatz. Es gibt Gerüchte über eine gütliche Einigung, zu der auch eine offizielle Entschuldigung

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