Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
Vom Netzwerk:
seinem Bett und hatte offenbar nicht vor, nach Hause zu gehen. Er zog ihre Decke etwas höher und verharrte mit der Hand an ihrer Schulter. Zu seiner Verwunderung murmelte sie etwas und rückte an die Wand.
    Es war genug Platz, um neben ihr zu schlafen, und keine andere Stelle in der Wohnung würde so bequem sein. Plötzlich fiel ihm auf, wie klein und zierlich sie war. Aber was hatte sie da eigentlich gemurmelt? Und vor allem: Was würde sie sagen, wenn sie wach wurde? Nein, bloß nichts verkomplizieren. Es stand zu viel auf dem Spiel.
    Er suchte ein paar Kissen und einige alte Pullover zusammen, die er auf dem Fußboden ausbreitete. Es war entsetzlich unbequem.
    Verdammt, Natalie, dachte er und schlief lächelnd ein.
    Bertil Andersson kratzte sich am Kinn. »Ich kann dir leider noch immer nicht Bescheid geben. Wenn es nach mir ginge, würden wir deinen Vertrag verlängern, aber Rydman windet sich wie ein Wurm. Komm nächste Woche wieder, ich werde mit ihm reden. Du hast ja noch zwei Monate.«
    In der Redaktion kursierten Gerüchte über große Verluste und eine immer ungeduldigere Konzernleitung. Irgendetwas in Bertil Anderssons müdem Blick schien sie zu bestätigen. Aber Meijtens machte sich keine Sorgen. Seine finanziellen Probleme waren etwas kleiner geworden. Jagd und Hund hatte ein schlechtes Gewissen bekommen und für zwei der abbestellten Artikel gezahlt. Einem Freund aus dem Možels war unerwartet ein Stipendium bewilligt worden, und er hatte sich an Schulden erinnert, die Meijtens selbst längst vergessen hatte. Er würde schon zurechtkommen.
    Als er aufstand und das Büro des stellvertretenden Chefredakteurs verließ, humpelte er leicht. Nach einer Nacht auf dem Fußboden taten ihm alle Knochen weh.
    Natalie war ohne ein Wort verschwunden.
    Auf seinem Schreibtisch lag ein Zettel von Monica, auf dem stand, er solle schnellstmöglich einen gewissen »Jakob Ben« anrufen, es sei wichtig.
    Jakub meldete sich beim ersten Klingelton. Meijtens fragte sich, ob er mit der Hand auf dem Telefon gewartet hatte. Sein alter Doktorvater sprudelte gleich in einer unerhörten Lautstärke los.
    »Er hat angerufen! Er erinnert sich an etwas!«
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis Meijtens begriff, wen Jakub meinte.
    »Du sprichst von Salling?«
    Sie hatten abgemacht, dass es am besten sein würde, Salling Jakubs Telefonnummer im Institut zu geben, um so die Fassade eines Forschungsprojektes aufrechtzuerhalten. Jakub hatte das Projekt sogar bei der missmutigen Institutssekretärin registrieren lassen. Es fehlten natürlich ein offizieller Status sowie ein Finanzierungsplan, aber das galt mittlerweile für die meisten von Jakubs Projekten, wie er trocken bemerkte.
    »Natürlich meine ich Salling, wen sonst!« In Jakubs Stimme lag vor lauter Aufregung ein asthmaähnlicher Pfeifton. »Wir haben uns eine Weile unterhalten, und er lässt dir ausrichten, dass er sich an etwas erinnert, was er dir erzählen will.«
    Meijtens konnte Jakubs Eifer nicht ganz teilen.
    »Das kann alles Mögliche sein. Wenn du ihn getroffen hättest, wüsstest du, was ich meine. Vermutlich will er, dass ich eine neue Tomatenart probiere oder mir alles über ein Friedensfestival in Minsk 1971 anhöre.«
    Jakub schnalzte ungeduldig mit der Zunge. »Nein, nein, nichts dergleichen. Er scheint sich daran zu erinnern, worum es in dieser Glosse gegangen ist, und glaubt, es könne dich interessieren. Außerdem meinte er noch, du hättest etwas falsch verstanden, was er gerne klarstellen wolle.«
    Meijtens sprang von seinem Stuhl auf. »Will er sich jetzt mit mir treffen?«
    »Das ist es gerade. Er meinte, er wolle erst selbst mit der betroffenen Person sprechen. Um sicherzugehen, dass er sich richtig erinnere. Danach will er sich wieder melden.«
    Jakub schwieg einige Sekunden.
    »Das Letzte macht mir ein bisschen Sorgen.«
    Aber da hatte Meijtens schon aufgelegt und war aus der Redaktion gestürmt.

35 Als er zu Sallings Haus kam, sah er als Erstes die Menschenansammlung und den Krankenwagen. Instinktiv wurden seine Schritte langsamer, und er blickte zu dem Balkon im siebten Stockwerk hinauf. Trotz der Entfernung waren die Tomatenpflanzen nicht zu übersehen. Die Balkontür stand offen, sodass Salling eigentlich zu Hause sein musste. Als er den Wendeplatz vor dem Hauseingang erreichte, bemerkte er, dass zwei Streifenpolizisten freundlich, aber bestimmt die Menge der Schaulustigen zerstreuten, damit der Krankenwagen langsam davonrollen konnte.
    Meijtens zog

Weitere Kostenlose Bücher