Ein Freund aus alten Tagen
Treppenabsatz näherte, blieb er stehen und horchte, konnte aber nichts hören. Die Menschenmenge unten auf der Straße bestand sicher aus Leuten, die selbst im Haus wohnten oder zumindest die Hausbewohner kannten. Wenn Tristan wirklich bei Salling gewesen war, hielt er es womöglich für eine gute Idee, noch ein wenig zu bleiben und abzuwarten, bis sich die Aufregung gelegt hatte. Und um bei der Gelegenheit nachzuschauen, ob etwas aus Sallings privatem Archiv besser entfernt werden sollte. Die Chance bestand zumindest.
Meijtens ging zur Wohnungstür und legte sein Ohr dagegen. Nichts. Wie lange mochte es dauern, bis die Polizei die Wohnung eines Unfallopfers untersuchte? Sicher ein paar Stunden, dachte er. Sie ging ja nicht von einem Verbrechen aus. Einem Vertreter der Ordnungsmacht zu begegnen und ihm erklären zu müssen, was er hier machte, war nun wirklich das Letzte, was er in diesem Moment gebrauchen konnte. Sollte er sich bei der Polizei melden und erzählen, was er wusste? Er würde mit Sicherheit gefeuert werden, weil er sich über Rydmans Verbot hinweggesetzt hatte, und wenn er die Polizei hineinzog, würde das die Sache bestimmt nicht besser machen. Am besten verschwand er so diskret wie möglich.
Plötzlich hörte er etwas hinter der Tür. Ein Schrank wurde geöffnet, oder irgendetwas fiel mit einem dumpfen Knall auf den Boden. Dann hörte er ein anderes Geräusch, das er als das Klappern des Vorhangs aus Holzkügelchen identifizierte, der in der Türöffnung zur Küche hing. Kein Zweifel, in Sallings Wohnung hielt sich noch jemand auf. Und dieser jemand musste Tristan sein.
Meijtens konnte sich einfach nicht von der Tür losreißen. Statt sich zurückzuziehen, ging er langsam in die Hocke und öffnete vorsichtig den Briefeinwurf. Er hörte Schritte in der Wohnung. Jemand ging auf und ab und redete. Plötzlich nahm er näher an der Tür ein anderes Geräusch wahr. Waren sie zu zweit?
Was er dann hörte, kam so unerwartet, dass ihm kurz schwarz vor Augen wurde.
»Okay, dann gehe ich mal, um mir diesen Meijtens zu schnappen.« Es war eine Männerstimme, und der Kerl musste direkt an der Tür stehen.
Ein anderer Mann erwiderte etwas aus dem hinteren Teil der Wohnung, aber Meijtens konnte ihn nicht verstehen.
Er richtete sich auf und hielt die Luft an. Lautlos bewegte er sich die Treppe hinunter und blieb im nächsten Stockwerk stehen. Er musste nachdenken. Die Stimme auf der anderen Seite der Tür hatte er nicht erkannt, da war er sich sicher. Die gemurmelte Antwort im Hintergrund war ihm dagegen irgendwie bekannt vorgekommen.
Plötzlich hörte er, wie die Tür von Sallings Wohnung geöffnet wurde und jemand über ihm zum Aufzug ging und den Knopf drückte. Der Mann am Aufzug pfiff leise vor sich hin. Meijtens ging zum nächsten Treppenabsatz, damit er nicht durch das Fenster des Aufzugs gesehen werden konnte, wenn dieser vorbeifuhr. Ich warte hier, bis er das Gebäude verlassen hat, dachte er. Dann fahre ich nach Hause und überlege mir, was zum Teufel ich tun soll.
Als sich der Aufzug in Bewegung setzte, hörte Meijtens, dass Sallings Tür erneut geöffnet wurde. Jemand fluchte kurz, wahrscheinlich, weil er den Aufzug verpasst hatte, und nahm stattdessen die Treppe.
Meijtens bewegte sich weiter abwärts, schnell genug, um Abstand zu der Person zu halten, die hinter ihm die Treppe hinunterging, aber gleichzeitig so langsam, dass er nicht zur gleichen Zeit wie der Aufzug unten ankommen würde. Im ersten Stock blieb er stehen und horchte. Der Aufzug war soeben im Erdgeschoss stehen geblieben. Die schweren Schritte auf der Treppe klangen, als wäre der Mann noch mindestens zwei Etagen über ihm. Als er hörte, dass die Aufzugtür aufging, hielt er die Luft an. Durch einen Spalt im Treppengeländer sah er einen Trenchcoat flattern, als ein Mann mit schnellen Schritten das Haus verließ. Die Schritte über ihm kamen immer näher.
Vorsichtig ging Meijtens den letzten Treppenabsatz hinunter. Er hatte sich richtig erinnert: Die Stufen führten ins Kellergeschoss hinab. Mit einem kurzen Schulterblick lief er, so leise es ging, noch eine halbe Treppe tiefer. Dort stieß er auf eine abgeschlossene Tür und ein paar leere Kartons. Ein Blick nach oben bestätigte ihm jedoch, dass dies reichen würde. Er konnte hier stehen bleiben, bis die beiden, die in Sallings Wohnung gestöbert hatten, in beruhigender Entfernung waren.
Er hörte, dass die schweren Schritte das Erdgeschoss erreichten. Bildete er sich das
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