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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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gehören soll.«
    Es dauerte einige Sekunden, bis er begriff. »Du meinst diesen Bauunternehmer, den du in deiner Reportage entlarvt hast?«
    Natalie gab einen seltsamen Laut von sich, ein Zwischending aus Knurren und Jammern. »Eine Entschuldigung.«
    Meijtens stand ratlos auf und wollte zum Bett gehen.
    »Nein, bitte nicht. Ich will dein Mitleid nicht.«
    Er ging zur Kochnische und goss Tee nach.
    »Wie hast du es herausgefunden?«
    »Oh, es gibt immer ein paar nette Menschen, die einen wegen so etwas anrufen.«
    Natalie blieb auf dem Bett liegen und starrte an die Decke. Nach einer Weile ging er langsam durchs Zimmer und deckte sie mit seiner schottengemusterten Wolldecke zu. Sie lächelte schwach.
    »Du weißt, wann du schweigen musst, Tobias Meijtens. Das ist eine ungewöhnliche Gabe.«
    Er hob einen Stapel Blätter von einem Stuhl und setzte sich, um weiter seine Dokumente durchzugehen. Natalie lag auf der Seite, ihr Kinn ruhte auf ihrer Hand. Er ließ sie in Ruhe.
    »Tobias«, sagte sie nach einiger Zeit.
    Er drehte sich zu ihr um und wartete.
    »Wir dürfen uns einfach nicht irren.«
    Er nickte bedächtig. Natalie schloss die Augen und legte den Kopf auf das Kissen. Er holte seine Notizen heraus, schaltete den Computer ein und begann, sie ins Reine zu schreiben, weil es der einzige Weg war, Ordnung in seine Gedanken zu bekommen. Natalie schlief schon fast. Um sie nicht zu wecken, bewegten sich seine Finger möglichst sanft und lautlos über die Tastatur.
    Mai 1974: Die albanische Regierung entsendet eine größere Delegation nach China. Laut Dr. Pecanin verschwindet Erik Lindman für ein paar Stunden. Diese Stunden waren wahrscheinlich die Einzigen, die er jemals außerhalb des Gefängnisses oder seines Hausarrests verbracht hat.
    Mai 1974: Frieda Stiernspetz wird von einem unbekannten Mann angerufen. Gewisse Anhaltspunkte deuten darauf hin, dass dieser Mann Erik Lindman war.
    Meijtens lehnte sich zurück und verschränkte die Hände im Nacken. Mit etwas Mühe und nicht zuletzt mit Jakubs Hilfe war es ihm gelungen, eine Bestätigung für Dr. Pecanins Geschichte zu finden. Albanien hatte tatsächlich zu jenem Zeitpunkt eine größere offizielle Delegation nach China entsandt, um die Beziehung der beiden Länder zu retten und über ein Handelsabkommen zu diskutieren. Er warf einen Blick auf Natalie, die inzwischen eingeschlafen war. Sie hatte sich wie ein Fötus zusammengekauert, ihre Hände lagen vor dem Gesicht.
    Juni 1974: Sonia Terselius und Peter Laurén reichen beim Stockholmer Amtsgericht die Scheidung ein.
    Laurén heiratete erst fünf Jahre später ein zweites Mal, und Terselius blieb unverheiratet, also hatte offenbar keine dritte Person eine Rolle gespielt. Meijtens zog ein paar andere Dokumente heraus und verglich sie mit seinen Notizen.
    August 1974: Sonia Terselius verlässt das Justizministerium zugunsten einer schlechter bezahlten Stelle beim Oberlandesgericht. Sie kehrt, insbesondere während der Regierungsjahre der bürgerlichen Parteien, für kürzere Aufträge im Rahmen von Enquetekommissionen ins Ministerium zurück, setzt aber nicht mehr mit aller Kraft auf eine politische Karriere.
    Er starrte auf den Bildschirm. Wie viel Zeit hatte Erik Lindman in China zur Verfügung gestanden? Hatte er noch ein Telefonat geführt? Ein Telefonat, in dem er verzweifelt seinen Verdacht geäußert hatte, wer ihn hintergangen haben könnte? In dem er von Tristan sprach? Informationen, die den innersten Kern der Partei und den Inlandsgeheimdienst erreicht haben mussten, wo Peter Laurén in Panik geriet. Vielleicht hatte Laurén erkannt, dass auch er ein Opfer Tristans war, dass auch er dazu verleitet worden war, dem größten schwedischen Spion aller Zeiten zu helfen.
    Aber wenn Terselius Tristan war, warum verließ sie dann so abrupt ihren Platz an den Fleischtöpfen der Macht zugunsten einer juristischen Karriere, in der sie Moskau sicher längst nicht so gut dienen konnte? Hatte Terselius ihre Freiheit behalten dürfen und als Gegenleistung die Politik aufgegeben, um ins Rechtswesen zurückzukehren? Um Laurén und alle anderen zu schützen, die sie hintergangen hatte? Vielleicht verfolgten die Gerüchte, die Wijkman in der Schwedenrundschau streute, gar nicht die Absicht, ihn selbst zu schützen, sondern seine alte Freundin. Vielleicht war auch Wijkman düpiert worden.
    Meijtens musste stundenlang herumgegrübelt haben, denn als er auf die Uhr sah, war es fast halb eins. Natalie lag immer noch auf

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