Ein Freund aus alten Tagen
hast eine Fahne.«
Meijtens lachte. »Das wundert mich nicht.« Anschließend fiel ihm ein, dass Rydman ihm eben den Arm um die Schultern gelegt hatte, und er fluchte.
Sie wollte alles über sein Interview mit Rooth hören und lauschte seinem Bericht schmunzelnd und mit großen Augen. Als er beschrieb, wie Rooth sich vor Jean Claude gespreizt hatte, kicherte sie. Ihm war schon aufgefallen, dass sie eine Schwäche für Details dieser Art hatte.
»Also gut, dann legen wir mal wieder los«, sagte sie, als er fertig war. »Ich bin beeindruckt, wie viel du aus ihm herausgeholt hast. Das Band würde ich mir gerne einmal anhören.«
Meijtens versprach, es ihr zu geben, ließ die Kassette aber in seiner Tasche liegen.
Sie wühlte in den Blättern vor sich.
»Während du mit deinen neuen Freunden Sherry trinken warst, habe ich Bertil dazu gebracht, uns eine Seite für einen Fortsetzungsartikel zu geben, wenn wir etwas Interessantes herausfinden.« Sie suchte weiter und murmelte gereizt vor sich hin. »Ich werde versuchen, Interviews mit Wijkman und Terselius zu bekommen, und du kannst dieses Asylbewerberheim in Vilanda anrufen.«
Meijtens sah sie fragend an.
»Stimmt ja, das habe ich dir noch gar nicht erzählt.«
Sie fand, wonach sie suchte, und zog einen Zettel hervor, den sie Meijtens gab.
»Shefqet Shala hat den ganzen Vormittag über angerufen. Er sagt, er habe mehr zu erzählen, wolle dafür aber etwas haben. Er meinte, du wüsstest schon, was.«
Als Meijtens nach Hause radelte, war es schon nach acht. Hinter ihm lag ein langer Tag.
Er hatte immer noch Shefqet Shalas heisere Stimme am anderen Ende der Leitung im Ohr: »Ich habe einen Freund, der alles über den Mann weiß, für den sich Ihre Zeitung interessiert.«
Aber ganz so einfach war die Sache natürlich nicht. Meijtens hatte das Gefühl, dass bei Shala wahrscheinlich nie etwas so einfach war. In diesem Fall würde eine Reise nach Belgrad erforderlich sein, aber nicht nur das.
»Er sagt kein Wort, wenn Ihre Zeitung nicht einen guten Anwalt besorgt, und zwar einen Anwalt für uns beide, der dafür sorgt, dass wir bleiben dürfen.«
Meijtens hatte zunächst protestiert und erklärt, er denke, es gebe offizielle Wege, die eingehalten werden müssten. Ein festgelegtes Regelwerk. Dann hatte er einen Zettel von Natalie bekommen. Ich regel das schon . Sie hatte das Gespräch natürlich mitgehört, und die Tatsache, dass sie selbst parallel eine ganze Reihe von Kontakten anrief, hatte sie offensichtlich nicht daran gehindert aufzuschnappen, worum es bei ihrer Diskussion ging.
Sie hatte natürlich gewusst, wer und auch wie. Sie kannte einen Anwalt bei einer der größten Kanzleien im Land, der auf Fälle dieser Art spezialisiert war. Wenn er nicht im Gericht saß, schaute er offenbar fern, denn er hatte ihr eine Zeit lang intensiv den Hof gemacht, nachdem er ihre Sendung gesehen hatte. Er habe sie fast schon belästigt, fügte sie gelassen hinzu, während sie seine Büronummer wählte. Meijtens registrierte, dass sie immerhin seine Nummer in ihrem Kalender notiert hatte. Er hörte Natalie mit einer Stimme gurren, die er von ihr bis dahin noch nie gehört hatte. Zehn Minuten später hatte Shefqet Shala einen neuen Rechtsbeistand, was den Anwalt ein Abendessen und Natalie einen freien Abend kosten würde.
Meijtens fuhr mitten durch eine Pfütze und fluchte.
Aber Natalie hatte auch andere Seiten. So hatte sie Bertil Andersson davon überzeugt, dass eine Reise nach Belgrad unerlässlich sein würde, und obwohl der stellvertretende Chefredakteur protestierte, hatte er fast genauso schnell kapituliert wie der Anwalt. Wenn auch aus anderen Gründen, die sich Meijtens immer noch nicht erschlossen. Und während Meijtens versucht hatte, Wijkman und Terselius auf offiziellen Wegen zu erreichen, Nachrichten bei Sekretärinnen hinterließ und Faxe verschickte, hatte Natalie über eine ganze Reihe von Kontakten versucht, an ihre Privatnummern heranzukommen. Geheimnummern, die nicht einmal in der umfassenden Datenbank der Mutterzeitung zu finden waren. Und bei Wijkman war es ihr tatsächlich gelungen.
»Ich rufe ihn später an«, hatte sie gesagt und sich gähnend gestreckt.
Bei Sonia Terselius hatte sich die Sache schwieriger gestaltet. Sie war mittlerweile Oberlandesgerichtsrätin. Geschieden und kinderlos wohnte sie in der Wohnung am Tegnérlunden, die sie von Wijkman übernommen hatte. Ihre Privatnummer war schwieriger zu ermitteln als die von Wijkman, und ihre
Weitere Kostenlose Bücher