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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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Schachzug gewesen war, um die immer höher werdende linke Welle zu integrieren.
    In den Oppositionsjahren überwinterte er in Erwartung eines erneuten Regierungswechsels wie viele andere in verschiedenen Verzweigungen der Sozialdemokratie. Er nahm seine journalistische Laufbahn wieder auf und arbeitete einige Zeit als Chefredakteur einer sozialdemokratischen Regionalzeitung. Als die Partei die Macht zurückeroberte, war es ein teilweise neuer Carl Wijkman, der als Staatssekretär in eines der wichtigeren Ministerien zurückkehrte. Mittlerweile galt er eher als ein Vertreter des rechten Flügels innerhalb der Regierung und wurde rasch zu einem der Architekten der neuen Deregulierungspolitik. Sein Einfluss ging in dieser Zeit laut einer von Natalies Quellen weit über sein Mandat als Staatssekretär hinaus, und seine Anwesenheit wurde vor allem bei schwierigen Verhandlungen mit der Privatwirtschaft geschätzt. Böse Zungen behaupteten, dies liege daran, dass auf der anderen Seite des Verhandlungstisches seine alten Schulkamerden saßen, aber die Parteispitze lieh ihm zweifellos ihr Ohr und schenkte ihm ihr volles Vertrauen.
    Danach beschloss er, sein Umfeld ein weiteres Mal zu überraschen, indem er nicht auf den Ministerposten wartete, der ihm mit etwas Geduld und harter Kärrnerarbeit sicher gewesen wäre. Stattdessen ging er zu einem neu gegründeten Medienkonzern, dessen Entstehung nicht zuletzt ein Ergebnis jener Deregulierung des Medienmarktes gewesen war, zu der Wijkman persönlich beigetragen hatte. Als Natalie den gut gekleideten Mann sah, dachte sie, dass sich für Carl Wijkman der Kreis geschlossen hatte. Beim nächsten Ehemaligentreffen an der Internatsschule Sigtuna würde er perfekt ins Bild passen.
    »Ich muss Ihnen zu Ihren Artikeln über Erik gratulieren«, sagte er, als er mit den Kaffeetassen zurückkehrte. Er klang neutral, eher wie ein Journalist und weniger wie einer von Erik Lindmans Freunden. »Aber wie kommt es, dass Sie sich jetzt bei seinen alten Bekannten melden, nachdem Sie Ihre Reportage doch längst geschrieben haben?«
    »Wir denken, es steckt mehr in der Geschichte.«
    »Tatsächlich?« Er betrachtete sie mit halb geschlossenen Augen. »Also, ich fand Ihre Artikel eigentlich erschöpfend.« Wieder diese schnelle Bewegung über das Jackett. »Ich selbst wäre vermutlich der Meinung gewesen, alles Wesentliche gesagt zu haben.«
    Kollegial, aber kompetent, ein freundlicher Mann von Welt. Natalie genoss es insgeheim, wie geschickt er agierte.
    »Es sind noch viele Fragen offen. Warum ist er seinerzeit verschwunden? Und warum blieb er so lange fort? Die besonderen Umstände seiner Rückkehr.«
    Wijkman schien etwas abzuwägen, schließlich lächelte er bemüht. »Das Rätsel Erik Lindman«, sagte er. »Unglücklicherweise auch für mich im höchsten Maße ein Rätsel. Ich glaube leider nicht, dass ich Ihren Artikeln noch viel hinzuzufügen haben werde.«
    »Sie haben nie mehr von ihm gehört, nachdem er fortgegangen war?«
    Wijkman schüttelte bedächtig den Kopf.
    »Obwohl Sie so eng befreundet waren? Uppsala, Veritas, die Wohnung am Tegnérlunden …«
    »Wie ich höre, sind Sie gut informiert. Mit wem haben Sie noch gesprochen?«
    Natalie berichtete, dass sie mit Åke Sundström, den Eltern und später auch mit Johan Rooth gesprochen hätten. Wijkman nickte, als wolle er bestätigen, wie logisch ihm dies erschien. Als sie Rooth erwähnte, runzelte er allerdings die Stirn.
    »Im Moment sprechen wir mit einer Reihe von Personen, die Erik Lindman kannten.« Es war eine Eingebung, eine spontane Idee.
    Er betrachtete sie ernst. »Und mit wem?«
    Natalie beantwortete seine Frage nicht, und er versuchte erst gar nicht, sie zu bedrängen. Sie nahm einen Funken frisch gewonnenen Respekts wahr. Möglicherweise begriff er, dass er ihr etwas geben musste, um nicht ihr Misstrauen zu wecken.
    Wijkman gehörte nicht zu der Sorte Politiker, die alle Türen verschlossen und nichtssagende Pressemitteilungen verschickten. Er sagte Dinge im Vertrauen. Er hatte Charme und Charisma, fühlte sich bei Veritas ebenso heimisch wie im Trefinerorden. Genauso beliebt in der Partei wie von unschätzbarem Wert im Konzern, jemand, der in den Vorstand gewählt wird, weil alle ihn mögen.
    Er strich seine Tolle zur Seite und entschied sich für ein besonders ansteckendes Lächeln.
    »Sie wollen ein paar Hintergrundinformationen hören?«
    Das meiste von dem, was Wijkman ihr erzählte, war Natalie bereits bekannt, aber

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