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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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auf, die Meijtens erstaunte. »Schön, es war wirklich sehr angenehm, sehr nett. Sie sollen wissen, dass Sie mir immer herzlich willkommen sind, falls Sie noch Fragen haben sollten. Halten Sie mich ruhig auf dem Laufenden, wie Sie vorankommen.«
    Als Meijtens zur Bahn ging, merkte er, dass er zu viel Sherry getrunken hatte und dringend etwas essen musste. Irgendetwas an diesem Vormittag war seltsam gewesen, aber er kam einfach nicht darauf, was es war.

20 Als Meijtens in die Redaktion kam, hatte die Wirkung des Alkohols dank einer ordentlichen Mahlzeit und eines langen Spaziergangs nachgelassen. Irgendetwas flößte ihm dennoch ein angenehmes Gefühl ein, als er durch die Tür trat. Vielleicht lag es daran, dass Monica nicht auf die Uhr sah, obwohl er erst am Nachmittag auftauchte. Dann entdeckte er, dass Sverker Rydman der Redaktion einen seiner seltenen Besuche abstattete.
    Seit er angefangen hatte, für 7Plus zu arbeiten, waren Meijtens viele boshafte Gedanken über seinen Chefredakteur durch den Kopf gegangen, aber er konnte nicht leugnen, dass Rydman zumindest wie ein intellektueller Zeitungsmann aussah. Um seinen kahlen Scheitel legte sich eine üppige, zerzauste Mähne, die einen Kontrast zu seinem sorgsam getrimmten Spitzbart bildete. Die Brille hing die meiste Zeit an einem Bändchen um seinen Hals, Gerüchten zufolge handelte es sich um Fensterglas. Als Meijtens erkannte, warum sich der Chefredakteur eingefunden hatte, war es bereits zu spät.
    Die Redaktion war normalerweise Bertil Anderssons Revier. Sverker Rydman hatte sein Büro in der elften Etage zwischen den anderen Chefs des Konzerns, aber manchmal tauchte er in der Redaktion auf, um eine seiner Reden zu halten.
    Angeblich war es eine Tradition, die er als Chefredakteur einer der größeren Regionalzeitungen begründet hatte, und vielleicht waren sie in einer großen Redaktion weniger deplatziert gewesen als hier, obwohl Meijtens sich da nicht so sicher war. Sie waren ziemlich pompös, manchmal bis zu einer halben Stunde lang und häufig durchsetzt von kleinen literarischen Zitaten, die Rydman sich auf einem Zettel notiert hatte.
    Seine Reden schienen die Absicht zu verfolgen, die Moral der Reporter zu stärken, ließ sie aber meistens nur verlegen werden. »Das Gemeinsame verbalisieren«, nannte Rydman es selbst. Es waren unter anderem Phrasen wie diese, die seine Mitarbeiter unangenehm berührt zu Boden starren ließen.
    Jetzt zeigte jemand auf Meijtens, und die Miene des Chefredakteurs erhellte sich.
    »Ah, unser hauseigener Historiker!«
    Rydman legte den Arm um Meijtens’ Schultern und versuchte mit dem freien Arm, Natalie zu sich zu winken, die sich jedoch hinter einen Pfeiler schob. Schließlich begnügte er sich mit Meijtens und zog einen Zettel aus seiner Jacketttasche.
    »Journalisten!«, begann er wie bei allen seinen Reden. Meijtens spürte die Blicke der gesamten Redaktion und den Stoff von Rydmans Tweedjackett im Nacken.
    Der Chefredakteur pries die Artikel über Erik Lindman und sprach darüber, wie wichtig es sei, den einzelnen Menschen im Lichte der großen Ereignisse zu beleuchten. Dass die Artikel eine Metapher für all das seien, wofür 7Plus stehen sollte. Er würzte seine Ausführungen mit zwei Zitaten des legendären Journalisten Herbert Tingsten, die frei erfunden klangen, und mit freundlichen Worten über Natalie und Meijtens.
    »Es ist noch zu früh, die Höhe der Auflage vorherzusagen, aber was den Verkauf im Zeitschriftenhandel betrifft, so haben wir sehr positive Signale erhalten. Bertil hat sich einen großen Beifall dafür verdient, wie er unsere aktuelle Ausgabe gepusht hat. Der Einfluss auf andere Medien war enorm!«
    Rydman schien auf einen Applaus zu warten, der jedoch nicht kam, und Bertil Andersson griff rasch ein.
    »Jetzt kommt es darauf an, die Ärmel hochzukrempeln und eine neue Ausgabe hinzulegen, die den Erwartungen unserer gewachsenen Leserschaft entspricht.«
    Rydman initiierte einen Applaus – für was auch immer –, der schnell verebbte.
    Schließlich war nur noch Sölvebring übrig und erzählte Rydman von einer Story, an der er gerade arbeitete, während der Chefredakteur zum Ausgang schielte.
    Meijtens schlenderte davon, um sich eine Tasse Kaffee zu holen. Als er zurückkam, saß Natalie an seinem Schreibtisch.
    »Warum hast du dich hinter dem Pfeiler versteckt?«, fragte er.
    »Solche Reden sind nicht mein Ding.«
    »Denkst du etwa, meins?«
    Natalie lachte, dann schnupperte sie tadelnd. »Du

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