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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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lächelte Johan Rooth verträumt. »Anfang der Sechziger bildete diese Wohnung ein brodelndes Zentrum für die Stockholmer Veritas-Mitglieder. Leute kamen und gingen, und die Gästezimmer waren häufig von Genossen belegt, die aus allen Ecken der Welt zu Besuch kamen. Aber unsere drei waren die Einzigen, die dort permanent wohnten, und bildeten den Kern und Mittelpunkt des Zirkels. In der Wohnung war immer etwas los: Versammlungen, Diskussionen und vor allem rauschende Feste unter Carls Regie. An den Wochenenden habe ich öfter mal unangemeldet vorbeigeschaut, und es waren immer anregende Abende. Oft betrat man den Salon, traf auf zwanzig junge Veritas-Mitglieder und hörte marxistische Analysen der Kubakrise oder faszinierende Berichte von Besuchern aus befreiten Kolonien, und Carl, der auf seinem Banjo spielte. Und man begegnete seiner kleinen Eroberung, die in Tweedrock und Twinset das ganze Spektakel mit einer Mischung aus Begeisterung und Furcht betrachtete. Ich machte ihm bei diesen Gelegenheiten häufig Vorwürfe, weil er sie dorthin mitnahm, aus Sicherheitsgründen, verstehen Sie. Aber was das anging, stieß ich bei ihm auf taube Ohren.«
    Rooth gluckste väterlich. »Aber ich rede und rede. Das war der Hintergrund, und Sie wollten mir eigentlich ein paar Fragen stellen.«
    »Was können Sie mir über Erik Lindmans Gemütsverfassung in der Zeit vor seinem Verschwinden erzählen?«
    Rooth schien einen Teil seines Enthusiasmus verloren zu haben. Er begann, ein wenig umständlich Gläser und Tassen hin und her zu schieben, während er vor sich hinbrummte und nachdachte.
    »Ach, Erik war immer auch ein Träumer«, sagte Rooth gekünstelt, als er die Flasche zurückstellte, nachdem er nachgeschenkt hatte.
    »In welcher Hinsicht?«
    »Er grübelte über alles Mögliche nach, wie man das in jungen Jahren so tut.«
    »Können Sie mir ein Beispiel nennen?«
    »Ein Beispiel? Das ist alles so lange her. Jedenfalls hatte er Sonia an seiner Seite, und sie war vollkommen unerschütterlich.«
    »Was meinen Sie mit unerschütterlich?«
    Rooths Antwort war lang und handelte eher von der Bedeutung des Wortes unerschütterlich als von Sonia Terselius. Meijtens’ Blick fiel auf das große Wandrelief von Lenin, und er bezweifelte, dass Rooth überhaupt jemals sonderlich viel gegrübelt hatte.
    Rooth folgte lächelnd seinem Blick. »Das Einzige in seiner Art diesseits der Bahngleise.«
    Sie sahen sich an und lachten.
    »Und warum ausgerechnet Albanien?«, fragte Meijtens. »Hat Sie diese Nachricht erstaunt?«
    Rooth studierte seine Hand und drehte sie konzentriert in verschiedene Richtungen. »Die Entwicklung in Albanien ist über einen längeren Zeitraum hinweg ausgesprochen unglücklich verlaufen. Der Bruch mit den anderen sozialistischen Staaten, die Isolation …«
    Der Satz schien sich aus Mangel an Interesse zu verlieren.
    Meijtens wartete. Vielleicht erkannte Rooth, dass er nicht vorhatte, die Frage fallen zu lassen, denn schließlich sprach er weiter, ohne von seiner Hand aufzublicken.
    »Es hat im Laufe der Jahre immer wieder Leute gegeben, die sich für das Land begeistert haben, aber meines Wissens gehörte Erik nie zu dieser Schar.« Er sah Meijtens in die Augen. »Meine Antwort auf Ihre Frage lautet deshalb, dass ich nicht die geringste Ahnung habe.«
    Die übrigen Fragen wurden ähnlich ausweichend beantwortet. Das wenige, was er über Erik Lindmans Zeit vor seinem Verschwinden sagen konnte, enthielt nichts, was Meijtens nicht schon wusste. Rooths früherer Eifer war wie weggeblasen, und Meijtens begriff, dass er im Moment nicht mehr erfahren würde. Er dankte Rooth und legte den Notizblick fort, ließ das Aufnahmegerät jedoch weiterlaufen.
    »Sie hatten auch noch ein paar Fragen an mich?«, meinte er.
    Rooth legte ein Bein über das andere. »Was sagt die Polizei zu dem, was seit Eriks Rückkehr nach Schweden passiert ist?«
    »Soweit ich weiß, dass es ein Unfall war.«
    »Tatsächlich?« Rooth machte eine kleine Pause. »Wissen Sie, ob Erik sich nach seiner Rückkehr mit irgendjemandem in Verbindung gesetzt hat?«
    »Nicht, dass ich wüsste, aber ich habe auch noch nicht mit den Leuten gesprochen, die Sie erwähnt haben.«
    »Oh, ich dachte eigentlich an jemanden …«, Rooth suchte nach dem richtigen Wort, »… an jemanden außerhalb unseres kleinen Kreises. An seine Eltern, diesen Jugendfreund …«
    Meijtens schüttelte den Kopf. Worauf wollte er hinaus?
    Plötzlich stand Rooth mit einer Geschmeidigkeit

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