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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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Sekretärin klang nicht sonderlich überzeugend, als sie erklärte, die Oberlandesgerichtsrätin werde mit Sicherheit zurückrufen.
    Am Stadthaus hielt Meijtens an und ließ den Blick über das Wasser schweifen. Die Neonlichter glitzerten im Wasser der Riddarfjärden, und der Wind wirbelte Herbstlaub vom Bürgersteig auf. Die Zeitung hatte seine Aushilfsstelle bis Ende des Jahres verlängert. Bertil Andersson hatte ihm auf den Rücken geklopft: »Wenn du so weitermachst, werden wir uns danach schon etwas einfallen lassen können.«
    Einem spontanen Einfall folgend, wendete Meijtens und entfernte sich rasch in Richtung der Brücke, die zum Stadtteil Vasastan hinüberführte. Warum nicht?, dachte er. Später sollte er Natalie gegenüber stur darauf beharren, dass er sich wirklich nichts dabei gedacht habe.
    Der Tegnérlunden lag verwaist da, und in den meisten umliegenden Häusern brannte kein Licht. Sein Blick glitt suchend von Hausnummer zu Hausnummer. Da war das Gebäude. Er stellte sein Rad auf der gegenüberliegenden Straßenseite ab. Lautlos und vorsichtig, denn es kam ihm vor, als würde in dieser Stille jede Bewegung hallen.
    Meijtens stellte sich in dem kleinen Park neben die Skulptur von Strindberg und spähte zu dem Haus hinauf. Es war nicht weiter schwer zu erkennen, welche Wohnung Sonia Terselius gehören musste. Es kam nur eine infrage, und die lag im ersten Stock. Erik und Sonia in dem prachtvollen Schlafzimmer mit Erker und Carl im alten Arbeitszimmer seines Vaters mit einem großen Balkon. Heute wurden jedoch keine wilden Feten gefeiert, und es gingen auch keine Mitglieder von Veritas ein und aus. Weder Banjotöne noch Gesang drangen auf die Straße hinaus, es gab nichts als Dunkelheit und Stille.
    Plötzlich hielt ein Taxi vor dem Hauseingang, und unmittelbar darauf öffnete sich die hintere Tür des Wagens. Meijtens nahm an, dass der Fahrgast häufig mit dem Taxi unterwegs war und den genauen Betrag schon passend bereitgehalten hatte. Er hörte kurz das Geräusch von Absätzen, sah einen flatternden Mantel und eine Kopfbewegung und stellte sich so, dass die Statue ihn fast vollständig verdeckte.
    Wenig später ging dort oben ein Licht an, und anschließend wurden in rascher Folge alle Lampen eingeschaltet: im Erkerzimmer, hinter den beiden nebeneinanderliegenden Fenstern und schließlich im Balkonzimmer. Er fragte sich, ob es heute wieder ein Arbeitszimmer war. Die Vorhänge wurden aufgezogen, und er sah eine telefonierende Frau. Sie hatte dunkle Haare, und er konnte deutlich ihr Gesicht erkennen.
    Es schien sich um ein wichtiges Gespräch zu handeln, denn sie gestikulierte beim Sprechen und zupfte nervös an dem Vorhang. Dann legte sie auf und massierte ihre Stirn. Hatte sie kürzlich vielleicht auch einen unerwarteten Anruf bekommen? Hatte sie an der gleichen Stelle gestanden, als das Telefon klingelte? Die vertraute Stimme ihres früheren Verlobten: Ich bin ’ s, Liebling, sie haben mich rausgelassen. Was diese  …
    Sie trat auf den Balkon hinaus und zündete sich eine Zigarette an.
    Auf einem Tischchen stand ein Aschenbecher bereit, das Rauchen gehörte offensichtlich zu ihrem normalen Tagesablauf. Manche Menschen empfanden Zigarettenrauch als störend, wenn sie nicht gerade selbst aktiv rauchten, und Sonia Terselius gehörte anscheinend zu ihnen. Sie hatte erst ein paar Züge von der Zigarette genommen, als das Telefon klingelte. Offenbar hatte sie das Gespräch erwartet, denn sie hatte den Apparat an die Balkontür gestellt und meldete sich sofort.
    Meijtens beschloss, es darauf ankommen zu lassen. Mit federnden Schritten lief er über die Straße und stellte sich in den Hauseingang. Er lehnte sich an die Tastatur für den Türcode und versuchte zu verstehen, was auf dem Balkon eine Etage über ihm gesprochen wurde.
    Er hörte nichts und schaute hinauf. Sie wandte ihm den Rücken zu, aber ihre Körpersprache sagte alles. Gespannt wie eine Feder und leicht vorgebeugt, als wäre sie jederzeit bereit, sich auf ihren Gesprächspartner zu stürzen, wenn es denn möglich gewesen wäre.
    Dann drehte sie sich plötzlich um, weil sie aschen wollte, und Meijtens wich vorsichtig in den Hauseingang zurück. Jetzt hörte er sie klar und deutlich. Einen aus dem Zusammenhang gerissenen Satz, mehr nicht.
    »Das ist nicht unsere Sache, Calle, das weißt du.«
    Anschließend verstummte sie. Meijtens konnte deutlich ihr Gesicht erkennen, das vor Wut oder vielleicht auch von Schmerz verzerrt war. Hatte sie

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