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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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sie musste zugeben, dass er seine Sache gut machte. Wijkman war voller Wissensdurst und Lust auf Revolte nach Uppsala gekommen und hatte bei Veritas gefunden, wonach er gesucht hatte. Erik Lindman war er bei einem Erstsemestertreffen in der zweiten Semesterwoche begegnet, und sie waren noch am selben Abend enge Freunde geworden.
    »Es ist seltsam, aber ich erinnere mich an fast nichts aus jener Zeit. Weder an die Partys noch an meine anderen Freunde. Und schon gar nicht an mein Studium. Aber ich erinnere mich immer noch an alles, was wir bei Veritas machten. Bis ins Detail.«
    Der Versammlungsraum war ihr Wohnzimmer und die Diskussionen seine Ausbildung gewesen. Plötzlich war er kein isolierter Rebell mehr, sondern ein Teil von etwas, und Veritas wurde seine Welt.
    »Und Erik Lindman?«
    Sein Blick bekam etwas Trotziges. »Erik Lindman war der talentierteste Mensch, dem ich je begegnet bin.«
    Als Wijkman nach Uppsala kam, war er, seinen eigenen Worten zufolge, selbstsicher, frühreif und belesen. Er hatte die Worte und den unbeugsamen Willen, er beherrschte die Zitate und die ideologische Doktrin.
    »Aber die marxistische Dialektik habe ich zu Erik Lindmans Füßen gelernt.«
    Sein Ton war kurzfristig etwas weniger distanziert gewesen. Vielleicht hörte er es selbst, denn nun klang er wieder beherrscht.
    »Sie müssen alles, was ich Ihnen erzähle, vor dem Hintergrund des damals herrschenden Zeitgeistes sehen.« Er warf einen verstohlenen Blick auf ihr Notizbuch. »Wir ließen uns mitreißen, aber wie alle anderen sollten auch wir uns verändern. Mit den Jahren wird man klüger, wenn auch ein wenig grauer. Wenn Erik nicht verschwunden wäre, hätte er für unser Land von großem Nutzen sein können, davon bin ich fest überzeugt.«
    »Aber warum hat er dann das Außenministerium verlassen? Dafür haben wir keine Erklärung gefunden.«
    Auf diese Frage war Wijkman offenbar nicht vorbereitet gewesen. Er wischte mit seiner Serviette einen unsichtbaren Fleck vom Tisch. »Nein, das hat vermutlich keiner von uns verstanden.«
    »Er scheint auch nicht die Art Mensch gewesen zu sein, der aus romantischen Gründen aussteigt und Zeitungsbote wird. So etwas tun eher Menschen mit Ihrer Herkunft.« Sie fragte sich, ob sie zu weit gegangen war, aber Wijkman grinste nur.
    »Ja, das mag sein. Aber diese Flausen kamen erst viel später. Damals haben wir nie in solchen Kategorien gedacht.«
    »Und Sonia, was sagte sie zu seinem Ausscheiden?«
    »Sonia reagierte bestimmt genauso verständnislos wie jeder andere auch.«
    Er klang reserviert, als wollte er mit persönlichem Klatsch nichts zu tun haben. Natalie blätterte mit einem angefeuchteten Zeigefinger in ihren Aufzeichnungen, als wäre sie auf der Suche nach etwas.
    »Das geschah also ungefähr zu der Zeit, in der Erik Lindman Zweifel kamen«, erklärte sie, als wollte sie sich lediglich eine weniger wichtige Information bestätigen lassen.
    »Wer hat das gesagt?« Seine Stimme war angespannt, offenbar hatte er nicht gesehen, dass ihr Finger willkürlich bei Notizen aus der letzten Redaktionssitzung verharrte.
    War es das, worauf er sich am Vorabend mit Sonia geeinigt hatte?, überlegte Natalie. Sprich mit ihnen, finde heraus, was sie wissen? Dann musst du mit ihnen reden, Calle. Oder waren das Rooths Instruktionen?
    »Ich möchte Ihre Version hören«, sagte sie.
    »Wissen Sie, das ist alles sehr lange her.« Er lächelte und breitete die Arme aus, als wollte er den Verfall der Ideologien mit seinem eigenen Anzug illustrieren. Das war charmant, doch so leicht würde er ihr nicht davonkommen.
    »Aber in Erik Lindmans Fall war es etwas anderes, nicht wahr? Keine schrittweise Veränderung dem Zeitgeist folgend. Es geschah plötzlich.«
    Sie ließ sich jetzt ganz von ihrem Instinkt leiten: dem Text in dem Abschiedsbrief, Åke Sundströms Andeutungen und Rooths Widerwillen, über dieses Thema zu sprechen. Ihrem Bauchgefühl, das ihr sagte: Hier lag ein Hund begraben.
    Er hob die Augenbrauen. »Worauf wollen Sie hinaus?«
    Natalie blätterte erneut in ihren Notizen.
    »Erik Lindmans Veränderung.«
    Er wartete auf eine Präzisierung, die nicht kam, und sagte schließlich mit krampfhafter Beiläufigkeit: »Ich nehme an, Sie meinen dieses Abendessen in unserer Wohnung.«
    Natalie betrachtete ihn, blieb aber stumm. Sein Schulterzucken war zu ungerührt, sein Tonfall zu beiläufig gewesen.
    Er seufzte. »Das war doch im Grunde nichts.«
    Es war eines von vielen Festen gewesen, ein

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