Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
Vom Netzwerk:
Mantels und zog ihn enger um sich. Hansson strich mit langsamen Bewegungen über seinen Schnauzer und schien zu überlegen, wie er am besten anfangen sollte.
    »Wissen Sie, die Arbeit der Nachrichtendienste ist kompliziert und in vieler Hinsicht undankbar. Information, Wissen – das ist es, womit wir arbeiten. Das ist, wenn Sie so wollen, unsere Währung. Das Fehlen von Informationen birgt oft Gefahren. Dasselbe gilt, wenn ein Außenstehender über Wissen verfügt, das unserem Land Schaden zufügen kann. Das ist der Ausgangspunkt jeder Gegenspionage.«
    Meijtens hörte zu und blies Luft in seine gewölbten
Hände.
    »Aber es gibt etwas, was noch gefährlicher ist«, fuhr Hansson fort, »und das ist Desinformation. Unrichtige Informationen führen dazu, dass Staaten gegen ihre eigenen Interessen handeln, sich vor ihren Gegnern entblößen und die falschen Entscheidungen treffen. Das kann auch unschuldigen Menschen schaden.«
    Er musterte Meijtens einige Sekunden und fuhr anschließend im gleichen dozierenden Tonfall fort: »Diese Tatsache wird von den Geheimdiensten in aller Welt, vor allem im Osten, ausgenutzt. Falsche Informationen zu verbreiten ist in gewisser Weise genauso wichtig wie das Sammeln von Erkenntnissen. Manchmal werden die einheimischen Behörden und Medien in dem Land genutzt, indem man falsche Informationen zu verbreiten versucht, wobei ungeheuer geschickt vorgegangen wird. So kann es beispielsweise darum gehen, eine bestehende Bedrohung zu verharmlosen oder staatliche Institutionen zu bekämpfen. Die Maßnahmen können sich aber auch gegen Personen richten, denen man aus irgendeinem Grund schaden möchte.«
    Hansson machte eine Kunstpause. »Wir glauben, dass jemand Sie zu diesem Zweck benutzt.«
    Meijtens sah ihm in die Augen. »Niemand benutzt uns. Alles, was wir geschrieben haben, ist wahr.«
    Hansson hob in einer beschwichtigenden Geste die Hand.
    »Ihre Artikel waren hervorragend, investigativer Journalismus par excellence. Aber Sie stellen Thesen auf, die nicht nur falsch sind, sondern auch den Interessen unseres Landes und unschuldigen Menschen schaden können.«
    »Wir stellen keine Thesen auf, wir präsentieren nur Fakten.«
    Hansson schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, in dem Punkt bin ich leider ganz und gar nicht Ihrer Meinung. Unter Ihren Artikeln gab es einen ausgesprochen spekulativen Text, der noch dazu durch ein kleines Kästchen hervorgehoben wurde. Sverker sagt, dass Sie die Absicht haben, diese Theorie weiterzuverfolgen.«
    »Das stimmt, wir sind in der Tat auf eine ganze Reihe interessanter Informationen gestoßen.«
    Hansson wiederholte sein nachdrückliches Kopfschütteln, als müsste er eine stärkere Reaktion auf Meijtens’ Worte unterdrücken. »Das wäre verantwortungslos von Ihnen. Sie schwingen sich zum Richter auf, obwohl Ihnen wichtige Fakten zum Fall nicht vorliegen. Außerdem fürchte ich, dass alles, was Sie Informationen nennen, genau die Art von Desinformation ist, von der ich spreche.«
    Er klang erneut belehrend. »Wissen Sie, Meijtens, die Menschen, von denen Sie Ihre Informationen beziehen, können sehr wohl im guten Glauben gehandelt haben. Oft wissen sie selbst nicht, dass sie hinters Licht geführt wurden. So funktioniert das in der Welt der Geheimdienste.«
    »Sie stellen infrage, dass unsere Informationen korrekt sind, bieten selbst jedoch herzlich wenig in dieser Richtung an.«
    Hansson lächelte. »Oh, ich fürchte, Sie werden vieles von dem, was ich Ihnen sage, als wahr annehmen müssen, ohne eine Bestätigung dafür bekommen zu können. Alles, was den Fall Erik Lindman betrifft, unterliegt nämlich vorläufig noch der Geheimhaltung.«
    Mittlerweile war es dunkel geworden, und in dem unter ihnen liegenden Park war kein Mensch mehr zu sehen.
    »Aber so viel kann ich Ihnen immerhin sagen: Wir sind uns vollkommen sicher, dass Erik Lindman von der Sowjetunion als Spion angeworben wurde.«
    Sie gingen gemächlich zur Uferpromenade hinunter, unter dem riesigen Brückenkopf entlang und um die kleine Landzunge herum. Trotz seiner militärischen Haltung bewegte Hansson sich langsam. Er sprach ruhig und in allgemein gehaltenen Formulierungen über die schwedischen Geheimdienste, als wolle er Meijtens von seiner eigenen Glaubwürdigkeit überzeugen.
    »Haben Sie die Ermittlungen des Staatsschutzes im Fall Erik Lindman geleitet?«, erkundigte sich Meijtens in dem Bemühen, ihr Gespräch auf das eigentliche Thema zurückzubringen.
    Hansson schüttelte den

Weitere Kostenlose Bücher