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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magnus Montelius
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ist.«
    Die Aufzugtüren gingen auf, und Natalie musste trotz allem lachen.
    Eine halbe Stunde später kehrte Bertil Andersson in die Redaktion zurück. Als sie in sein Büro kamen, griff er sie augenblicklich an. »Ich habe nichts dagegen, mich vor meine Journalisten zu stellen, nicht einmal in ihren weniger umsichtigen Momenten. Aber dann möchte ich im Vorfeld darüber informiert werden, was sie tun.«
    »Dazu war einfach keine Zeit, Bertil«, sagte Natalie. »Und was soll das überhaupt heißen, einen anderen auf die Story anzusetzen?«
    Bertil Andersson breitete die Arme aus. »Du hast ihn gehört. Er meint es ernst. Wenn etwas Neues auftaucht, setzt er einen von den anderen Klugscheißern darauf an.«
    Er erstickte ihre Proteste mit einer neuen Tirade.
    »Das habt ihr ganz allein euch selbst zuzuschreiben. Ihr seid nicht besonders geschickt gewesen. Man kann nicht einfach zu dieser Art von Leuten gehen und sie fragen, was sie denn in den fröhlichen Sechzigern so getrieben haben, ohne dass es anschließend Probleme gibt.«
    Natalie schüttelte den Kopf. »Es will mir nach wie vor nicht in den Kopf, dass sie sich über unsere Interviews beschwert haben. Und noch weniger, warum Rydman sich so über irgendwelche Telefonanrufe von Wijkman oder Terselius aufregt.«
    »Das haben sie nicht. Und das hat er nicht. Um deine beiden Fragen der Reihe nach zu beantworten.«
    Er merkte offenbar, dass sie nur Bahnhof verstanden, und konnte sich ein wölfisches Grinsen nicht verkneifen.
    »Ihr hättet ein bisschen genauer recherchieren sollen, meine Freunde. Dann hättet ihr nämlich gewusst, dass Terselius später mit Peter Laurén verheiratet war.«
    »Das wussten wir«, sagte Natalie, »aber was ist an diesem Laurén denn so besonders?«
    Andersson lehnte sich vor und hob die Augenbrauen.
    »Peter Laurén? Der Mann gilt als die graue Eminenz in unserer dauerregierenden sozialdemokratischen Partei, kennt sich aus in den Fluren der Macht und ist seit Neuestem vorgesehen für den Posten als Gesandter bei der Europäischen Gemeinschaft, um dort den Weg für einen Beitritt Schwedens zu ebnen. Er ist kein Mann für große Schlagzeilen, sondern arbeitet lieber hinter den Kulissen. Wenn die Kamerablitze die üblichen Dauergrinser einfangen, die das Band durchschneiden, kann man sicher sein, dass Laurén längst da gewesen ist und seinen Beitrag geleistet hat.«
    Er schaute die beiden nacheinander an und war offensichtlich hochzufrieden damit, dass sie Lauréns Werdegang und Position nicht kannten.
    »Er ist denkbar weit von einem Revolutionär entfernt, ein Mann des rechten Parteiflügels, der bestimmt noch nie auf einer Demonstration gewesen ist, die nicht vorher von einem einstimmigen Parteivorstand und dem Staatsschutz befürwortet worden ist. Ein Mann wie Laurén will um jeden Preis verhindern, dass seine Exfrau in der Presse als Salonbolschewistin und frühere Verlobte eines Meisterspions auftaucht. Das sähe nämlich gar nicht gut aus.« Bertil Andersson warf zielsicher einen Portionsbeutel Kautabak in den Papierkorb.
    »Okay, aber warum wird Rydman so hysterisch, weil wir Lauréns früherer Frau harmlose Fragen stellen? Das verstehe ich immer noch nicht«, sagte Natalie.
    »Weil Rydman ein Wolf im Schafspelz ist.«
    Sie starrten Andersson an. Er blieb noch einige Sekunden stumm, um seine Überlegenheit auszukosten. Dann sprach er mit halb geschlossenen Augen und gefalteten Händen weiter.
    »Er ist ein verkappter Sozi, äußerlich konservativ, aber im Kern ein Genosse. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Rydman ein Mann der Partei ist, der in den Konzern eingetreten ist, weil die Besitzer einen guten Kanal zur Arbeiterbewegung haben wollen. Rydman und Laurén haben die Art von persönlicher Verbindung, die vor jede moderne Zeitrechnung zurückreicht, und als sein alter Freund ihn anrief und ihm erzählte, dass er etwas gegen zwei ungezogene 7Plus- Reporter hat, die in Terselius’ revolutionärer Vergangenheit herumschnüffeln, da hat Rydman ihm wie ein gut abgerichteter Schäferhund gehorcht. Wie ihr eben erleben durftet. Das ist die Recherche, die ihr hättet machen müssen.«
    Er verstummte in dem Moment, als Rydman ausnahmsweise persönlich bei ihnen auftauchte. Der Chefredakteur ging mit entschlossenen Schritten durch die Redaktion zu Anderssons Glaskasten und schloss die Tür hinter sich.
    Zum Erstaunen aller wandte er sich direkt an Meijtens.
    »Dir scheint nicht wirklich klar zu sein, wie ernst das ist, was ihr da in

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