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Ein Freund der Erde

Ein Freund der Erde

Titel: Ein Freund der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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und Earth Forever! als ein Sammelbecken von durchgedrehten Radikalen, die nur Arbeitsplätze vernichten und die Wirtschaft ruinieren wollten. Trotzdem, als Tierwater jetzt den Rucksack aufnahm und weitermarschierte, begriff er, daß ihm das egal war, die Presse ebenso wie die Organisation und die Bäume und alles andere: er wollte nichts weiter als Zerstörung.
    »Hör mal, Ty, was ich dir sagen wollte: du hast im Grunde einmalige Voraussetzungen.« Teo rückte seinen eigenen Rucksack mit einem Schulterzucken zurecht und schloß mit zwei raschen Schritten zu ihm auf. »Mir sind die Hände gebunden – ich meine, die beobachten mich Tag und Nacht, hören mein Telefon ab, das volle Programm –, aber du bist jetzt Tom Drinkwater, du bist ein Niemand, und du kannst Spaß haben, soviel du willst. Da vorn zum Beispiel, wo die Straße sich in der Kurve verengt, siehst du das? Idealer Platz für ein Nagelbrett.«
    »Was ist denn ein Nagelbrett?«
    »Na ja, eine anderthalb Meter lange Bohle, die mit angespitzten Armierungseisen gespickt ist, alle im spitzen Winkel eingetrieben. Das Teil wird im Boden verankert, noch mal mit zwei L-förmig gebogenen Armierungseisen – echt brauchbar übrigens, diese Dinger –, damit sich das Brett nicht bewegt, wenn einer drüberfährt. Danach schmeißt du einfach ein bißchen Erde drauf, dann ist es praktisch unsichtbar.«
    Andrea geht neben ihnen, schreitet aus, der ganze Körper in Bewegung, ihre Hände arbeiten, und in ihren Augen blitzt elektrisierte Erregung. »Das stoppt sie bestimmt.« Sie stieß ein kaum beherrschtes wieherndes Lachen aus, das in die Bäume emporstieg und die ganze Welt zum Schweigen brachte. Und dann fiel Teo in ihr Lachen ein – ein leises, näselndes Kichern, es klang, als würde jemand eine Katze ertränken –, und auch Tierwater lachte mit.
    Eine Stunde später erreichten sie ihr Ziel, eine kahle Stelle im Berghang am Ende der Straße. Auf der einen Seite lag die ungebrochene Schattenlinie des Waldes, auf der anderen war nichts als eine Felskuppe und eine Geröllhalde, die ins Tal abfiel. Überall standen Maschinen, nackter Stahl und abgeschabter Lack, ein Glitzern in der Sonne. Der Boden zu ihren Füßen war trocken, pulverisierte und zerkleinerte Krümel, zertretene Zweige ragten aus dem Boden wie Knochen, der Staub war wie eine zweite Haut für sie. Im Zentrum der kahlen Stelle stieg eine dünne Rauchsäule empor, wo ein Haufen verkohlter Zweige, zermahlener Tannenzapfen und anderer Unrat von den Bulldozern zusammengeschoben worden war und übers Wochenende schwelte.
    So gründlich wie möglich sahen sie sich aus der Deckung der Bäume um, erst dann traten sie ins Freie. »Keine Sorge, Ty, wir sind nur Touristen, alles klar?« beruhigte ihn Andrea. »Und schließlich sind wir ja nicht unbefugt hier. Das ist immer noch der Sequoia National Forest, und auch wenn die Waldis es nicht gern zugeben, wir haben ebensoviel Recht hierzusein wie – was steht auf dem Bagger da drüben? Kannst du das lesen?«
    »Cross Creek Timber Co.«, sagte Teo.
    »Genau – wie die Cross Creek Timber Company.«
    Sie gingen auf die Maschinen zu, wobei Teo und Andrea über die Hauptmerkmale von Clark-Erdschiebern, Schaufelladern und der zwei Kenworth-Holztransporter, die hintereinander am Ausgang der Forststraße geparkt standen, sowie die wirksamsten Methoden zu deren Ausschaltung debattierten. Tierwater fand es nicht so gut, hier im hellen Tageslicht herumzustehen, auch wenn niemand sonst da war. Ständig blickte er über die Schulter und rechnete damit, die Sonne in einem Feldstecher auf irgendeinem Hochstand aufblitzen zu sehen, oder schlimmer noch: zwei Forstaufseher, Schußwaffen im Anschlag, die über die ausgebrannte Fläche rannten. Oder Bullen. FBI-Agenten. Wie in einem Film, und er wider Willen der Hauptdarsteller: wie sahen die FBI-Agenten aus? Wie Robert Stack? Tommie Lee Jones?
    »Seht ihr, die fackeln einfach alles ab, um nachher wieder was pflanzen zu können«, sagte Teo gerade, ging in die Hocke und ließ geschwärzte Erde durch die Finger rieseln. »So werden sie auch gleich das Unterholz los, und dann pflanzen sie ihre ordentlichen Reihen, und schon sind wieder zehn Hektar alter Bestand zur Plantage geworden.«
    Sie standen im Schatten des Schaufelladers, eines riesigen, kranartigen Geräts, das die Baumstämme auf die Lastwagen verlud, nachdem die Bulldozer sie umgewalzt und die Trimmer die Äste entfernt hatten. Andrea streifte sich ein paar billige

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