Ein frivoler Plan
alles die reine Wahrheit gewesen. Nicht nur für sie, auch für ihn. Auch er hatte aufgeschrien, hatte seinen Höhepunkt gefühlt, ohne die Zurückhaltung, die er gewöhnlich übte.
Es war seine Gewohnheit, Lust zu geben, aber nichts zu geben, das über den körperlichen Akt hinausging.
In der vergangenen Nacht war es beunruhigend anders gewesen. Er hatte die Gefühle, die ihn bei Julias Seufzern unter ihm überkamen, unmöglich beherrschen können – eine Versuchung, die er selten fühlte, falls überhaupt jemals – und hatte mit ihr zusammen den Höhepunkt erlebt.
Das war alarmierend, vielleicht ein Zeichen für eine Verletzlichkeit tief in ihm, die er lange schon unterdrückt glaubte. Vielleicht hatten ihn die Jahre im Ausland, die Studien des menschlichen Wesens, seine Abenteuer in fernen Ländern doch nicht so sehr verändert, wie er es geglaubt hatte. Darin lag eine Gefahr. Schon einmal hatte er ins Exil gehen müssen, weil er einer Frau wegen unüberlegt gehandelt hatte. Er hatte sich fest vorgenommen, solche Dummheiten nicht wieder zu tun.
Neben ihm bewegte sich Julia und schmiegte im Schlaf herausfordernd ihre Schenkel an seine Lenden. Sofort reagierte sein Körper auf diese unbewusste Einladung. Er unterdrückte die Erregung. Nach dem ersten Mal hatte er sie noch zweimal genommen. Jetzt am Morgen musste sie Schmerzen haben. Er sollte sich zurückhalten, bis sie gebadet und ihre wunde Haut gewaschen hatte. Doch ebenso wenig konnte er neben ihr liegen und den Eunuchen spielen. Wenn er ihr etwas Schonung gewähren wollte, dann musste er sich mit anderen Dingen beschäftigen.
Mit einer einzigen Bewegung drehte Paine sich herum und stieg aus dem Bett, ehe sein Körper die Gelegenheit bekam, sein Gewissen zu besiegen. Er würde sich um das Frühstück kümmern. Sein neuer Besitz mochte ideal dafür sein, sich ruhig zurückzuziehen, aber es gab weder Personal noch Lebensmittel hier. Paine zog Hemd und Hose an. Dann warf er einen letzten Blick auf Julia, die friedlich schlief und nichts ahnte von der Erregung, die sie in ihm weckte. Er würde sich beeilen, sodass sie nicht allein aufwachen musste.
Draußen schien die Sonne, und Paine fiel auf, dass er ihr Licht lange nicht gesehen hatte. Im Gegensatz zum geschäftigen Treiben, das Paine gewohnt war, waren die Straßen heute Morgen sehr ruhig. Aber in einer Stadt wie London waren die Straßen nie ganz verlassen. Selbst jetzt waren Händler und Arbeiter auf dem Weg, ihr Tagewerk zu beginnen.
An der Ecke erspähte Paine eine Milchmagd, die zielstrebig auf einen Durchgang zueilte. Paine folgte ihr. Milch wäre ein guter Anfang für ein Frühstück. Wenn die Milchmägde jetzt unterwegs waren, dann musste es kurz nach sechs sein. Sechs Uhr! Verdammt früh. Diese Erkenntnis erschien ihm beinahe unglaublich. Es war Ewigkeiten her, seit er die Stadt das letzte Mal um diese frühe Stunde gesehen hatte. Aber obwohl es früh war, fühlte er sich erfrischt und bereit, den Tag zu beginnen.
Eine Dreiviertelstunde später stand Paine lächelnd an der Tür zu seinem Schlafgemach, auf den Armen ein Tablett mit den Schätzen, die er den Händlern abgekauft hatte. Er genoss den Anblick der schlaftrunkenen Julia, die sich grade umdrehte und langsam aufwachte. Paine stellte das Tablett auf den niedrigen Tisch neben dem Bett und setzte sich auf die Bettkante. Langsam bewegte er unter ihrer Nase eine Orange hin und her.
„Hmm.“ Julia seufzte tief und öffnete die Augen, als sie den Duft der Zitrusfrucht roch.
„Guten Morgen, Liebste.“ Paine strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Julia streckte sich, und dabei verrutschte das Laken, sodass er einen Blick auf ihre Brust erhaschte. Er musste daran denken, dass noch vor einer Stunde seine Hand auf ihrer zarten Haut gelegen hatte. Die Erregung, die er durch die Beschäftigung mit dem Frühstück unterdrückt hatte, kehrte mächtig zurück. Julia richtete den Blick auf ihn und wirkte keinesfalls verschlafen, als sie ihn fixierte. „Wie spät ist es?“
„Kurz vor sieben“, sagte Paine verwundert. Diese Frage hatte er nicht erwartet. Die wenigsten Frauen fragten ihn nach der Uhrzeit, wenn sie erwachten, und sahen, dass er neben ihnen auf der Bettkante saß.
Aber in der vergangenen Nacht hatte Julia bewiesen, dass sie nicht so war wie die meisten Frauen, und er tat gut daran, das nicht zu vergessen. Die meisten Frauen weckten nicht die Gefühle, die seinen Höhepunkt begleitet hatten. Er war von Indiens exotischsten
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