Ein frivoler Plan
Ruin, Miss Prentiss.“ Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die Nachricht. „Lass sie es lesen, Paine. Es ist am besten, wenn sie das Schlimmste gleich erfährt. Langfristig machte es die Dinge nicht besser, wenn man sie versüßt. Ich läute nach Tee und lasse einen Diener nach Crispin suchen.“
Paine lachte kurz auf. „Tee und Crispin? Da wir gerade von Versüßen sprechen, mein lieber Bruder, ist das deine Art, ein Familientreffen einzuberufen?“
„Nun ja, das ist es“, sagte Peyton ohne weitere Umschweife.
„Ich verstehe kein Wort davon“, sagte Julia und winkte mit der inzwischen etwas abgegriffenen Nachricht. Der Tee und Crispin waren eingetroffen, und der Brief war herumgereicht worden. Er war angenehm kurz gehalten und sehr informativ. „Ich verstehe nicht, was eine Heirat mit mir mit der Ladung auf Cousin Grays Schiff zu tun hat.“
Paine stützte die Hände auf seine Oberschenkel und holte tief Luft. „Diese beiden Ereignisse sind eigentlich nicht miteinander verbunden, aber sie sind Teil eines größeren Planes.“
„Der da lautet?“
„Das ist der Teil, der noch unklar ist.“ Paine sah ihr fest in die Augen. „Klar allerdings ist, dass du in Gefahr schwebst, Julia, und was Oswalt angeht, so schwebt auch deine Familie in Gefahr. Er hat deinen Onkel davon überzeugt, dass sie beide auf derselben Seite stehen und dass du der Feind bist. Tatsächlich schweben dein Onkel und deine Tante ebenso sehr in Gefahr wie du, wenn es auch eine andere Art von Gefahr ist.“
„Oswalt kann sie nicht heiraten.“ Ihr Tonfall klang ein wenig beißend. Paine hatte ihr Flahertys Brief zum Lesen gegeben, doch er sprach noch immer in Rätseln, um sie zu schützen. Er wusste mehr, als er preisgab.
Paine stand auf und begann, hin und her zu gehen. Dabei fuhr er sich mit einer vertrauten Geste durchs Haar, wie er es immer tat, wenn er seine Gedanken laut aussprach. Sie hätte es liebenswert gefunden, wäre sie nicht so ärgerlich auf ihn. Dies hier war ihr Plan, und alles betraf ihre Entscheidungen. Wie konnte er es wagen, sie auszuschließen?
„Hier ist die Geschichte, soweit wir sie kennen“, begann Paine endlich. „Es ist eine von Oswalts Spezialitäten, Adlige zu ruinieren. Gewöhnlich – eigentlich immer – geht es um finanziellen Ruin. Ihn reizt die Jagd. Das macht die Situation für deinen Onkel so schwierig. Diesmal gibt es kein Geld, abgesehen von dieser Fracht, und somit keine herausfordernde Jagd – die Dinge, die Oswalt gewöhnlich antreiben. Also ist Oswalt nicht hinter dem Geld deines Onkels her.“
„Aber die Fracht ist wertvoll“, warf Julia ein. „Onkel Barnaby sagt, sie wird unsere Schulden decken.“
„Das stimmt gewiss.“ Paine deutete auf den Brief in Julias Hand. „Flaherty bestätigt, dass das Indigo und die Baumwolle auf dem Schiff für deinen Onkel von Wert sind. Doch Oswalt ist ein Händler. Er hat eine eigene Flotte zur seiner Verfügung. Er muss nicht der Fracht deines Onkels nachjagen.“
„Warum dann das alles?“ Julia runzelte die Stirn. Sie musste zugeben, dass ihre geringen Erfahrungen mit dem Lauf der Welt ihr hier wenig nützten. „Wenn er kein Geld braucht, was braucht er dann von meinem Onkel?“
„Das ist die Frage, die wir zu beantworten versuchen“, warf Peyton ein und nahm sich noch ein Sandwich vom Teetisch. „Können Sie sich irgendetwas vorstellen, mit dem Ihr Onkel noch zu tun hat? Investitionen? Landwirtschaft?“
Julia schüttelte den Kopf. Ihr fiel nichts ein. „Ich kann mich an nichts erinnern, das er beim Dinner erwähnt hätte. Meistens geht es um seine Arbeit im Parlament.“
„Könnte es das sein?“, fragte Paine langsam.
„Ich verstehe, was du denkst“, sagte Crispin aufgeregt. „Vielleicht will Oswalt einen wahlberechtigten Politiker in der Hand haben. Wenn er Julias Onkel finanziell aus der Klemme hilft, wird der Viscount sich ihm verpflichtet fühlen.“
„Das wäre nicht von Dauer“, meinte Peyton zynisch. „Es wäre ein zeitlich begrenzter Austausch von Waren und Dienstleistungen.“
„Nicht, wenn Oswalt die Nichte des Viscount heiratet. Dann wäre er in der Familie, und die ganze Sache könnte endlos weitergehen“, meinte Paine.
„Und gleichzeitig seine Pocken heilen“, warf Crispin aus seiner Ecke ein, der ganz vergessen hatte, in wessen Gesellschaft sie sich befanden.
Julia holte hörbar Luft. „Die Pocken?“
„Crispin!“ Paine warf seinem Bruder einen strafenden Blick zu.
Crispin zuckte die
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