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Ein ganz besonderer Sommer

Ein ganz besonderer Sommer

Titel: Ein ganz besonderer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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Masurischen Seen, einer Landschaft aus Wasser mit zahllosen kleinen und größeren Inseln, von denen die meisten mit Wald bedeckt und unbewohnt waren. Wo eine große Insel den Schiffen im Weg war, hatte man Kanäle hindurchgelegt, damit die Boote der „weißen Flotte“, wie man sie nannte, auf der kürzesten Strecke von einem Ort zum anderen fahren konnten.
    „Du hast mir nie erzählt, dass es hier so etwas märchenhaft Schönes gibt, Mutsch!“ Bille rührte sich schon seit einer Viertelstunde nicht vom Fenster weg, als könne sich dieser Anblick wie eine Fata Morgana auflösen und plötzlich verschwunden sein. „Die Masurischen Seen . . . warum hast du nie davon gesprochen?“
    Mutsch trat neben sie und legte ihr die Hand auf die Schulter. „Ganz einfach: Weil ich sie selbst nur aus Erzählungen kenne. In meiner Kinderzeit waren wir nie hier. Es ist wirklich eine bezaubernde Landschaft!“
    „Werden wir mal eine Bootsfahrt machen?“
    „Versprochen! Das können wir uns ja nicht entgehen lassen.“
    Hinter ihnen klopfte jemand an die Tür. Bille ging hin und öffnete. Vor ihr stand ein junges Mädchen in ihrem Alter. Es sah Bille verblüffend ähnlich, nur hatte es etwas dunklere Haare und dunkelbraune Augen. Es trug eine Reithose, ein T-Shirt und Turnschuhe, denen man den jahrelangen Gebrauch ansah. Seine dichte Lockenmähne war kurz geschnitten und von ein paar Heuhalmen gekrönt, offensichtlich hatte es gerade im Stall die Raufen gefüllt.
    „Entschuldigung, störe ich?“
    „Aber nein, überhaupt nicht. Hallo, ich bin Bille. Sybille Abromeit.“ Bille streckte dem Mädchen erfreut die Hand hin.
    „Ich bin Agnieszka. Du kannst auch Agnes sagen. Die meisten deutschen Gäste finden Agnieszka schwierig auszusprechen.“
    „ Anjeschka “, wiederholte Bille. „Ist doch nicht schwer! Mir gefällt das besser. Es klingt so weich und romantisch.“
    Das Mädchen lachte. „Es ist die polnische Form von Agnes. Das Schwierige an unseren Namen ist auch nur, dass man sie anders schreibt als ausspricht.“
    „Oh ja, das habe ich schon mitgekriegt. Und bei manchen Wörtern kann man sich wirklich die Zunge abbrechen. Übrigens“, Bille zeigte zu Mutsch hinüber, die das Gespräch der Mädchen von der anderen Seite des Raumes lächelnd verfolgte, „das ist meine Mutter, Olga Abromeit. Woher sprichst du so gut Deutsch?“
    „Wir lernen es in der Schule. Und üben kann ich mit den deutschen Gästen im Hotel. Es sind eigentlich immer welche da.“
    „Ist das Hotel voll besetzt? Ich meine, weil wir das schönste Zimmer bekommen haben. Es ist absolut super!“
    „Fein, dass es euch gefällt. Im Moment seid ihr die einzigen deutschen Gäste. Es sind noch Leute aus Warschau und Krakau da. Ich wollte dich fragen, ob ich dir die Pferde zeigen soll?“, lenkte Agnieszka ab.
    „Klar, ich freu mich schon seit Tagen darauf, endlich wieder in einen Pferdestall zu kommen. Zu Hause besteht mein Leben nämlich nur aus Pferden und Reiten. Das ist mein Beruf, weißt du. Genauer gesagt: Er wird es jetzt nach dem Abitur werden. Doch ich bilde schon seit längerer Zeit Reitschüler und Pferde aus. Und jetzt war ich eine ganze Woche nicht im Sattel! Das ist mir echt schwer gefallen, obwohl die Reise so interessant war.“
    „Das kann ich mir vorstellen.“
    Bille wandte sich zu ihrer Mutter um, die wieder ans Fenster getreten war und über die Seenlandschaft blickte. „Wir gehen dann, Mutsch, okay?“
    „Natürlich. Wir sehen uns später beim Abendessen.“ Bille folgte ihrer neuen Freundin durchs Haus und über den Hof. Sie hatten schon bei der Ankunft erfahren, dass das Hotel ein Familienbetrieb war, der von Vater, Mutter, Sohn und Tochter sowie einer Tante geführt wurde. Das
    Haus war so frisch renoviert, dass es in den Gängen und der Diele noch nach Farbe roch. Aufenthaltsräume und Gästezimmer waren komfortabel eingerichtet, und die Lage des Hotels hätte schöner nicht sein können. Das ganze Anwesen wirkte gepflegt und einladend.
    Trotzdem schienen sie nicht viele Gäste zu haben. Bille zählte fünf Autos auf dem Parkplatz, von denen eines, ein alter Landrover, vermutlich zum Haus gehörte. Vielleicht gab es das Hotel erst seit kurzer Zeit, und seine Vorzüge hatten sich bei den Urlaubsreisenden noch nicht herumgesprochen.
    Sie gingen am Stall vorbei zu einer Koppel, die so weitläufig war, dass man das gegenüberliegende Ende nicht sehen konnte. Es war Bille schon in den vergangenen Tagen aufgefallen, dass es eines

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