Ein ganz schoen starker Plan
sie das getan.«
»Na gut, das bring ich wieder in Ordnung.«
»Und wie willst du das in Ordnung bringen?« Ida stemmte die Hände in die Hüften und sah ganz schön streng aus. Ich hatte versprochen, sie nicht anzulügen, doch ich hatte keine Ahnung, wie man den Strom zurückbekommt.
»Ich kenne mich ein bisschen mit Strom aus.«
»Das soll ich dir glauben?«
»Aber ich verspreche es dir. Ich bring es in Ordnung! Großes Indianerehrenwort und ich will auf der Stelle tot umfallen, wenn es nicht stimmt«, sagte ich und hörte, wie genervt meine Stimme klang.
»Wenn du das nicht schaffst, müssen wir irgendwelche Erwachsenen um Hilfe bitten.«
»Ich schaff das.«
Es wurde ein dunkles und stilles Frühstück. Ida aß ganz schnell, während ich nur langsam den Käse von meinem Brot lutschte. Wir zuckten beide zusammen, als es sich zeigte, dass das Telefon noch funktionierte. Ida saß näher daran und nahm ab.
Mir war klar, dass sie mit jemandem sprach, den sie kannte, aber es war kein herzliches Gespräch.
»Dann solltest du wohl mit Håkon reden«, sagte sie und reichte den Hörer an mich weiter.
»Hallo?«
»Hallo, Håkon. Seid ihr heute Abend zu Hause?«
Mein Magen krampfte sich zusammen, als ich die Stimme des Drachen hörte.
»Kommt drauf an.«
»Worauf kommt das an?«
»Darauf, wer fragt. Ob zum Beispiel ein hübsches Mädchen in meinem Alter fragt oder ein bekannter Fußballspieler oder einer, der Monstertruck fährt …«
»Ich bin deine Großmutter, Håkon. Es wäre sehr schön, wenn ihr beide heute Abend zu Hause sein könntet.«
»Ich kann dich nicht sehen, also kann ich unmöglich sicher sein, dass du meine Großmutter bist. Viele alte Menschen haben sehr ähnliche Stimmen. Du könntest auch eine wildfremde Großmutter sein.«
»Habt ihr den Zettel gefunden?«, fragte sie.
»Gibt es Finderlohn?«
»Aufhören, Håkon! Euer Vater muss aufräumen und putzen. Bei euch ist es ja nicht sonderlich sauber. Guttorm will sicher nicht mit mir reden, aber du kannst ihm sagen, dass er kommen muss.«
»Moment, dann rede ich mit ihm«, sagte ich und legte den Hörer hin.
Ida stürzte aus der Tür, ohne sich zu verabschieden. Zuerst tauschte ich den Verband um meinen Finger gegen ein Pflaster. Danach schmierte ich mir ein Brot und merkte, wie ich endlich Appetit bekam. Ich saß erst das Brot, ehe ich wieder den Hörer aufnahm. Am anderen Ende atmete der Drache schwer.
»Das hat aber lange gedauert, Håkon.«
»Papa will nicht gestört werden, wenn er auf dem Klo sitzt, deshalb musste ich ein bisschen warten. Er hat seinen Pokerabend mit seinen Freunden aus dem Mopedclub, du weißt schon, Frank und Bob und… Bobby, genau an dem Abend, an dem du deinen Geburtstag feiern willst.«
»Darüber haben wir schon vor einer Ewigkeit Zettel ausgetauscht. Herrgott, erinnert er sich denn an gar nichts! Man wird ja schließlich nicht jeden Tag siebzig.«
»Das stimmt. Ich kann mich nicht einmal erinnern, wann ich zuletzt siebzig geworden bin. Moment, ich frage ihn noch einmal.«
Ich legte den Hörer hin, ging ein Stück zur Seite und hielt mir die Hand vor den Mund, während ich redete. Hoffentlich klang das wie weit entferntes Gemurmel. Nach einer Weile mit unverständlichem Geplapper nahm ich den Hörer wieder auf.
»Er sagt, dass er das nicht absagen kann. Aber ihr seid trotzdem willkommen. Alte Damen und betrunkene Mopedfahrer passen sicher gut zusammen, sagt Papa.«
»Ehrlich gesagt, das kann doch nicht sein Ernst sein.«
»Sie wollen wohl auch Strippoker spielen. Ich hab das schon mal gesehen, sie haben unglaublich schmutzige Unterhosen.«
Der Drache stieß am Telefon seltsame Geräusche aus undich fragte mich schon, ob sie einen Schlag erlitten hatte und mit hängender Zunge auf dem Boden lag. Aber es waren nur tiefe Seufzer aus der Mitte des Körpers.
»Ich habe schon alle eingeladen. Er muss doch begreifen, dass er unsere Abmachung jetzt nicht aufheben kann. Er muss den Pokerabend absagen, so ist das einfach. Ich komme morgen vorbei. Bis dann, Håkon.«
Sie knallte den Hörer auf die Gabel. Der Plan hinkte gewaltig. Es hätte auch nichts geholfen, wenn ich gesagt hätte, Papa habe eine Karaokemaschine gekauft oder wir hätten Ratten im Küchenschrank. Wenn der Drache einen Entschluss gefasst hatte, war sie wie der Mount Everest, der Berg, von dem ich nun wusste, dass er der höchste der Welt und garantiert nicht zu versetzen ist.
Ich schaute zu der Uhr mit Batterie hinüber, die im Regal über
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