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Ein ganz schoen starker Plan

Ein ganz schoen starker Plan

Titel: Ein ganz schoen starker Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Svingen
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aus irgendeinem Schlamassel rauskommen zu müssen, aber ich bin sicher, wir schaffen das, du und dich.«
    »Du und ich«, wiederholte Ida leise und vorsichtig, ohne dieselbe Überzeugung.
    Ich versuchte ihr zuzulächeln, und ich glaube, sie hätte fast zurückgelächelt, aber da wurde schon wieder geklingelt. Wir schauten zur Tür hinüber. Vielleicht sollte ich die Klingel abstellen? Ida schlich sich zur Tür, stellte sich auf die Zehen und schaute durch das Guckloch. Sie kam zurückgelaufen, lautlos wie eine Indianerin.
    »Das ist der Drache«, flüsterte sie.
    Wir saßen ganz still da. Oma klingelte wieder, lange diesmal. Ida hielt sich die Ohren zu. Der Drache hatte schon mehrmals um einen eigenen Schlüssel gebeten, aber Papa hatte sich jedesmal geweigert. Sie kam sonst nicht unangemeldet. Ob etwas passiert war?
    Ich zeichnete einige Theorien über den Drachen auf ein Blatt Papier.

    Nachdem sie fünfmal geklingelt hatte, wurde es still. Wir fingen an, wieder normal zu atmen. Ich machte eine Handbewegung, damit Ida noch einmal durch das Guckloch schaute. Sie sah nach und nickte deutlich und zeigte mit besorgter Miene auf die Tür. Offenbar stand der Drache noch immer draußen. Dann hörte ich eine Art Kratzen, als ob jemand irgendetwas über die Tür zog. Wir saßen ganz still da und hörten zu. Wollte sie ein Loch durch die Tür bohren? Dann begriff ich, dass sie mit der Tür als Unterlage etwas schrieb.
    Nach einer Weile gab Ida mir ein Zeichen, dass sie den Drachen nicht mehr sehen konnte. Das bewies aber nicht, dass Oma weg war. Ida lief zum Fenster.
    »Da unten geht sie.«
    Ich öffnete die Tür und nahm den Zettel, den Oma draußen angeklebt hatte. Ich las vor:

Ein eher düsterer Tag
    Die Hausaufgaben fielen uns an diesem Abend schwer. Nicht einmal aufs Fernsehen konnten wir uns konzentrieren und im Internet zu surfen hatten wir auch keine Lust. Ida hatte die Stirn zu einer wahren Felsschlucht gerunzelt. Ich ging die Möglichkeiten durch, Oma in ein Altersheim einweisen zu lassen, kam aber zu dem Schluss, dass sie bei Weitem nicht gebrechlich genug war.
    Oma hatte Bekannte, die sie ihre Mittelmeermädels nannte. Das waren lauter Witwen, die im Winter in wärmere Gegenden fuhren, Drinks mit Papierschirmchen tranken und sich dabei vermutlich über ihre Familien beklagten. Der Drache wohnte in einer Einzimmerwohnung und behauptete, dort gebe es nur Platz für vier Gäste, wenn die sich an die Wand pressten. Jetzt wollte sie also, dass wir unsere Wohnung putzten, den Tisch deckten, die Gäste bedienten und nachher wieder aufräumten. Bald würde sie wohl wieder vor der Tür stehen, Messer, Gabel und Teller zählen, einen Aktionsplan aufstellen und jammern, weil wir so langsam arbeiteten.
    »Wir und dreißig strenge alte Damen«, sagte ich schaudernd. »Bestimmt müssen wir auch staubsaugen. Und abwaschen. Ich hasse nasse Lappen.«
    Weder Zwang noch Taschengeld konnten mich zu solchen Arbeiten verleiten. Da Papa es auch nicht so wichtig fand, die Wohnung glänzend rein zu halten, überließen wir den Boden den Wollmäusen und ihren Freunden. Auf der Fensterbank konnte man seinen Namen mit dem Finger in den Staub schreiben. »An etwas Staub ist noch keiner gestorben«, sagte Papa immer. Ich hatte schon lange vor, diese Aussage im Internet auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
    Das Beste an diesem Abend war, dass niemand klingelte. Das Telefon blieb stumm. Und auch die Nachbarin klopfte nicht an die Wand. Wir aßen Käsebrote mit einer Schicht aus angekokeltem Jarlsbergkäse und tranken dazu dynamitstarken Saft. Als Nachtisch gab es eine Schale Gummibärchen.
    Als ich ins Bett wollte, lag da schon Ida. Ich gab dem Tag folgendes Würfelergebnis:

    So in der Mitte. Ich sehnte mich nach einem Fünfer. Und fragte mich, ob die Sechser ganz außer Reichweite waren?
    Ich schloss die Augen und versuchte zu denken, dass morgen, ja morgen, alles viel besser werden würde. Aber mein Gehirn ließ mich im Stich. Es wollte solche Gedanken nicht denken. Es war mit Problemen vollgestopft.
    Außerdem behielt mein Gehirn recht. Als ich aufwachte, war der Radiowecker mausetot. Das galt auch für die Lampe über dem Bett. Computer und Fernseher waren leblos. Der Kühlschrank wurde warm. Im Badezimmer war es stockfinster.
    Wir hatten keinen Strom.
    »Das ist vielleicht kein Wunder, wo Papa doch die Rechnungen so gut wie nie bezahlt«, sagte Ida.
    »Die können uns doch nicht so einfach den Strom abdrehen.«
    »Offenbar haben

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