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Ein ganz schoen starker Plan

Ein ganz schoen starker Plan

Titel: Ein ganz schoen starker Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Svingen
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entmutigen würde.
    »Das will er nicht.«
    »Wie spannend«, sagte sie glücklich.
    »Er weigert sich glattweg.«
    »Er hat einfach noch nicht die Richtige gefunden. Aber er angelt gern, soviel ich weiß.«
    Gab es denn wirklich nichts, das die Rektorin abschrecken könnte?
    »Ich hab versucht, ihm eine Gummihose zu kaufen.«
    »Er braucht doch keine Gummihose. Es muss ja möglich sein, etwas zu nähen, das …«
    »Nadeln erinnern ihn an seine Zeit als Junkie.«
    »Ich verstehe ja, dass das schwierig für dich ist, Håkon. Aber du musst schon akzeptieren, dass starke Gefühle entstehen, wenn man erwachsen ist. Das wirst du später im Leben begreifen.«
    Die Rektorin ging fröhlich weiter. Ich wollte ihr hinterherlaufen. Sagen, dass Papa eine Krankheit hatte, bei der die Haut sich ablöste und die Zähne ausfielen. Dass er sich das Gesicht tätowiert hatte. Ich könnte auch ganz einfach die Wahrheit sagen. Aber das tat ich nicht. Ich hatte nicht mehr genug Kraft für einen solchen Einsatz.
    In der nächsten Stunde zeichnete ich eine Art Stundenplan dieses Tages.

    Ich sah mir den Plan an. Normalerweise machten die Zeichnungen mein Leben übersichtlicher, aber diese hier kündete nur Chaos an. Ich knüllte den Zettel zusammen und warf ihn weg.
    Jetzt brauchte ich ganz neue Pläne.

Über das »zur Hölle scheren«
    Wir wurden früh nach Hause geschickt, da die Schule so kurzfristig keine Vertretung besorgen konnte. Ich lief den ganzen Weg, obwohl ich es doch gar nicht eilig hatte. Mir kam nur heute alles dringlich vor.
    Als ich ziemlich atemlos und verschwitzt zu Hause angekommen war, fiel mir ein, dass ich etwas vergessen hatte, das Papa sonst tat. Ich musste im Briefkasten nachsehen. Der war ziemlich voll mit allerlei Briefen, die ich auf einen der drei Tische legte, die der Drache aufgestellt hatte.
    Es waren viele weiße Umschläge mit eleganten Logos, garantiert Rechnungen. Mitten in dem Stapel sah ich das Bild eines Strandes. Das war eine Postkarte, auf der in acht verschiedenen Farben Mallorca stand, eine knallige Farbe pro Buchstabe. Ich drehte die Karte um.

    TUT MIR LEID, DASS ICH ES SO MACHEN MUSSTE, KINDER. ICH BIN IN ETWAS REINGERUTSCHT, AUS DEM ICH NICHT WIEDER RAUSKAM. ICH WERDE HOFFENTLICH BALD WIEDER ZU HAUSE SEIN. PAPA
    Ich sah die Karte an. Er war auf Mallorca. Es tat ihm leid, dass er weggefahren war. Er hatte nicht einmal genug Platz gehabt, um zu erklären, was denn passiert war. Er wusste nicht, wann er wieder nach Hause kommen würde. Hoffentlich bald? Ich riss die Karte in kleine Fetzen. Eine Postkarte? Die sollte uns helfen? Er hätte anrufen können. Oder einen Brief schreiben, in dem er wenigstens versuchte zu erklären, was in seinem kranken Kopf vor sich ging. Ich ließ die Fetzen auf den Teppich rieseln.
    War es etwa unsere Schuld, dass er weggegangen war? Ich saß da und sah den Schnee auf dem Teppich an. Konnten wir es sein, vor denen er weggelaufen war? Ich schüttelte diesen Gedanken ab. Gleich darauf kam Ida zur Tür herein und ich versuchte sofort, die Fetzen mit den Händen zusammenzufegen.
    »Was machst du denn da?«
    Ich musste mich daran erinnern, dass ich Ida nicht anlügen durfte.
    »Tut mir leid, aber ich habe Papa vernichtet.«
    »Was?«
    Ich schaute die Fetzen aus Sonne, Strand und Kugelschreiberschrift an.
    »Ist das Post von Papa?«, fragte sie auf eine Weise, die mich ungeheuer bereuen ließ, dass ich ihn vernichtet hatte.
    Ich nickte langsam und versuchte, ein Gesicht zu machen, das vor schlechtem Gewissen geradezu triefte.
    »Warum darf ich sie nicht lesen?«, fragte Ida vorwurfsvoll.
    Ich schaute auf die Fetzen hinab, aber es waren zu viele, um sie wieder zusammenzusetzen. Ida hatte wirklich recht.
    »Ich war wütend.«
    »Du Dussel! Ich wollte das doch selbst lesen!«
    »Da stand fast nichts drauf.«
    »Das spielt ja wohl keine Rolle. Ich hätte es trotzdem lesen wollen. Du glaubst, alles dreht sich nur um dich. Aber das stimmt nicht!«, rief sie, lief in ihr Zimmer und knallte die Tür zu.
    Was macht man mit wütenden kleinen Schwestern? Leute nerven konnte ich gut, trösten fiel mir schwerer.
    Zuerst fegte ich die Fetzen auf und unternahm einen tapferen Versuch, die Karte wieder zusammenzusetzen. Als ich gerade aufgab, wurde an der Tür geklingelt. Ich warf die Fetzen in den Mülleimer, damit der Drache mich nicht anpöbelte, weil ich unordentlich war. Durch das Guckloch sah ich das Gesicht der Nachbarin.
    Ich machte auf und fragte: »Wollen Sie Ihr Ketchup

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