Ein ganz schoen starker Plan
ließ die Wörter in der Luft hängen. Cecilie starrte mich an.
»Klar doch«, sagte sie endlich. »Du kannst was von mir leihen.«
Sie ging in die Wohnung, holte ihre Handtasche und gab mir tausend Kronen.
»Vielen Dank. Papa bezahlt das zurück, sowie er wieder zu Hause ist.«
In unserer Wohnung kam Ida sofort auf mich zu und fragte, was ich gesagt hätte. Die Lügen nahmen Anlauf, sowie Ida fragte. Ich erzählte ihr alles.
»Du wirst in deinen Lügen noch ertrinken«, sagte sie, noch immer wütend, und trampelte in ihr Zimmer.
In meiner Tasche lagen neue tausend Kronen. Das war genau, was ich brauchte, um alles auf meiner Einkaufsliste zu kaufen. Mir blieb noch eine Stunde, bis um drei Uhr alle Verabredungen zusammenknallen würden. Normalerweise hätte ich Ida und den Drachen ihrem jeweiligen Zorn überlassen, aber ich durfte nicht riskieren, dass Ida noch wütender auf mich würde. Ich schlug zweimal mit dem Kopf gegen die Wand, aber dieses Gehirnbeben ließ auch keine neuen Ideen aus dem Boden schießen.
Für einen, der selten einkauft, dauert es, die Sachen im Laden zu finden. Ich hatte nicht gewusst, dass es eine eigene Abteilung für Tierfutter gab, und dass dort auch die Hundetüten lagen, oder dass sich die Schokoladensoße nicht bei den Süßigkeiten befand. Im Buchladen gab es einen schönen hellbraunen Filzstift, in der Parfümerie bekam ich helle Schminke, und im Blumengeschäft kaufte ich eine Tüte Blumenerde. Vor dem Laden begegnete mir Rolf, Papas Kumpel. Es war zu spät, um in Deckung zu gehen.
»Himmel, musst du noch immer die Einkäufe erledigen«, sagte er und nickte zu meinen Tüten hinüber.
»Ich trainiere für das Teenageralter. Danach werde ich erwachsen und kriege Kinder, die ich einkaufen schicken kann.«
»Guttorm hat Glück, dass er Kinder hat. Ich hätte auch gern Kinder gehabt, aber meine Frau hat mich ja verlassen. Und es ist nicht leicht, eine zu finden, mit der man Kinder haben kann.«
Ich hatte Rolf schon hundertmal über seine entlaufene Frau reden hören.
»Ich muss weiter«, sagte ich.
»Ich dachte, ich könnte heute Abend mal reinschauen. Hab von Guttorm nichts gehört, aber bestimmt hat er Bierdurst.«
Rolf schien wirklich nichts zu tun zu haben. Wenn er bei uns vorbeischaute, blieb er immer, bis Papa schlafen gehen wollte.
»Das geht heute nicht«, sagte ich. »Papa kriegt Damenbesuch. Ida und ich sollen früh ins Bett gehen.«
»Weißt du, ob die Dame Freundinnen hat?«, fragte er in scherzhaftem Tonfall.
Ich schüttelte den Kopf. Aus irgendeinem Grund mochte ich Rolf nicht anlügen.
»Wie macht Guttorm das bloß? Immer hat er neue Frauen. Er behauptet, das sei einfach, aber ich schaff es irgendwie nie.«
»Triffst du dich denn mit welchen?«
»Äh, ja, nein, doch, ich sollte vielleicht öfter unter Leute kommen und …«
Rolf sah noch trauriger aus, als er das sagte. Das hatte ich ihn schon oft sagen hören. Sein Leben schien ein einziges langes Gejammer über alles zu sein, was schiefging. Warum konnte Papa Rolf nicht einfach zwei Frauen vermachen? Ich stellte die Tüten ab und schaute mich um.
»Siehst du die da hinten?«, fragte ich und zeigte auf eine Frau mit langen blonden Haaren, die sich den Blumenladen ansah. Rolf nickte. »Gefällt sie dir?«
»Ich kenne sie nicht …«
»Aber hättest du Lust, sie kennenzulernen?«
»Natürlich. Sie sieht doch klasse aus.«
»Pass mal auf meine Tüten auf.«
Ich ging geradewegs auf die Frau zu. Das was jetzt kam, lag weit außerhalb meines Spezialgebietes.
»He, Håkon, was machst du denn?«, hörte ich Rolf hinter mir rufen.
Ich hatte wirklich keine Ahnung, was ich sagen sollte. Aber so schwer konnte das doch nicht sein? Papa hatte einmal gesagt, man müsse witzig und interessant sein. Als ich »Hallo«, sagte, schien die Frau zuerst zu glauben, ich hätte sie gar nicht gemeint.
»Hallo«, antwortete sie unsicher.
»Haben Sie einen Freund?«
Sie lächelte verwirrt.
»Du willst wissen, ob ich einen Freund habe?«
»Sie sind sicher zu alt für mich. Aber ich habe einen Bekannten, der Sie oft gesehen hat und sich nicht traut, Sie anzusprechen. Er denkt so viel an Sie, dass er nicht arbeiten und nachts nicht schlafen kann. Er scheint so ziemlich unsterblich verliebt zu sein.«
»In mich?«
Die Frau lächelte verwirrt.
»Er ist ein wirklich feiner Kerl«, sagte ich jetzt. »Bringt alte Damen über die Straße und hat acht Patenkinder in Afrika. Er leiht Leuten in Not Geld und küsst
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