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Ein ganzes halbes Jahr

Ein ganzes halbes Jahr

Titel: Ein ganzes halbes Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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sagte ich, als ich das siebte Mal prustend auftauchte.
    James, mein Tauchlehrer, ließ seinen Blick zwischen mir, Will und Nathan herumwandern.
    «Ich kann es nicht», sagte ich schlecht gelaunt. «Das bin ich einfach nicht.»
    James drehte den beiden Männern den Rücken zu, tippte mir auf die Schulter und zeigte zum offenen Wasser. «Manche Leute finden es da draußen einfacher», sagte er leise.
    «Im Meer?»
    «Manche Leute kommen besser klar, wenn sie einfach ins kalte Wasser geworfen werden. Kommen Sie. Wir fahren ein Stück mit dem Boot raus.»
    Fünfundvierzig Minuten später bewunderte ich unter Wasser die bunte Landschaft, die ich noch nie gesehen hatte. Ich vergaß, Angst zu haben, dass meine Sauerstoffmaske kaputtgehen und ich gegen jede Wahrscheinlichkeit auf den Grund sinken könnte, wo ich einen nassen Tod sterben würde, ich vergaß sogar, überhaupt Angst zu haben. Die Geheimnisse einer neuen Welt nahmen mich völlig gefangen. In der Stille, die nur von dem übertriebenen Oosch Schschoo meines eigenen Atems unterbrochen wurde, beobachtete ich Schwärme winziger, schillernder Fische und größere schwarze und weiße Fische, die mich mit ausdruckslosen Gesichtern anstarrten, umwogt von sanft schwankenden Anemonen, die in der leichten Strömung das Wasser nach ihrer unsichtbar kleinen Beute durchfilterten. Ich sah Landschaften, die doppelt so bunt und abwechslungsreich waren wie an Land. Ich sah Höhlen und Mulden, in denen unbekannte Wesen lauerten, Umrisse in der Entfernung, die in den Sonnenstrahlen unter der Wasseroberfläche schimmerten. Ich wollte nicht mehr auftauchen. Ich hätte für immer dort unten bleiben können, in dieser schweigenden Welt. Erst als James anfing, auf die Anzeige seiner Sauerstoffflasche zu zeigen, sah ich ein, dass ich keine Wahl hatte.
    Ich konnte kaum sprechen, als ich schließlich strahlend über den Strand auf Will und Nathan zuging. In meinem Kopf vibrierten noch all die Bilder, die ich gesehen hatte, und meine Gliedmaßen schienen mich immer noch durchs Wasser zu schieben.
    «War gut, was?», sagte Nathan.
    «Warum hast du mir nie etwas davon erzählt?», schrie ich Will an und schleuderte meine Flipflops vor ihm in den Sand. «Warum hast du nicht dafür gesorgt, dass ich das früher mache? All das! Es war alles da, die ganze Zeit! Direkt vor meiner Nase!»
    Will sah mich ruhig an. Zuerst sagte er nichts, aber auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. «Ich weiß auch nicht, Clark. Manche Leute wollen sich einfach nichts sagen lassen.»

    Am letzten Abend betrank ich mich. Es lag nicht nur daran, dass wir am nächsten Tag abreisen würden. Sondern es war das erste Mal, dass ich wirklich das Gefühl hatte, es ginge Will gut und ich könnte mich gehenlassen. Ich trug ein weißes Baumwollkleid (ich war inzwischen braun geworden, sodass ich in einem weißen Kleidungsstück nicht mehr automatisch wie eine Tote im Leichentuch aussah) und ein Paar silberne Riemchensandalen, und als mir Nadil eine scharlachrote Blüte gab und mir zeigte, wie ich sie in meinem Haar befestigen sollte, machte ich mich nicht über ihn lustig, wie ich es eine Woche zuvor vermutlich noch getan hätte.
    «Oho. Hallo, Carmen Miranda», sagte Will, als ich ihn und Nathan in der Bar traf. «Da sieht aber mal jemand glamourös aus.»
    Ich wollte schon eine sarkastische Antwort geben, als ich realisierte, dass er mich mit echter Freude ansah.
    «Danke», sagte ich. «Du siehst auch nicht übel aus.»
    Im Hauptgebäude der Hotelanlage gab es an der Bar einen Discoabend, und wir gingen kurz vor zehn Uhr – als Nathan aufgebrochen war, um sich mit Karen zu treffen – zum Strand hinunter, die Musik in den Ohren und meine Bewegungen durch einen angenehmen Schwips nach drei Cocktails leicht verlangsamt.
    Oh, wie war das schön dort unten. Es war eine warme Nacht, der Wind trug die Gerüche von fernen Barbecues zu uns, von warmem Öl auf Haut, von salzigem Tang. Will und ich blieben in der Nähe unserer Lieblingspalme stehen. Jemand hatte am Strand ein Lagerfeuer gemacht, vielleicht um zu kochen, und davon war nichts mehr übrig als ein Häuflein glühender Holzscheite.
    «Ich will nicht nach Hause», sagte ich in die Dunkelheit.
    «Hier geht man nicht leicht weg.»
    «Ich dachte, solche Orte gibt es nur im Film», sagte ich und drehte mich zu ihm um. «Ehrlich gesagt, frage ich mich langsam, ob du mir auch über all die anderen Sachen die Wahrheit gesagt hast.»
    Er lächelte. Sein ganzes Gesicht

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