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Ein ganzes halbes Jahr

Ein ganzes halbes Jahr

Titel: Ein ganzes halbes Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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«Ich muss dir etwas sagen.»
    «Ich weiß», sagte ich. «Ich weiß alles.»
    Wills Mund schloss sich wieder. Um uns schien die Luft zu erstarren.
    «Ich weiß von der Schweiz. Ich weiß … warum ich für sechs Monate angestellt wurde.»
    Er hob den Kopf von meiner Hand. Er sah mich an, dann blickte er zum Himmel auf. Seine Schultern sackten herunter.
    «Ich weiß das alles, Will. Schon seit Monaten. Und, Will, bitte hör mir zu …» Ich nahm seine rechte Hand in meine, und ich drückte sie an meine Brust. «Ich weiß, dass wir es schaffen können. Ich weiß, dass du dir das nicht ausgesucht hättest, aber ich weiß, dass ich dich glücklich machen kann. Und alles, was ich sagen kann, ist … dass du mich in einen ganz anderen Menschen verwandelst. Du machst mich glücklich, sogar, wenn du unausstehlich bist. Ich bin lieber mit dir zusammen – sogar mit deinem Ich, das du für wertlos hältst – als mit irgendjemand anderem auf der Welt.»
    Ich spürte einen ganz leichten Druck seiner Hand um meine, und das ermutigte mich.
    «Wenn du es für zu komisch hältst, dass ich bei dir angestellt bin, dann kündige ich und arbeite woanders. Das wollte ich dir sowieso sagen – ich habe mich für die Uni beworben. Ich habe unheimlich viel im Internet recherchiert und mit anderen Tetraplegikern und Pflegern geredet, und ich weiß, wie wir es schaffen können. Ich fange an der Uni an und bin einfach mit dir zusammen. Siehst du? Ich habe an alles gedacht, mich über alles informiert. So bin ich jetzt. Das ist deine Schuld. Du hast mich verändert.» Ich musste beinahe lachen. «Du hast mich in meine Schwester verwandelt. Aber mit besserem Kleidergeschmack.»
    Er schloss für einen kurzen Moment die Augen. Ich legte meine beiden Hände um seine, hob sie an meinen Mund und küsste seine Fingerknöchel. Ich spürte seine Haut an meiner und wusste so sicher, wie ich noch nie etwas gewusst hatte, dass ich ihn nicht gehenlassen konnte.
    «Was sagst du?», flüsterte ich.
    Ich hätte ihm für alle Ewigkeit in die Augen schauen können.
    Er sagte es so leise, dass ich zuerst nicht sicher war, ob ich ihn richtig verstanden hatte.
    «Was?»
    «Nein, Clark.»
    «Nein?»
    «Es tut mir leid. Es reicht nicht.»
    Ich ließ seine Hand sinken. «Das verstehe ich nicht.»
    Er wartete einen Moment, bevor er anfing zu sprechen, als müsste er um die richtigen Worte kämpfen. «Es reicht mir nicht. Diese … meine Welt … selbst, wenn du zu ihr gehörst. Und glaub mir, Clark, mein ganzes Leben ist so viel besser geworden, seitdem du da bist. Aber es reicht mir nicht. Es ist nicht das Leben, das ich will.»
    Jetzt war ich diejenige, die sich ein Stückchen zurückzog.
    «Weißt du, ich kann sehen, dass es ein gutes Leben werden könnte. Ich kann sehen, dass es zusammen mit dir sogar ein sehr gutes Leben sein könnte. Aber es ist nicht mein Leben . Ich bin nicht wie diese Leute, mit denen du da sprichst. Mein Dasein hat nichts mit dem Leben zu tun, das ich führen will. Nicht das Geringste.» Seine Stimme klang brüchig, und er unterbrach sich. Sein Gesichtsausdruck erschreckte mich.
    Ich schluckte kopfschüttelnd. «Du … du hast mir einmal gesagt, dass die Nacht im Labyrinth nicht zu dem werden muss, was mein Leben bestimmt. Du hast gesagt, ich selbst hätte die Wahl, was ich über mein Leben bestimmen lassen will. Und du … also, du musst nicht diesen Stuhl über dich bestimmen lassen.»
    «Aber das tut er, Clark. Du kennst mich nicht, nicht richtig. Du hast mich nie gesehen, als ich noch nicht in diesem Ding gesessen habe. Ich habe mein Leben geliebt, Clark. Wirklich geliebt. Ich habe meine Arbeit geliebt, meine Reisen, alles, was mich ausmachte. Ich fand es toll, ein aktiver Typ zu sein. Ich fand es toll, Motorrad zu fahren oder von einem Hochhaus zu springen. Ich fand es toll, bei Geschäftsverhandlungen zu gewinnen. Ich fand Sex toll. Viel Sex. Ich hatte ein Riesenleben .» Seine Stimme war lauter geworden. «Ich bin nicht dafür gemacht, in diesem Ding vor mich hin zu vegetieren – und faktisch ist es einfach so, dass nur noch dieses Ding über mein Leben bestimmt.»
    «Aber du gibst deinem Leben doch nicht mal eine Chance», flüsterte ich. Meine Stimme war so leise, als wollte sie diese Worte nicht aussprechen. «Du gibst mir keine Chance.»
    «Es geht nicht darum, dir eine Chance zu geben. Ich habe in diesen sechs Monaten zugesehen, wie du dich in einen ganz anderen Menschen verwandelt hast, einen Menschen, der gerade erst

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