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Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Attwood
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erhalten und fördern. Diese Maßnahmen sollen insbesondere Kindern helfen, die sowohl das Asperger-Syndrom als auch ADS haben. 14
Exekutive Funktionen
    Der psychologische Begriff »exekutive Funktion« beinhaltet:
Organisations- und Planungsfähigkeiten,
das Arbeitsgedächtnis,
Hemmung und Impulskontrolle,
Selbstreflexion und Selbstbeobachtung,
Zeitmanagement und Prioritäten setzen,
komplexe oder abstrakte Konzepte verstehen,
neue Strategien verwenden.
Es gibt inzwischen eine beträchtliche Anzahl von Forschungsergebnissen, die zeigen, dass einige Kinder, aber vor allem Jugendliche und Erwachsene mit Asperger-Syndrom eine beeinträchtigte exekutive Funktion haben. 15
Impulsivität
    In den ersten Schuljahren zeigt sich dies vor allem dadurch, dass Reaktionen nur schwer gehemmt werden können. Auch bestehen Schwierigkeiten mit dem Arbeitsgedächtnis und mit der Verwendung neuer Strategien. Das Kind reagiert impulsiv und oft ohne Rücksicht auf den Kontext, die Folgen und vorherige Erfahrungen. Mit acht Jahren kann ein normales Kind meist seinen Frontallappen »anschalten« und dadurch eine Reaktion hemmen und vorher nachdenken, was es tun oder sagen will. Auch das Kind mit Asperger-Syndrom ist im Prinzip fähig, vor einer Reaktion nachzudenken. In einer Stresssituation jedoch, wenn es sich überwältigt oder verwirrt fühlt, reagiert es meist eher impulsiv. Deshalb ist es so wichtig, dass Sie dem Kind in solcher Situation helfen, sich zu entspannen, damit es über verschiedene Reaktionsmöglichkeiten nachdenken kann. Impulsivität ist oft ein Zeichen von Verwirrung und Stress.
Das Arbeitsgedächtnis ist »kleiner«
    Das Arbeitsgedächtnis ist die Fähigkeit, Informationen »auf Abruf« zu halten, wenn man an der Lösung eines Problems arbeitet. Das Kind hat zwar oft ein ausgezeichnetes Langzeitgedächtnis und zitiert beispielsweise Passagen aus seinem Lieblingsfilm; es hat aber oft Schwierigkeiten, Informationen, die zur Ausführung einer Aufgabe erforderlich sind, ins Gedächtnis zu rufen und im Kopf zu bearbeiten. Während andere Kinder gewissermaßen über einen ganzen Eimer verfügen, in dem sie wichtige Informationen zwischenspeichern können, hat das Kind mit Asperger-Syndrom nur eine Tasse und kann daher wesentlich weniger Informationen abrufen.
    Ein weiteres Problem beim Arbeitsgedächtnis ist, dass Gedanken relativ schnell vergessen werden. Dass Kinder mit Asperger-Syndrom andere häufig unterbrechen,wird durch die Aussage eines Kindes erklärt, das meinte: »Ich muss aussprechen, was ich gerade denke, denn wenn ich zu lange damit warte, habe ich wieder vergessen, was ich sagen wollte.«
Mangel an flexiblem Denken
    Die beeinträchtigte exekutive Funktion kann auch die Schwierigkeit beinhalten, sich alternative Problemlösungsstrategien zu überlegen. Harold Stone erklärte mir, dass man das Denken dieser Menschen mit einem Zug auf einem Gleis vergleichen kann. Wenn man auf der richtigen Strecke ist, wird man schnell am Zielbahnhof ankommen, der Lösung des Problems. Manchmal stellen aber Kinder mit Asperger-Syndrom sehr spät fest, dass sie auf einer falschen Strecke fahren oder sie erkennen nicht, dass es einen kürzeren Weg zum Ziel gibt. Die Beeinträchtigung der exekutiven Funktion zeigt sich also in einem Mangel an flexiblem Denken. Normale Menschen können schnell auf Feedback reagieren und ihre Strategien und Denkrichtungen entsprechend anpassen. Ihr Gehirn ähnelt weniger einem Zug auf einer festgelegten Strecke, sondern mehr einem Auto mit Vierradantrieb, das jederzeit die Richtung wechseln und »querfeldein« fahren kann.
Aus Fehlern wird nicht gelernt
    Die Forschung zeigt, dass Kinder mit Asperger-Syndrom oft falsche Strategien weiter verwenden und weniger gut aus ihren Fehlern lernen, selbst wenn sie wissen, dass ihre Strategie nicht funktioniert. 16 Ein Erwachsener erklärte mir, dass er immer das Gefühl habe, die richtige Lösungsstrategie zu benutzen und daher nichts ändern müsse. Er denke: »Das ist doch der richtige Weg, um das Problem zu lösen. Wieso funktioniert das nicht?«, was ihn sehr frustriere. Das erklärt auch, warum viele Eltern und Lehrer berichten, dass das Kind nicht aus seinen Fehlern zu lernen scheint. Tatsächlich handelt es sich dabei um ein Beispiel für die beeinträchtigte exekutive Funktion. Es handelt sich um ein neurologisches Problem – die Funktion der Frontallappen betreffend –, und nicht um den Willen des Kindes.
Beeinträchtigte

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